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JOSà GARCÃA Foto: Buena Vista International Der klassische âSuspense-Filmâ, für den insbesondere der Name Alfred Hitchcock steht, hat in letzter Zeit durch Spielfilme wie âThe Sixth Senseâ (M. Night Shyamalan, 1999) und âThe Othersâ (Alejandro Amenábar, 2002) eine Renaissance erfahren. Im Hitchcockschen Sinn bedeutet âSuspenseâ freilich nicht nur Spannung; der Begriff schlieÃt darüber hinaus die Unsicherheit ein, die von der Frage nach der ârichtigenâ Wahrnehmung und nach dem Geisteszustand des Protagonisten beim Zuschauer hervorgerufen wird. Alfred Hitchcock entwickelte dieses zweideutige Gefühl mit rein filmischen Mitteln: Kameraeinstellungen zeigen eine irreale Umwelt, rufen bei auch noch so alltäglichen Dingen eine unmittelbare Bedrohung hervor. Diese Stilmittel, die kürzlich von Joseph Rubens âDie Vergessenenâ (siehe Filmarchiv) angewandt wurden, setzt nun ebenfalls Robert Schwentkes âFlightplan â Ohne jede Spurâ ein: Der Film beginnt mit einer langen Plansequenz am Berliner Alexanderplatz, auf die offensichtliche Traumbilder aus der U-Bahn folgen. Auf einer verschneiten nächtlichen StraÃe sieht Kyle Pratt (Jodie Foster) ihren verstorbenen Mann, von dem sie sich gerade im Leichenschauhaus verabschiedet hatte. Die GroÃaufnahme von Kyles Augen sowie die Tabletten, die sie einnimmt, gehören ebenfalls zu den Kunstgriffen, die auf eine gestörte Wahrnehmung hinweisen. Die Triebwerkingenieurin Kyle Pratt begleitet zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter Julia in einem von ihr mitentwickelten Riesenflugzeug den Leichnam ihres verstorbenen Ehemannes auf dem Flug von Berlin nach New York. Mitten im Flug wacht Kyle plötzlich auf ¬â ihre kleine Tochter ist verschwunden. Kyle macht sich auf die Suche nach Julia, aber das kleine Mädchen lässt sich nirgends finden. Die Mutter reagiert zunehmend nervös, sie wird aggressiv, als das Flugpersonal nicht immer ganz verständig antwortet und die Fluggäste immer unruhiger werden. Die Handlung von âFlightplan â Ohne jede Spurâ erinnert an Hitchcocks vorletzten englischen Film âEine Dame verschwindetâ (âThe Lady Vanishesâ, 1938), der â wie der Regie-Altmeister selbst im Jahre 1966 im Interview mit François Truffaut erklärte â auf eine wahre Begebenheit zurückgeht: In âThe Lady Vanishesâ verschwindet im Balkanexpress eine alte Dame auf geheimnisvolle Weise. Die junge Engländerin Iris, die sie im Zug kennen gelernt hatte, macht sich auf die Suche nach der Lady. Als aber alle Fahrgäste leugnen, sie gesehen zu haben, fürchtet Iris, verrückt zu werden. Auch in âFlightplan â Ohne jede Spurâ gelangen der mitfahrende âAir Marshalâ Carson (Peter Saarsgard) und der Flugkapitän (Sean Bean) zu dem Urteil, dass Kyle an Wahnvorstellungen leidet. Nur Kyle kämpft weiter um ihre Tochter. In ihrer Darstellung einer in Panik geratenen, eingeschlossenen Mutter, die ihre Tochter gegen eine unbekannte Bedrohung verteidigt, erinnert Kyle wiederum an Meg Altman in âPanic Roomâ (2002), die letzte von Jodie Foster gespielte Hauptrolle. Nur dass âPanic Roomâ eine stimmige Handlung vorzuweisen hatte, während âFlightplanâ immer abstruser wird. Ebenso wie âDie Vergessenenâ zeichnet sich âFlightplanâ durch Stilbruch aus: In seinem Verlauf steht der Film in keinerlei Zusammenhang mit der anfangs eingeführten âSuspenseâ-Atmosphäre. Ãhnlich âDie Vergessenenâ überzeugt in âFlightplan â Ohne jede Spurâ zwar die glaubwürdig dargestellte Liebe einer Mutter zu ihrem Kind. Wie andere Filme aus diesem Genre trifft jedoch auch für Robert Schwentkes Film zu, was François Truffaut vor beinah vierzig Jahren im erwähnten Interview feststellte: âGeschichten dieser Art sind meistens am Anfang recht aufregend, aber dann flauen sie ab, und meistens wird es, wenn es zur Aufklärung kommt, fürchterlichâ. Obwohl es dank der hervorragenden Kameraarbeit von Michael Ballhausâ Sohn Florian Drehbuchautor und Regisseur gelingt, Spannung zu erzeugen, bleiben sie meilenweit davon entfernt, âSuspenseâ im Hitchcockschen Sinn zu schaffen: Die zeitweilige Unsicherheit beim Zuschauer löst sich in nichts auf. |
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