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JOSà GARCÃA Foto: Constantin ![]() In Nablus im Westjordanland sind militärische StraÃensperren an der Tagesordnung. Die Bevölkerung fühlt sich gedemütigt und hilflos, etwa wenn sie die Grenze zwischen Israel und dem Westjordanland passieren will. Viel zu verlieren haben dort die Freunde Sa?d (Kais Nashef) und Khaled (Ali Suliman) nicht, die sich von Radikalen haben anwerben lassen, in Tel Aviv am Körper mitführenden Sprengstoff detonieren zu lassen. In der mit dem Publikumspreis, dem âBlauen Engel für den besten europäischen Filmâ sowie mit dem âFriedenspreis von Amnesty Internationalâ auf den Filmfestspielen Berlin 2005 ausgezeichneten deutsch-französisch- niederländischen Produktion âParadise Nowâ zeigt Regisseur Abu-Assad mit kühler Distanziertheit die Vorbereitungen zum Selbstmordanschlag, die rituellen Waschungen, die Videoaufnahmen mit dem politischen Bekenntnis, den Haarschnitt sowie das Anbringen der Sprengladungen am Leib der âAuserwähltenâ. Als Sa?d und Khaled jedoch bereits beim Grenzübertritt von einer israelischen Militärpatrouille entdeckt werden, müssen sie voneinander getrennt fliehen. Für sie beginnt eine Irrfahrt auf der Suche nach den Hamasleuten, mit einer Bombe um den Bauch, die sie nicht selbstständig entschärfen können. Die beiden fangen an, an der Richtigkeit ihres Tuns zu zweifeln. Sa?d, der als Sohn eines Kollaborateurs gegen die Verachtung seiner Umwelt kämpfen musste und etwas von der Schuld seines Vaters wiedergutmachen will, indem er sein Leben für ein Selbstmordattentat zur Verfügung stellt, wird auf seiner Suche nach den Auftraggebern von Angst und Schuldgefühlen geplagt. Dabei trifft er auf Suha (Lubna Azaba), die Tochter eines verehrten âHamasmärtyrersâ, die noch nicht lange im Westjordanland lebt. Selbst aktiv in einer Menschenrechtsorganisation, weckt sie bei ihm Zweifel an dem Sinn und der moralischen Rechtfertigung von Selbstmordattentaten. Schnörkellos erzählt, schockiert der Film den Zuschauer mit seinen einfachen Mitteln und seiner klaren Filmsprache. Selbstverständlich zeigt er eine einseitige Sicht. Denn âParadise Nowâ beleuchtet nur die Seite der Palästinenser. Trotz des Themas zeichnet sich âParadise Nowâ durch hintergründigen Humor aus, etwa wenn beim Dreh des Bekennervideos mehrmals die Kamera versagt. Wie werden Menschen zu Selbstmord-Attentätern? Das Verstörende an Hany Abu-Assads âParadise Nowâ (2005) besteht gerade darin, dass seine Protagonisten offensichtlich ganz durchschnittlich junge Männer sind. Der Zuschauer beginnt allmählich zu verstehen, warum diese Menschen eine solche Entscheidung treffen, ohne dass er dieselbe Sichtweise einzunehmen gezwungen wird. Denn Abu-Assad enthält sich jeglicher Schuldzuweisung an die eine oder die andere Partei im Nahost-Konflikt. Dadurch, dass der Regisseur Distanz zu den Figuren entwickelt, gelingt ihm der Spagat, Verständnis für die Handlungen dieser jungen Männer zu wecken, und sich gleichzeitig von den verbrecherischen Aktionen zu distanzieren. Dazu tragen in nicht unerheblichem MaÃe auch die interessanten Nebenrollen bei, vor allem Frauenfiguren wie die von Lubna Azaba dargestellte, emanzipierte Suha, oder die von Hiam Abbas verkörperte Mutter Sa?ds. |
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