VERLIEBT IN EINE HEXE | Bewitched
Filmische Qualität:   
Regie: Nora Ephron
Darsteller: Nicole Kidman, Will Ferrell, Shirley MacLaine, Michael Caine, Jason Schwartzman, Heather Burns, Kristin Chenoweth, Jim Turner
Land, Jahr: USA 2005
Laufzeit: 102 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --


JOSÉ GARCÍA
Foto: Sony Pictures

Nachdem in den letzten Jahren in Hollywood „Remakes“ – Neuverfilmungen erfolgreicher Werke der Filmgeschichte – an der Tagesordnung standen („In 80 Tagen um die Welt“, „Im Dutzend billiger“, „The Italian Job“, „Ladykillers“, „Mr. Deeds“, „Solaris“), verfallen nun die großen Studios bei ihrer Suche nach Filmstoffen auf Fernsehserien, die ebenfalls zu den klassischen des Genres gehören.

Im Gegensatz jedoch etwa zur Adaption der bekannten TV-Serie „The Fugitive“ für die große Leinwand („Auf der Flucht“, 1993) hat Regisseurin Nora Ephron mit „Verliebt in eine Hexe – Bewitched“ nicht einfach ein „Remake“ gedreht, sondern darin eine Brechung eingefügt, die einerseits als Hommage an die Fernsehserie angesehen werden kann, andererseits der Handlung ihres Filmes eine neue Ebene hinzufügt. „Verliebt in eine Hexe – Bewitched“ handelt vom abgehalfterten Hollywoodstar Jack Wyatt (Will Ferrell), dessen letzter Kinofilm ein Flop geworden ist, weswegen er seitdem keine Rollenangebote mehr bekommen hat. Die Gelegenheit, in einer Neuauflage der sechziger Jahre-Fernsehserie „Bewitched“ die Rolle des normalsterblichen Darrin zu spielen, der die Hexe Samantha heiratet, stellt sich für ihn deshalb als Rettung seiner angeknacksten Karriere dar.

Damit Jack Wyatt das Comeback richtig gelingt, sucht er eine Schauspielerin mit möglichst unbekanntem Gesicht, die er „an die Wand spielen“ und somit den ganzen Ruhm einheimsen kann. Die einzige Bedingung: Die am liebsten völlig unbekannte Schauspielerin muss die Nase unverwechselbar kräuseln können wie einst die Schauspielerin Elizabeth Montgomery, die in der Fernsehserie aus den sechziger Jahren die Hauptfigur Samantha verkörperte. Denn sowohl für die (fiktiven) Zuschauer der Serien-Neuauflage als auch für die (wirklichen) Zuschauer von Nora Ephrons „Verliebt in eine Hexe – Bewitched“ ist gerade das Nasekräuseln zum Inbegriff der alten Fernsehserie geworden.

Den Gesetzmäßigkeiten von Hollywood-Filmen folgend, trifft Jack rein zufällig in einer Buchhandlung auf die naive Isabel Bigelow (Nicole Kidman), die Jacks Bedingungen hervorragend erfüllt: sowohl die ausgesprochene (sie kann wunderbar wie Samantha alias Elizabeth Montgomery mit ihrer Nase wackeln) als auch die unausgesprochene (Isabel ist im Showgeschäft gänzlich unbekannt, so dass sie Jack die Schau nicht stehlen wird).

Im Gegensatz zum Zuschauer, der bereits in der ersten Szene von „Verliebt in eine Hexe – Bewitched” Isabel in „Mary Poppins“ -Manier auf einem Besen hat landen sehen, weiß Jack allerdings nicht, dass Isabel tatsächlich eine Hexe ist, die sich gerade vorgenommen hatte, mit der Hexerei aufzuhören, um ein ganz normales Leben anzufangen. Da zu ihrer Vorstellung von „normalem Leben“ auch eine Ehe mit einem Normalsterblichen gehört, kommt ihr Jack gerade richtig.

Trotz der vorhersehbaren Liebesgeschichte – junger Mann trifft junge Frau, die beiden verlieben sich ineinander, dann kommt etwas dazwischen, ehe sie sich am Ende doch noch „kriegen“ –, erhebt gerade die Doppelbödigkeit der Handlung „Verliebt in eine Hexe – Bewitched“ über die früheren Liebeskomödien Nora Ephrons „Schlaflos in Seattle“ (1993) und „Email für Dich“ (1998): In ihrem Bemühen, ein normales Leben zu führen, bekommt die „echte“ Hexe Isabel ausgerechnet eine TV-Rolle, um eine Hexe zu spielen, die ein normales Leben führen will.

Zu dieser Doppelbödigkeit trägt etwa auch der als „Film im Film“ eingefügte, liebevoll gestaltete Vorspann zur „neuen“ Fernsehserie bei, der dem Vorspann aus den sechziger Jahren aufs Haar gleicht, Musik inklusive, allerdings in Farbe.

Neben den mit Michael Caine als Isabels Hexenmeistervater und Shirley MacLaine als Altdiva, die in der Serien-Neuauflage die Hexenmutter Endora spielen soll, hervorragend besetzten Nebenrollen besticht Nicole Kidman in dieser für sie ungewohnten komödiantischen Rolle. Nachdem sie in „The Hours“ (2002, siehe Filmarchiv), „Dogville“ (2003, siehe Filmarchiv) oder auch zuletzt in „Die Dolmetscherin“ (2005, siehe Filmarchiv) eine psychische Kranke, eine leidende Frau und das Opfer einer Verschwörung darstellte, kann sie sich hier, meist in Pastellfarben gekleidet, aufgeregt, naiv oder auch einfach schüchtern zeigen.
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