KING KONG | King Kong
Filmische Qualität:   
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Colin Hanks, Jamie Bell, Evan Parke, Kyle Chandler, Andy Serkis, Lobo Chan, John Sumner
Land, Jahr: Neuseeland / USA 2005
Laufzeit: 188 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G


JOSÉ GARCÍA
Foto: UIP

Nach seiner bahnbrechenden, mit insgesamt 17 Oscars ausgezeichneten „Der Herr der Ringe“-Trilogie (2001–2003) wurde darüber spekuliert, ob der neuseeländische Regisseur Peter Jackson weitere Stoffe aus Tolkiens Mythenwelt – etwa „Der kleine Hobbit“ – verfilmen würde. Jackson selbst zeigte zwar Bereitschaft dazu, machte jedoch im März 2005 darauf aufmerksam, dass der Streit um die Filmrechte an „Der kleine Hobbit“ Jahre dauern könne.

Statt die Geschichte eines kleinen Hobbits verfilmte Peter Jackson zunächst einmal erneut die fantastische Geschichte des Riesenaffen „King Kong“. Wie so oft in letzter Zeit greift Hollywood wieder zu einem „Remake“, der Neuverfilmung eines erfolgreichen Werks der Filmgeschichte.

„King Kong“ ist freilich nicht irgendein Filmstoff. Denn diese Filmfigur gehört zu den Urgestalten des Kinos, die wesentlich die Faszination des Mediums begründeten. Als Merian C. Coopers und Ernest B. Schoedsacks „King Kong“ im März 1933 den immer noch erfolgreichsten Filmstart der Kinogeschichte feierte, trat nicht nur eine weitere Figur zu den in den Anfängen des Tonfilms hoch im Kurs stehenden Schauergestalten, etwa „Dracula“ und „Frankenstein“ (1931) sowie „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ (1932), hinzu.

Beruhen diese anderen Paradigmen des Horrorkinos auf literarischen Vorlagen (Bram Stokers „Dracula“, Mary Shelleys „Frankenstein oder der moderne Prometheus“, Robert Louis Stevensons „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“), so ist „King Kong“ eine reine Erfindung des Kinos.

In noch einer weiteren Hinsicht nahm aber „King Kong“ eine besondere Stellung ein: Die erforderlichen Trickaufnahmen – Miniaturfiguren, Modelle, Rückprojektionen – gaben den so genannten Spezialeffekten einen gewaltigen Auftrieb.

Darüber hinaus begründete „King Kong“ einen selbstbezüglichen Zug, den das Hollywoodkino bis heute immer wieder aufgreift. Denn „King Kong“ war ein Film über das Filmemachen. Gerade dieser Aspekt kommt in Jacksons Remake besonders zur Geltung. Zwar sind die Computer-generierten Aufnahmen im neuen „King Kong“ auf dem neuesten Stand der Technik – wie bereits in „Der Herr der Ringe“ und neulich auch in „Der König von Narnia“ zeichnet die Special-Effects-Firma „Weta Digital“ erneut dafür verantwortlich –, aber die Trickaufnahmen bestechen gerade in der Rekonstruktion des New York der dreißiger Jahre.

Von dem bewusst altmodisch gehaltenen Vorspann über die Bilder mit betont zurückgenommener Farbigkeit eines New York, in dem Armut und Prohibition einerseits herrschen, in dem sich aber auch das Showbusiness entfaltet, bis zu den Anfängen der Filmindustrie lässt der Regisseur mit der Unterstützung zeittypischer Musik die dreißiger Jahre auf der Leinwand wieder erstehen.

Mit einer eigenwilligen Mischung aus altmodischer Inszenierung und moderner Kameraführung dekliniert der Regisseur in diesem ersten der drei deutlich voneinander getrennten Akte seines dreistündigen Films die Selbstreferenzialität Hollywoods: Der Filmregisseur Carl Denham (Jack Black) tritt die Flucht nach vorne an, als ihm die Produzenten seines neuen Films den Geldhahn zudrehen wollen. Denham heuert Captain Englehorn (Thomas Kretschmann) an, um ihn nach Singapur zu bringen. Das wahre Ziel seiner Reise ist jedoch die sagenumwobene Schädelinsel, wo er seinen Film zu Ende drehen will. Weil sich aber seine Hauptdarstellerin dieser Gefahr nicht aussetzen möchte, muss er binnen Stunden eine neue Schauspielerin finden. So engagiert er auf der Straße die arbeitslos gewordene Varieté-Künstlerin Ann Darrow (Naomi Watts). Mit einem Taschenspielertrick kann er sogar seinen Drehbuchautor Jack Driscoll (Adrien Brody) an Bord festhalten, damit dieser das Skript während der Fahrt beendet.

In dieser ersten Stunde jongliert Jackson förmlich mit Hollywood-Klischees: mit den nur an das Geld denkenden Produzenten, mit dem von seiner Idee besessenen Regisseur, mit dem selbstverliebten Schauspieler Bruce Baxter (Kyle Chandler) sowie mit dem – buchstäblich – im Käfig eingesperrten Drehbuchautor. Seit Joel Coens „Barton Fink“ (1991) war kein Hollywoodfilm mit dem Mythos Hollywood derart ironisch umgegangen.

Als allerdings nach mehr als einer Stunde das Schiff Scull Island erreicht, wo die wilden Eingeborenen die blonde Schauspielerin dem Riesenaffen King Kong opfern, nimmt die Action überhand: Jackson inszeniert einen „Jurassic Park“, der Steven Spielbergs Szenarium im gleichnamigen Saurierfilm um ein Vielfaches überbietet. Obwohl der dritte Akt – zurück in New York – größtenteils wieder den anfänglichen Charme besitzt, ermüdet der viel zu lange, viel zu redundante Mittelteil.
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