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JOSà GARCÃA Foto: Concorde Ein GroÃteil des britischen Kinos zeichnet sich durch eine klassische Inszenierung aus, die - so etwa der Spielfilm âLieber Frankieâ (siehe Filmarchiv) - für eine universelle Handlung den passenden zeitlosen Rahmen schafft. Eine gleichmäÃige Kameraführung, ein ruhiger Erzählfluss, ein bis in die Details stimmiges Produktionsdesign gehören dazu, unabhängig davon, ob die Handlung in der Gegenwart oder in der Vergangenheit angesiedelt ist. So auch in Charles Dances Spielfilmdebüt âDer Duft von Lavendelâ nach einer Kurzgeschichte von William J. Locke, das im GroÃbritannien des Jahres 1936 spielt, wo am Rande eines Fischerdorfes an der zerklüfteten Küste Cornwalls die Schwestern Janet (Maggie Smith) und Ursula Widdington (Judi Dench) ein aus kleinen Spaziergängen, Gartenarbeit und Stickereien bestehendes, abgeschiedenes Leben führen. In das geruhsame Leben der ältlichen Schwestern kommt jedoch plötzlich Bewegung, als sie eines Morgens am Strand einen offensichtlich schiffbrüchigen halbertrunkenen jungen Mann (Daniel Brühl) finden, den sie in ihrem Hause mit Hilfe des Dorfarztes gesund pflegen. Weil der Fremde kein Wort Englisch kann, verständigen sich die Gastgeberinnen mit ihrem Gast mit den paar Brocken Deutsch, die sie vor langer Zeit gelernt hatten. Die Begegnung mit Andrzej (Daniel Brühl), der sich als polnischer Geigenvirtuose entpuppt, weckt bei Ursula längst vergessen geglaubte Träume und Gefühle, die jedoch nicht nur durch den unübersehbaren Altersunterschied im Keime erstickt werden, sondern auch durch die Anwesenheit der attraktiven Russin Olga Danilof (Natascha McElhone), die in der Gegend gerade Urlaub macht. Als Schwester des berühmten Geigers Boris Danilof erkennt Olga Andrzejs Talent sofort. Bei allen Unterschieden in der Handlung drängt sich der Vergleich mit einem englischen Spielfilm auf, der ebenso von einer unterdrückten Liebe handelt: Im Jahre 1993 verfilmte James Ivory mit Anthony Hopkins und Emma Thomson in den Hauptrollen Kazuo Ishiguros Meisterwerk âWas vom Tage übrig bliebâ (âThe Remains of the Dayâ), in dem der Butler Stevens die aufkeimende Liebe zur jüngeren Wirtschafterin Miss Kenton verleugnet. Sowohl âWas vom Tage übrig bliebâ als auch âDer Duft von Lavendelâ nehmen sich als ausgesprochene Schauspielerfilme aus, in denen exzellente Darsteller vor prächtiger Kulisse unterdrückte Gefühle in kleinste Gesten und viel sagende Blicken übersetzen. Judi Denchs konzentrierte Spielkunst ist zwar Emma Thomsons Miss Kenton ebenbürtig. Denn Dench füllt ihre Rollen mit einer Würde, die manche Situation vor der Lächerlichkeit bewahrt. Aber sie findet keinen Gegenpart, der mit Anthony Hopkinsâ Butler Stevens mithalten könnte: Zwar konzentriert sich das Drehbuch derart auf die zwei Schwestern, und insbesondere auf Ursula, dass der Figur Andrzejs kaum Raum bleibt, aber Daniel Brühl wirkt in seiner ersten Rolle im internationalen Film merkwürdig blass, auch gegenüber den liebevoll porträtierten Nebenfiguren, allen voran der burschikosen, aber sympathischen Haushälterin Dorcas (Miriam Margolyes). Mag der vielschichtige Roman âWas vom Tage übrig bliebâ von Kazuo Ishiguro, der über die eigentliche Kernhandlung der erstickten Liebe hinaus auch ein sozialkritisches Sittengemälde der Zeit mit allgemein menschlichen Befindlichkeiten verknüpft, der eher eindimensionalen Kurzgeschichte William J. Lockes literarisch haushoch überlegen sein, der eigentliche Unterschied zwischen Ivorys zeitlosem Drama und Dances Spielfilmdebüt liegt indes in der Inszenierung. Setzen die beiden Spielfilme ihre Geschichte in ruhige und sorgfältig komponierte Bilder um, so beweist Ivory einen souveränen Umgang mit dem Erzählrhythmus, der bei Dance zu einem Dahinplätschern verkommt. Was von âDer Duft von Lavendelâ übrig bleibt, ist der zeitlose Charakterfilm, der von zwei grandios aufspielenden Darstellerinnen getragen wird. Insbesondere Judi Dench verleiht der zerfahrenen Handlung groÃe Emotionalität. |
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