GOOD WOMAN – EIN SOMMER IN AMALFI | A Good Woman
Filmische Qualität:   
Regie: Mike Barker
Darsteller: Helen Hunt, Scarlett Johansson, Tom Wilkinson, Stephen Campbell Moore, Mark Umbers
Land, Jahr: Großbritannien 2004
Laufzeit: 93 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
Auf DVD: 7/2006


JOSÉ GARCÍA
Foto: universum film

So unterschiedlich die zwei Filme sein mögen, die im deutschen Kino zufälligerweise in derselben Woche starten, eins haben „King Kong“ und „Good Woman – Ein Sommer in Amalfi“ gemeinsam: Der jeweilige Anfang spielt im New York der dreißiger Jahre. Und in beiden Spielfilmen unterstützt eine ähnliche Filmmusik die Rekonstruktion des Handlungsortes.

Dort, wo Peter Jackson für sein „King Kong“-Remake ausgiebig den Computer einsetzt, um das Bild einer ganzen Stadt heraufzubeschwören, begnügt sich Mike Barker für seinen „Good Woman – Ein Sommer in Amalfi“ jedoch mit einigen Innen- und mit spärlichen Außenaufnahmen. Vor allem aber zoomt er seine Kamera immer wieder auf die Münder von Mitgliedern der gehobenen Gesellschaft. Nicht ohne Grund. Denn die Filmadaption von Oscar Wildes „Lady Windermeres Fächer – Die Geschichte einer anständigen Frau“ aus dem Jahre 1892 erzählt eine Geschichte von Klatsch und Tratsch in „den besseren Gesellschaftskreisen“.

Für die Leinwand wurde Oscar Wildes Bühnenstück leicht modifiziert: Statt im viktorianischen London siedelt der Regisseur die Handlung im italienischen Amalfi der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts an. Dorthin reist die nicht mehr ganz junge Mrs. Erlynne (Helen Hunt), nachdem sie im genannten Prolog aus New York geradezu fliehen musste, wo sie keinen Kredit mehr besaß. Ihr eilt der Ruf voraus, eine verführerische Frau ohne moralische Grundsätze zu sein, die sich von gutsituierten verheirateten Männer aushalten lässt. Ein gefundenes Fressen für die tratschsüchtige High Society, die an der italienischen Küste Urlaub macht.

In Amalfi macht Mrs. Erlynne zufällig die Bekanntschaft von Lord Windermere (Mark Umbers), dem sie empfiehlt, seiner jungen Frau Meg (Scarlett Johansson) zu ihrem 21. Geburtstag statt Schmuck einen Fächer zu schenken. „Lady Windermeres Fächer“ bringt einen Stein ins Rollen, so dass die Verwechselungskomödie, das ewige Spiel um Schein und Sein beginnen kann. Denn die Femme Fatale geht bald bei Lord Windermere tatsächlich ein und aus, wie die Society im allgemeinen und Contessa Luccino (Milena Vukotic) im besonderen feststellt. Als Meg das Scheckbuch ihres Mannes findet, aus dem regelmäßige Zahlungen in nicht unbeträchtlicher Höhe an Mrs. Erlynne hervorgehen, bricht für sie eine Welt zusammen. Während sich Meg Roberts Freund Lord Darlington (Stephen Campbell Moore) in die Arme wirft, scheint sich Mrs. Erlynne für Lord Augustus „Tuppy“ (Tom Wilkinson) zu interessieren, der ihr bei der ersten Gelegenheit einen Heiratsantrag macht.

Die Gesellschaftskomödie handelt allerdings nur auf den ersten Blick von den Intrigen einer gelangweilten, dekadenten Gesellschaft, deren Mitglieder sich ein Spiel daraus machen, einer tugendhaften Ehe bei ihrem Scheitern zuzusehen. Darüber hinaus versucht Barkers bewusst altmodisch gehaltene Inszenierung, die von Oscar Wilde angesprochenen Themen – Eifersucht, Treue, Kampf der Geschlechter, Vergebung – auf eine allgemeingültige Ebene zu heben.

„Good Woman – Ein Sommer in Amalfi“ wird nicht allein von dem wunderbaren Wortwitz und den bissigen Pointen („Sie dürfen sich nicht selbst schlecht machen – dafür haben Sie ja Ihre Freunde“) sowie den beiläufig ausgesprochenen, tieferen Weisheiten („Jeder Heilige hat eine Vergangenheit, jeder Sünder eine Zukunft“), sondern vor allem von einem glänzend aufgelegten Schauspielerensemble getragen. Die Handlung konzentriert sich auf die Beziehungen zwischen Lady Meg Windermere und Mrs. Erlynne, zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, womit Helen Hunt mit dem ihr eigenen spröden Charme und Scarlett Johansson als naive, junge Frau in den Mittelpunkt rücken.

Gegenüber diesen zwei hervorragenden Aktricen verblassen zwar die unbekannteren männlichen Schauspieler Mark Umbers und Stephen Campbell Moore. Aber auch in der Männerriege ragt ein Darsteller besonders heraus: Nach seinem ausgezeichneten Part des Pfarrers Moore in „Der Exorzismus von Emily Rose“ (siehe Filmarchiv) liefert Tom Wilkinson als verlebter Lebemann, der sich allen Enttäuschungen zum Trotz ein gutes Herz bewahrt hat, erneut eine Meisterleistung der Schauspielkunst.
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