CHRONIKEN VON NARNIA, DIE. DER KÖNIG VON NARNIA | The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch & the Wardrobe
Filmische Qualität:   
Regie: Andrew Adamson
Darsteller: Georgie Henley, William Moseley, Skandar Keynes, Anna Popplewell, Tilda Swinton, Jim Broadbent, James McAvoy, James Cosmo
Land, Jahr: USA 2005
Laufzeit: 138 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: G
Auf DVD: 4/2006


JOSÉ GARCÍA
Foto: Buena Vista

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, bot C.S. Lewis (1898–1963) einigen Kindern Zuflucht in seinem Haus. Der für den alleinstehenden Oxford-Professor ungewohnte Umgang mit Kindern inspirierte ihn zu einem Kinderbuch, in dem vier Geschwister, die vor den deutschen Luftangriffen auf London aufs Land verschickt werden, im Hause eines verschrobenen Professors durch einen Kleiderschrank in das fantastische Land Narnia gelangen. Die zwei „Adamssöhne“ Peter und Edmund sowie die zwei „Evastöchter“ Susan und Lucy Pevensie helfen dem König von Narnia, dem Löwen Aslan, das geheime Land gegen die böse Weiße Hexe Jadis, unter deren Regiment immerwährender Winter ohne Weihnachten herrscht, befreien.

„Der König von Narnia“ („The Lion, the Witch and the Wardrobe”) erschien 1950. Diesem ersten Band folgten bis zum Jahre 1956 sechs weitere Bücher. Jeder Band erzählt eine in sich geschlossene Handlung. Weil aber „Das Wunder von Narnia“ die Vorgeschichte der Narnia-Welt behandelt, wird dieser 1955 erschienene Band gewöhnlich als „erstes Narnia-Buch“ angesehen. Dass Joanne L. Rowling ihre Harry-Potter-Reihe auf sieben Bände anlegen wollte, geht übrigens auf die Siebenzahl der Narnia-Bücher zurück.

Im Gegensatz zu „Der Herr der Ringe“, den sein Freund John R.R. Tolkien zur gleichen Zeit wie „Die Chroniken von Narnia“ veröffentlichte (1954), findet sich in Lewis’ eine deutliche Allegorie auf den christlichen Glauben – obwohl sich Lewis selbst gegen die Verwendung des Begriffes „Allegorie“ wehrte. In einem Brief an eine junge Leserin schrieb der Autor: „Was Aslans anderen Namen angeht, nun, ich möchte, dass Du ihn errätst. Hat es in dieser Welt niemals jemanden gegeben, der zur gleichen Zeit kam wie der Weihnachtsmann, sagte, er sei der Sohn des Großen Herrschers, sich für die Fehler eines anderen erniedrigen und töten ließ, ins Leben zurückkehrte, manchmal als Lamm bezeichnet wird. Kennst Du wirklich nicht seinen Namen in dieser Welt?“

Weil „Der König von Narnia” nach Ansicht eines der bedeutendsten Kenner und Erforscher der Lewis-Werke im deutschsprachigen Raum, Gisbert Kranz, den besten Einstieg in die ganze Reihe bietet, war es nun folgerichtig, dass die Verfilmung der Narnia-Bücher auch mit „Der König von Narnia“ ansetzt – eine Verfilmung der Superlative, denn mit einem Budget in Höhe von 100 Millionen Dollar stellt „Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia“ die größte Produktion der Walt Disney-Studios aller Zeiten dar.

Mit diesem Budget konnte für die Spezialeffekte des Films Richard Taylors WETA-Team verpflichtet werden, das bereits für die „Der Herr der Ringe“-Trilogie verantwortlich zeichnete. Insgesamt nimmt sich Regisseur Andrew Adamson bei der Inszenierung von „Der König von Narnia“ Peter Jacksons Verfilmung des Tolkien-Epos allzu offensichtlich zum Vorbild.

Bleibt zunächst in den Anfangsepisoden, in der Geschichte um Lucy und den Faun Mr. Tumnus sowie um die Verführung Edmunds durch die Weiße Hexe, der Märchencharakter gewahrt, so übernimmt in der Haupthandlung die für „Der Herr der Ringe“ typische Kameraführung mit ihren Totalen, Adlerblicken und 360°-Schwenks die Oberhand, die von einer ebenfalls an Jacksons Film angelehnten Musik unterstützt wird.

Dass der größte Teil des Budgets für die Spezialeffekte und die Entwicklung von Fantasy-Kreaturen ausgegeben wurde, wird an der finalen Schlacht deutlich. Besonders geglückt ist darüber hinaus die Verknüpfung von Sprache und Charakter bei den Tieren – wenigstens in der Originalfassung. So verleiht die Stimme Liam Neesons dem Löwen Aslan die entsprechende königliche Würde. Insgesamt gelang den Filmemachern die Verknüpfung von majestätischem Eindruck und Güte bei dieser zentralen Filmfigur – im Gegensatz zur Figur der Hexe. Zeigt Tilda Swinton mühelos Kälte, gelingt es ihr jedoch die zur Rolle erforderliche Bosheit kaum. Was hätte etwa Uma Thurman daraus machen können! Unter den Kinderdarstellern ragt die 9-jährige Georgie Henley heraus, die als Lucy gewissermaßen die Hauptrolle spielt. Unter den Erwachsenen zeigt sich Jim Broadbent als Professor Kirke – ein alter ego von C.S. Lewis selbst – trotz seiner kurzen Auftritte gewohnt souverän.

Obwohl sich Andrew Adamsons Verfilmung nicht gerade als Film der leisen Töne herausstellt, und der Regisseur etwa für die im Buch wichtige Empfindung, die bei den Kindern die Nennung des Namens Aslan hervorruft, keine Bilder findet, bleibt der Charakter der Lewis-Erzählung in zwei Hauptpunkten erhalten: Im Opfer Aslans, das bezeichnenderweise in Anlehnung an „Die Passion Christi“ inszeniert wird, sowie in der Geschichte von Verrat, Reue und Bekenntnis Edmunds sowie in der Verzeihung durch den König – eine weitere Allegorie auf die conditio humana als Kind Gottes im Lewis-Märchen.

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