WALK THE LINE | Walk the Line
Filmische Qualität:   
Regie: James Mangold
Darsteller: Joaquin Phoenix, Reese Witherspoon, Ginnifer Goodwin, Robert Patrick, Dallas Roberts, Dan John Miller, Larry Bagby, Shelby Lynne, Tyler Hilton, Shooter Jennings
Land, Jahr: USA 2005
Laufzeit: 136 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
Auf DVD: 11/2006


JOSÉ GARCÍA
Foto: Twentieth Century Fox

Zu den von Hollywood immer wieder bevorzugten Filmgenres gehören Filmbiografien, „Biopics“ genannt. Bei den diesjährigen „Golden Globes“ wurde in der Kategorie Musical/Komödie als bester Film ein solches „Biopic“ über den Countrysänger Johnny Cash ausgezeichnet, der nun im regulären Kinoprogramm anläuft: „Walk the Line“.

Der im Jahre 1932 geborene Johnny Cash komponierte im Laufe seiner langen Musikkarriere mehr als 1500 Songs und verkaufte als einer von ganz wenigen Musikern mehr als 50 Millionen Schallplatten. In seinem Spielfilm „Walk the Line“ konzentriert sich Regisseur James Mangold freilich erwartungsgemäß auf den Abschnitt im Leben des im September 2003 im Alter von 71 Jahren gestorbenen Johnny Cash, der die meiste Dramatik verspricht.

Den Filmtitel entnimmt Regisseur Mangold dem ersten großen Erfolg Johnny Cashs aus dem Jahre 1956 „I Walk the Line“. Eingerahmt vom Johnny Cashs (Joaquin Phoenix) Auftritt im Staatsgefängnis Folsom im Januar 1968, bei dem das mit dem Grammy als bestes Album ausgezeichnete „Johnny Cash At Folsom Prison“ aufgenommen wurde, zeichnet „Walk the Line“ auf der Grundlage von Johnny Cashs Autobiografien „Man In Black“ und „Cash – The Autobiography“ im wesentlichen seinen Lebensabschnitt aus den Jahren 1955 bis 1968 nach.

Besonders eindringlich fängt Regisseur James Mangold das erste Vorsingen Johnny Cashs beim Schallplattenproduzenten Sam Phillips ein, der den Countrysänger unter Vertrag nahm, sowie die ausgedehnten Konzerttouren von Johnny Cash und seinen Weggefährten, darunter Elvis Presley und Jerry Lee Lewis.

Obwohl die Musik naturgemäß eine zentrale Stellung im Film einnimmt, legt Regisseur Mangold sein Augenmerk vor allem auf die zunehmende Tabletten- und Alkoholsucht Johnny Cashs, die ihm im Jahre 1965 eine Verurteilung wegen Drogenschmuggels einhandelte und ihn an den Rand eines Zusammenbruchs führte, sowie auf Cashs anhaltende Liebe zu June Carter (Reese Witherspoon), an der letztlich auch seine Ehe mit seiner ersten Frau Viviane (Ginnifer Goodwin) zerbrach. June Carter wurde dann Cashs zweite Ehefrau, mit der er bis zu deren Tod im Jahr 2003 verheiratet blieb.

Die Beziehung Johnny Cashs zu seiner ersten Frau Vivian Liberto Distin in „Walk the Line“ stieß bei Kathy Cash, einer von Cashs vier Töchtern aus erster Ehe, auf Widerspruch: Die Darstellung, sie habe kein Verständnis für Johnny Cashs Karriere sei „schlicht falsch“: ihre Mutter „liebte seine Karriere und war sehr stolz auf ihn, bis zu dem Zeitpunkt, wo er anfing, Drogen zu nehmen und nicht mehr nach Hause kam“.

Der Film klammert ebenfalls die Rolle aus, die der christliche Glaube für die Heilung Johnny Cashs spielte. Führte ihn seiner Frau auch mit Hilfe des Predigers Billy Graham aus dem Drogensumpf heraus zum Glauben, so ist dies in „Walk the Line“ lediglich in einer kurzen Einstellung vor einer „First Baptist Church“ angedeutet. Dass zu Johnny Cashs Publikum – wie es gegen Schluss heißt – „Kirchgänger“ gehören sollen, erschließt sich dem Zuschauer aus dem Film heraus jedenfalls nicht.

Genretypisch schildert „Walk the Line“ den kometenhaften Aufstieg des Countrysängers, den der Regisseur mit ganz filmischen Mitteln in Bilder umsetzt: Cashs Auftritte finden vor immer größerem Publikum statt. Besonders gelungen ist James Mangold die schöne Montage zum titelgebenden Song „I Walk the Line“. Insbesondere bei den Konzertaufnahmen besticht die glanzvolle Kamera von Phedon Papamichael, die wie in einem Konzertfilm immer in Bewegung bleibt, um ein besonderes Gefühl der Nähe am Geschehen zu vermitteln.

Der dramaturgisch eher konventionell inszenierte Film lebt indes von der grandiosen Darstellung der zwei Protagonisten, die darüber hinaus die Songs selbst singen: Joaquin Phoenix verkörpert mit größter Intensität ein Leben voller Brüche, einen Menschen, der auf der Bühne seine ganze Energie entfaltet, um dann in Depressionen zu verfallen. Reese Witherspoon spielt June Carter glaubwürdig als starke Frau hinter einer weichen Fassade.
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