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JOSà GARCÃA Foto: 3Rosen Filmverleih Im sechzigsten Jahr nach Kriegsende besann sich das deutsche Kino nicht nur auf die letzten Tage Adolf Hitlers und das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft (âDer Untergangâ, siehe Filmarchiv), sondern auch auf diverse Aspekte des deutschen Widerstands. So entstanden die filmisch wie inhaltlich anspruchsvollen Spielfilme âDer neunte Tagâ (siehe Filmarchiv) und âSophie Scholl â Die letzten Tageâ (siehe Filmarchiv). Neben politischen Widerstandsbewegungen, etwa der âRoten Kapelleâ um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack und dem âKreisauer Kreisâ, die übrigens noch der filmischen Aufarbeitung harren, entstanden im nationalsozialistischen Deutschland weitere oppositionelle Gruppen von Jugendlichen, die sich dem Absolutheitsanspruch der Hitler-Jugend widersetzten. Für das Kino verarbeitete der amerikanische Regisseur Thomas Carter in âSwing Kidsâ (1993) die Geschichte dieser hauptsächlich aus der Hamburger Oberschicht stammenden Jugendlichen, die sich durch ihre Kleidung, ihre Musik und ihre Haltung gegenüber dem Ausland von der HJ-Jugend abgrenzten. Auch in Köln versuchten Jugendliche etwa ab 1941/42 sich innerhalb der Uniformierung und zunehmenden Militarisierung der Hitler-Jugend Freiräume zu schaffen. Nach ihrem Erkennungszeichen â einer EdelweiÃanstecknadel â wurden sie von der Gestapo âEdelweiÃpiratenâ genannt. Es waren mehrere tausend Jugendliche, die in der Regel aus dem Arbeitermilieu stammten, und sich in kleineren Gruppen regelmäÃig trafen, aber nicht zu einer übergeordneten Organisation vernetzten. Obwohl im Oktober 1944 im Kölner Stadtteil Ehrenfeld dreizehn Angehörige der EdelweiÃpiraten als Kriminelle zum Tode verurteilt und öffentlich gehängt wurden, brauchte es mehr als sechzig Jahre, bis sie â am 16. Juni 2005 â die offizielle Anerkennung als Widerstandskämpfer erfuhren. Mit dem Titel âEdelweiÃpiratenâ haben die Kölner Niko (Regie) und dessen Ehefrau Kiki von Glasow (Drehbuch) einen Spielfilm gedreht, der nach dessen Welturaufführung im Wettbewerb des Filmfestivals in Montreal/Kanada (26. August bis 6. September) nun im deutschen Kino startet. âEdelweiÃpiratenâ basiert vage auf den Erinnerungen von Jean Jülich, einem der letzten noch lebenden EdelweiÃpiraten, der mit erkennbar Kölschem Akzent auch die Rolle des Off-Erzählers zu Beginn (âSo, ich erzähl jetzt was, was ich eigentlich nie einem erzählen wollte, es wollte ja sowieso auch keiner hören. Aber da ich wohl bald tot bin, sage ich das, was ich zu sagen habe, und die nach mir kommen, können damit machen, was sie wollen ... Ich wirdâ mich an die Wahrheit halten, so gut wie ich kannâ) und am Ende (âIch hab das alles hier erzählt, damit sie nicht vergessen werdenâ) übernommen hat. Der ruppig-trotzige Ton, der aus Jean Jülichs Rahmenerzählung spricht, überträgt sich auf die Inszenierung: schmutzig-bräunliche Farben (âWir waren die Schmuddelkinder des Widerstandsâ, so Jülich), eine nervöse Handkamera, sowie grobkörniges, an Dokumentationen erinnerndes Filmmaterial geben dem Film einen Anstrich spröder Authentizität. âEdelweiÃpiratenâ erzählt von Karl (Iwan Stebunov), dessen Vater an der Ostfront kämpft. Der kleine Bruder Peter (Simon Taal) ist begeistertes Mitglied der HJ, der älteste Otto bereits im Krieg gefallen, er hinterlässt Cilly (Anna Thalbach) sowie zwei kleine, uneheliche Kinder. Aus den âKeilereienâ mit der Hitlerjugend in den zerbombten Hinterhöfen von Köln wird es plötzlich ernst, als Karl und seine Freunde in einem zerstörten Haus auf den schwer verwundeten KZ-Flüchtling Hans Steinbrück (Bela B. Felsenheimer) stoÃen und ihn bei Cilly verstecken. Der überzeugte Widerstandskämpfer spornt die âEdelweiÃpiratenâ zu Sabotageakten an. Als aber die Gestapo zum Gegenschlag ausholt und Cilly mit ihren Kindern in die Schusslinie gerät, muss sich Karl zwischen bewaffnetem Kampf und dem Zurücklassen seiner Familie entscheiden Obwohl sich der Film zum groÃen Teil auf die Rivalität zwischen Karl und Hans um die Liebe von Cilly und später auch um die des jungen Peter konzentriert, und dadurch das eigentliche Sujet etwas in den Hintergrund gerät, beleuchtet âEdelweiÃpiratenâ ohne Pathos ein Kapitel lang vergessener deutscher Geschichte. |
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