|
||||||||||||||||
JOSà GARCÃA Foto: UIP Nach seiner bahnbrechenden, mit insgesamt 17 Oscars ausgezeichneten âDer Herr der Ringeâ-Trilogie (2001â2003) wurde darüber spekuliert, ob der neuseeländische Regisseur Peter Jackson weitere Stoffe aus Tolkiens Mythenwelt â etwa âDer kleine Hobbitâ â verfilmen würde. Jackson selbst zeigte zwar Bereitschaft dazu, machte jedoch im März 2005 darauf aufmerksam, dass der Streit um die Filmrechte an âDer kleine Hobbitâ Jahre dauern könne. Statt die Geschichte eines kleinen Hobbits verfilmte Peter Jackson zunächst einmal erneut die fantastische Geschichte des Riesenaffen âKing Kongâ. Wie so oft in letzter Zeit greift Hollywood wieder zu einem âRemakeâ, der Neuverfilmung eines erfolgreichen Werks der Filmgeschichte. âKing Kongâ ist freilich nicht irgendein Filmstoff. Denn diese Filmfigur gehört zu den Urgestalten des Kinos, die wesentlich die Faszination des Mediums begründeten. Als Merian C. Coopers und Ernest B. Schoedsacks âKing Kongâ im März 1933 den immer noch erfolgreichsten Filmstart der Kinogeschichte feierte, trat nicht nur eine weitere Figur zu den in den Anfängen des Tonfilms hoch im Kurs stehenden Schauergestalten, etwa âDraculaâ und âFrankensteinâ (1931) sowie âDr. Jekyll and Mr. Hydeâ (1932), hinzu. Beruhen diese anderen Paradigmen des Horrorkinos auf literarischen Vorlagen (Bram Stokers âDraculaâ, Mary Shelleys âFrankenstein oder der moderne Prometheusâ, Robert Louis Stevensons âDer seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hydeâ), so ist âKing Kongâ eine reine Erfindung des Kinos. In noch einer weiteren Hinsicht nahm aber âKing Kongâ eine besondere Stellung ein: Die erforderlichen Trickaufnahmen â Miniaturfiguren, Modelle, Rückprojektionen â gaben den so genannten Spezialeffekten einen gewaltigen Auftrieb. Darüber hinaus begründete âKing Kongâ einen selbstbezüglichen Zug, den das Hollywoodkino bis heute immer wieder aufgreift. Denn âKing Kongâ war ein Film über das Filmemachen. Gerade dieser Aspekt kommt in Jacksons Remake besonders zur Geltung. Zwar sind die Computer-generierten Aufnahmen im neuen âKing Kongâ auf dem neuesten Stand der Technik â wie bereits in âDer Herr der Ringeâ und neulich auch in âDer König von Narniaâ zeichnet die Special-Effects-Firma âWeta Digitalâ erneut dafür verantwortlich â, aber die Trickaufnahmen bestechen gerade in der Rekonstruktion des New York der dreiÃiger Jahre. Von dem bewusst altmodisch gehaltenen Vorspann über die Bilder mit betont zurückgenommener Farbigkeit eines New York, in dem Armut und Prohibition einerseits herrschen, in dem sich aber auch das Showbusiness entfaltet, bis zu den Anfängen der Filmindustrie lässt der Regisseur mit der Unterstützung zeittypischer Musik die dreiÃiger Jahre auf der Leinwand wieder erstehen. Mit einer eigenwilligen Mischung aus altmodischer Inszenierung und moderner Kameraführung dekliniert der Regisseur in diesem ersten der drei deutlich voneinander getrennten Akte seines dreistündigen Films die Selbstreferenzialität Hollywoods: Der Filmregisseur Carl Denham (Jack Black) tritt die Flucht nach vorne an, als ihm die Produzenten seines neuen Films den Geldhahn zudrehen wollen. Denham heuert Captain Englehorn (Thomas Kretschmann) an, um ihn nach Singapur zu bringen. Das wahre Ziel seiner Reise ist jedoch die sagenumwobene Schädelinsel, wo er seinen Film zu Ende drehen will. Weil sich aber seine Hauptdarstellerin dieser Gefahr nicht aussetzen möchte, muss er binnen Stunden eine neue Schauspielerin finden. So engagiert er auf der StraÃe die arbeitslos gewordene Varieté-Künstlerin Ann Darrow (Naomi Watts). Mit einem Taschenspielertrick kann er sogar seinen Drehbuchautor Jack Driscoll (Adrien Brody) an Bord festhalten, damit dieser das Skript während der Fahrt beendet. In dieser ersten Stunde jongliert Jackson förmlich mit Hollywood-Klischees: mit den nur an das Geld denkenden Produzenten, mit dem von seiner Idee besessenen Regisseur, mit dem selbstverliebten Schauspieler Bruce Baxter (Kyle Chandler) sowie mit dem â buchstäblich â im Käfig eingesperrten Drehbuchautor. Seit Joel Coens âBarton Finkâ (1991) war kein Hollywoodfilm mit dem Mythos Hollywood derart ironisch umgegangen. Als allerdings nach mehr als einer Stunde das Schiff Scull Island erreicht, wo die wilden Eingeborenen die blonde Schauspielerin dem Riesenaffen King Kong opfern, nimmt die Action überhand: Jackson inszeniert einen âJurassic Parkâ, der Steven Spielbergs Szenarium im gleichnamigen Saurierfilm um ein Vielfaches überbietet. Obwohl der dritte Akt â zurück in New York â gröÃtenteils wieder den anfänglichen Charme besitzt, ermüdet der viel zu lange, viel zu redundante Mittelteil. |
||||||||||||||||
|