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JOSÉ GARCÍA Foto: Kinowelt ![]() Pulp Fiction fand einen würdigen Nachfolger in Christopher Nolans Memento (2000), der ebenfalls die Chronologie aufbrach: Memento setzte die Teile eines Puzzles in umgekehrter chronologischer Folge zusammen. Möglichkeiten, eine lineare Erzählstruktur zu durchbrechen, bieten darüber hinaus auch so genannte Mysterythriller, die in scheinbar chronologischer Abfolge Sein und Schein durcheinanderwirbeln. Als Paradebeispiel dieses Genres gilt neben Paul Austers Regiedebüt Lulu on the Bridge (1998) vor allem M. Night Shyamalans The Sixth Sense (1999). Mit ungewohnten Bildperspektiven und ähnlichen Stilmitteln bewegt sich The Sixth Sense stets auf einem schmalen Grat zwischen Realem und Traumhaftem, der erst in der Auflösung des Filmes stimmig zurechtgerückt wird. Marc Forsters Stay, der an der Panorama-Sektion der diesjährigen Berlinale teilnahm und nun im regulären Kinoprogramm angelaufen ist, steht nun in der Nachfolge dieser Spielfilme. Wie in The Sixth Sense steht im Mittelpunkt von Stay ein Psychiater: Sam Foster (Ewan McGregor), der von einer Kollegin den Fall des Kunststudenten Henry Lethem (Ryan Gosling) übernimmt. Henry leidet seit einem Unfall auf der New Yorker Brooklyn Bridge offenbar an Amnesie und Schuldgefühlen, kann andererseits erstaunliche Vorhersagen treffen. Um so besorgter zeigt sich der Psychiater, als Henry ihm eröffnet, an seinem 21. Geburtstag genau um Mitternacht werde er seinem Künstler-Vorbild nacheifern, der den Selbstmord als vollendetes Kunstwerk bezeichnete. Sam Foster bleiben nur noch drei Tage, die Tragödie zu verhindern. Je mehr sich der Psychiater mit dem verwirrenden Leben Henrys beschäftigt, desto mehr gerät sein eigenes Leben aus den Fugen. Sam gefährdet sogar seine Beziehung zu seiner Frau Lila (Naomi Watts), eine Kunstdozentin, die er einst nach einem gescheiterten Selbstmordversuch behandelte die Gemeinsamkeiten mit Henry werden immer offensichtlicher. Mit zunehmender Dauer wird die Grenze zwischen Realität und Wahnwelt immer durchlässiger. Um diese unscharfe Trennung ins Bild zu rücken, findet Kameramann Roberto Schaefer überraschende Kompositionen und Perspektiven. Er zeigt bevorzugt Nahaufnahmen der Figuren, während die Hintergründe eher schillernd, verschwommen erscheinen Noch stärker als durch seine außergewöhnliche Kameraarbeit besticht Stay durch einen hervorragenden Schnitt mit unerwarteten Übergängen und raffinierten Überblendungen, die unterschiedliche Zeitebenen verbinden. Die immer hektischer werdenden Kamerabewegungen und die rasante Montage entwickeln einen eigenen visuellen Stil. Die von Stay aufgeworfenen Themen: Was ist real, was ist lediglich Projektion, was entspringt dem Traum oder einer Halluzination, stellt letztendlich die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit in Frage. Die überraschende, genretypische Auflösung in Stay beantwortet denn auch nicht alle Fragen, die das Vexierspiel aufgeworfen hatte. Aber sie soll sie auch nicht vollständig beantworten. **** DVD-Bonusmaterial Außer den üblichen Trailern und Interviews mit Hauptdarstellern und dem Regisseur bietet es einen wegen des außergewöhnlichen Filmlooks besonders aufschlussreichen Audiokommentar von Regisseur und den für Schnitt, Kamera sowie Design verantwortlichen Crew-Mitgliedern, ein Featurette über die Filmmusik sowie eine angesichts des Filmsujets ausgesprochen relevante Dokumentation. |
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