HARRY POTTER UND DER FEUERKELCH | Harry Potter and the Goblet of Fire
Filmische Qualität:   
Regie: Mike Newell
Darsteller: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Brendan Gleeson, Ralph Fiennes, Robbie Coltrane, Gary Oldman, Alan Rickman, Maggie Smith, Timothy Spall
Land, Jahr: Großbritannien / USA 2005
Laufzeit: 157 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
Auf DVD: 7/2007


JOSÉ GARCÍA
Foto: Warner Bros.

Das Harry Potter-Marketing läuft erneut auf vollen Touren: Kaum ist der sechste der auf sieben Bände ausgelegten Reihe in den Buchhandel gekommen, läuft schon die vierte Verfilmung im Kino an.

Nachdem bei den ersten zwei Filmadaptionen Kinderfilm-Spezialist Chris Columbus Regie geführt hatte, holten die Produzenten für die dritte Verfilmung („Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, siehe Filmarchiv) den mit so genannten Teenager-Komödien bekannt gewordenen Mexikaner Alfonso Cuarón auf den Regiestuhl. Damit wurde dem Übergang von der Kindheit in die Pubertät Rechnung getragen, den die Hauptfiguren Harry, Ron und Hermine als nunmehr 13-Jährige im dritten Buch durchmachen.

Nun führt erstmals ein Brite bei einem Harry Potter-Film Regie: Mike Newell. Im Gegensatz zum Kinderfilmstil der Columbus-Interpretation der ersten zwei Bände setzt Newell da an, wo Cuarón aufgehört hatte. So fällt die Verfilmung von Band IV „Harry Potter und der Feuerkelch“ dem Charakter des Buches entsprechend teilweise düsterer als je zuvor aus. „Harry Potter und der Feuerkelch“ beginnt mit einem Alptraum. Und in ähnlich naturalistischen Bildern geht es bei der Quidditch-Weltmeisterschaft weiter, als die Gefolgsleute von Lord Voldemort den Zeltplatz angreifen, auf dem sich Harry und seine Freunde aufhalten.

Im Mittelpunkt des vierten Harry Potter-Films steht das sogenannte „Trimagische Turnier“, an dem je ein Vertreter dreier renommierter Zaubererschulen teilnehmen sollen. Obwohl Harry Potter als erst 14-Jähriger eigentlich nicht dafür in Frage käme, wirft der Feuerkelch auch seinen Namen heraus. Nun sieht er sich Verdächtigungen ausgesetzt – sogar seine Freundschaft mit Ron leidet darunter. Die Sensationsreporterin Rita Kimmkorn heizt mit ihren Klatschkolumnen die vergiftete Atmosphäre zusätzlich an.

Zwar wird diese Rolle wie vieles andere auch im Film sehr komprimiert, dieser Seitenhieb auf die Sensationspresse reicht jedoch aus, um eine deutlichere Hinwendung als in den voraufgegangenen Filmen zu allgemein gültigen Fragen anzukündigen. Mehr als in den früheren Filmen werden nun Themen angesprochen, die über die Parallelwelt von Hogwarts hinaus weisen. Besonderen Wert legt dabei Regisseur Newell auf den Herzschmerz der pubertierenden Schüler: Er inszeniert etwa die Tanzstunde, den Schulball, der zur fortgeschrittenen Stunde zur Disco wird, die Bemühungen Harrys um eine Tanzpartnerin, den Auftritt Hermines als an eine Barbie-Puppe erinnernde Ballprinzessin... kongenial zur Vorlage.

Auch die Filmmusik unterstreicht den teilweise romantischen Charakter der Verfilmung. Stammte der Soundtrack zu den ersten drei Harry Potter-Filmen von vorwiegend für epische Musik mitsamt ausgiebigem Fanfaren-Einsatz bekannten John Williams, so komponierte die Filmmusik für „Harry Potter und der Feuerkelch“ Patrick Doyle, ein Spezialist für romantische Filme wie „Sinn und Sinnlichkeit“ oder „Viel Lärm um Nichts“.

Dominieren in den „romantischen“ Szenen farbenfrohe Bilder, so kombiniert sie Regisseur Newell mit Gegenlichtaufnahmen und Landschaftsbildern, in denen die Farbigkeit auf ein Minimum reduziert ist. Allerdings gelingt dem Regisseur die Verknüpfung der verschiedenartigen Szenen zu einer vor allem zu Beginn durch schnelle Schnitte im höchsten Tempo vorangetriebenen einheitlichen Handlung nicht ganz, so dass „Harry Potter und der Feuerkelch“ episodischer als Cuaróns dritte Verfilmung ausfällt.

Den Höhepunkt des vierten Potter-Bandes, das Duell Harrys mit seinem Widersacher Lord Voldemort, inszeniert Newell nahe an „Star Wars“: Wie der Imperator Luke Skywalker auf die „Dunkle Seite“ der Macht zu ziehen versucht, will auch Lord Voldemort Harry für sich einnehmen. Wird Luke von der Liebe seines Vaters von der Bedrohung des Imperators befreit, so stehen auch Harry seine Eltern im Kampf zur Seite. Die Parallelwelten kommen sich näher.

Dadurch wird im entscheidenden Kampf das in allen Harry Potter-Bänden gegenwärtige Hauptmotiv sichtbar: Im Gegensatz etwa zu der „Parallelwelt“ eines Lars von Trier („Manderlay“, siehe Filmarchiv), in der unter Umkehrung christlicher Motive in ihr Gegenteil dem Menschen die Fähigkeit zu sichtlichem Handeln abgesprochen wird, gestaltet sich die Harry Potter-Parallelwelt als ein moralisches Universum, in dem der archetypische Kampf zwischen Liebe und Hass, zwischen Gut und Böse tobt.
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