GOAL! | Goal!
Filmische Qualität:   
Regie: Danny Cannon
Darsteller: Kuno Becker, Tony Plana, Alessandro Nivola, Marcel Iures, Stephen Dillane, Anna Friel, Kieran O'Brien. Gastauftritte der Fußballspieler David Beckham, Raúl González, Alan Shearer, Zinedine Zidane
Land, Jahr: USA 2005
Laufzeit: 118 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S


JOSÉ GARCÍA
Foto: Kinowelt

Als 1990 die Fußballweltmeisterschaft in Italien stattfand, drückten die Veranstalter die Verbindung von Sport und Kultur durch ein besonderes musikalisches Ereignis aus: Am Vorabend des WM-Endspiels, bei dem Deutschland den vorerst letzten Weltmeisterschaftstitel gewann, traten die „Drei Tenöre“ Luciano Pavarotti, Plácido Domingo und José Carreras zum ersten Mal zusammen auf.

In der medial zusammenwachsenden Gesellschaft Anno 2006 liegt es jedoch nahe, König Fußball als die Massen bewegender Sport schlechthin eher mit einem Medium zu verknüpfen, das eine ähnliche Breitenwirkung besitzt wie diese Sportart selbst. So entsteht mit Unterstützung des Welt-Fußballverbandes FIFA zurzeit eine „offiziöse“ Spielfilm-Trilogie zur WM 2006: Diese Woche läuft in den deutschen Kinos der erste Teil mit dem Titel „Goal!“ an, der den Aufstieg eines jungen Mexikaners aus Los Angeles bis zum englischen Premier-League-Verein Newcastle United schildert. Daran soll sich ein zweiter Spielfilm beim prestigeträchtigen Verein Real Madrid anschließen, ehe im dritten Teil die Handlung teilweise bei der WM 2006 in Deutschland spielt.

Der Spielfilm „Goal!“ handelt von einer Aufstiegsgeschichte vom Bolzplatz zum Profiverein, wie sie das Kino – und speziell der „Sportlerfilm“ – häufig erzählt hat. Dass dies heute, da viele Fußballvereine regelrechte Internate unterhalten, etwa der Deutsche Fußballverband Trainingslager für Zwölfjährige veranstaltet, und selbst vierzehnjährige Jungen für teures Geld unter Vertrag genommen werden, kaum mit der Fußball-Wirklichkeit zu tun haben dürfte, soll allerdings nicht weiter stören.

Denn: Wer wollte ausschließen, dass – so die Handlung von „Goal!“ – ein ehemaliger Talentscout (Stephen Dillane) ein großes Fußballtalent im Fußball-unterentwickelten Kalifornien entdeckt, und dass es ihm auch tatsächlich gelingt, den Jungen zu einem Probetraining bei einem englischen Premier-League-Club anzumelden? So kommt Santiago Munez (Kuno Becker), der als Kind mit seiner Familie illegal in die Vereinigten Staaten einwanderte, und bei der von seinem Vater aufgebauten Firma als Gärtner arbeitet, alleine nach England.

Der Dramaturgie des Sportlerfilms folgend, sieht sich Santiago zunächst einmal mit Schwierigkeiten konfrontiert: Der sonnengewohnte Mexikaner/Kalifornier muss zunächst einmal am eigenen Leibe erfahren, dass im knöcheltiefen Matsch kein Fußballspiel mit Dribblingkünsten zu gewinnen ist, und dass die Reservespieler eines Profivereines selbst in einem Trainingsspiel mit dem Ballkünstler nicht gerade zimperlich umgehen. Gut, dass Santiago mit der Hilfe der hübschen Team-Krankenschwester Roz Harmison (Anna Friel) rechnen kann, mit der er nebenbei die obligate Liebesgeschichte erleben darf.

Auch die filmischen Mittel entnimmt „Goal!“ teilweise dem Filmgenre: Wenn etwa Santiago am Strand läuft, erinnern diese Bilder unweigerlich an „Rocky“ alias Silvester Stallone oder auch an die Leichtathleten aus „Die Stunde des Siegers“. Wie aber Fußball auf der großen Leinwand inszeniert werden kann, führte Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ (siehe Filmarchiv) vor, der das WM-Endspiel 1954 millimetergenau rekonstruierte. „Goal!“ verfilmt ebenfalls Spiel- und Trainingsszenen in der ersten englischen Liga, teilweise mit den echten Fußballprofis besetzt, aus dem Inneren heraus: Die Kamera bewegt sich zwischen den Spielern hin und her, was (noch?) keine echte Sportübertragung leisten kann. Dies ist sicherlich in sportlicher Hinsicht der Mehrwert, den „Goal!“ einem mit Bundesliga-, Champions League-, UEFA- sowie Spielen der Nationalmannschaft mit Fußball gesättigten Publikum bieten kann.

Gelang es „Das Wunder von Bern“ die Fußballszenen mit der berührenden Geschichte eines Heimkehrers aus Russland meisterhaft zu verknüpfen, so erweist sich gerade hier die Schwäche von „Goal!“: Der Generationenkonflikt zwischen Santiago und seinem Vater wird zu plakativ dargestellt, die Identitätsprobleme der zweiten Einwanderergeneration kaum angerissen. Ebenso schildert „Goal!“ die Konfrontation des Jugendlichen mit der harten Wirklichkeit des Profisports zu klischeebeladen. So erweist sich „Goal!“ letztendlich als ein schön anzusehender WM-Werbespot in Spielfilmlänge.
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