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JOSà GARCÃA Foto: Concorde ![]() Nachdem Benignis nächster Film âRoberto Benigniâs Pinocchioâ (siehe Filmarchiv) im Jahre 2002, vor allem wegen des überdrehten Spiels Roberto Benignis Schiffbruch erlitt, variiert der italienische Schauspieler und Regisseur in seinem aktuellen Film âDer Tiger und der Schneeâ das Thema seines groÃen Erfolgfilmes âDas Leben ist schönâ, indem er âden Schrecken und den Wahnsinn des Irak-Krieges mit tragikomischen Elementen zu verbindenâ sucht (Filmbewertungsstelle Wiesbaden in ihrem Gutachten zur Verleihung des Prädikats âbesonders wertvollâ). Tatsächlich scheint die Hauptfigur in âDer Tiger und der Schneeâ, der Dichter Attilio de Giovanni (Roberto Benigni), eine Neuauflage des verträumten, romantischen, aber enorm redegewandten Guido aus âDas Leben ist schönâ zu sein, der mit seinen fantasiereichen Einfällen das Herz seiner Angebeteten, der schönen Lehrerin Dora, gewinnt: Attilio schert sich um die Weltpolitik genauso wenig, wie sich Guido um das Heraufziehen von Faschismus und Antisemitismus im Italien des Jahres 1939 kümmerte. Attilio ist Universitätsdozent für Poesie, der letztens eine Sammlung seiner Verse mit dem Titel âDer Tiger und der Schneeâ veröffentlicht hat. Trotz seiner Affäre mit einer jüngeren Kollegin träumt er jede Nacht von der Hochzeit mit seiner angebeteten Vittoria (Nicoletta Braschi). Die reale Vittoria, die als Verlagslektorin mit dem irakischen Dichter Fuad (Jean Reno) an dessen neuem Buch arbeitet, zeigt freilich kein Interesse am Attilios Werben um sie. Als sie zu Fuad nach Bagdad fliegt, wird Vittoria am ersten Tag des zweiten Irak-Krieges verletzt. Attilio schmuggelt sich als falscher Arzt einer Hilfsorganisation in den Irak ein, um für die im Koma liegende Vittoria die fehlende, rettende Medizin in einem völlig zerstörten Land zu finden. Tatsächlich gelingt es ihm, durch einen Posten paranoider, vor Angst zitternder US-Soldaten, die ihn für einen Selbstmordattentäter halten, ins umkämpfte Bagdad zu gelangen. Bereits die erste Sequenz in einer märchenhaft anmutenden Kulisse mit âTeatro Buffoâ-Einlagen, auf die nach einem Schnitt realistische Bilder aus Rom im März 2003 folgen, deutet die Mischung aus Traum- und Realszenen an, die âDer Tiger und der Schneeâ bestimmt. Benigni verknüpft Fantasie mit Wirklichkeit. Die Irak-Kulisse fügt sich ins Bild ein: Der Irak-Krieg liefert Roberto Benigni lediglich die Folie, auf der er eine Liebesgeschichte entfaltet. In âDas Leben ist schönâ porträtierte Benigni einen Vater, der aus Liebe zu seinem kleinen Sohn die Gräuel eines Konzentrationslagers verleugnete. In âDer Tiger und der Schneeâ erzählt der italienische Regisseur und Schauspieler von einem Mann, der mitten in einem unsinnigen Krieg für seine Liebe unter Einsatz seines Lebens zu kämpfen bereit ist. Obwohl Benignis zappeliges, überdrehtes Spiel wie in âPinocchioâ manchmal die Nerven des Zuschauers über Gebühr belastet, gelingt ihm dieser Balanceakt zwischen den Grausamkeiten des Krieges und einer jede Unwägbarkeit besiegenden Liebe. Wenn auch mit seinem neuen Film Benigni die Intensität von âDas Leben ist schönâ nicht erreicht, liest sich âDer Tiger und der Schneeâ erneut wie eine Liebeserklärung an seine Ehefrau und Muse Nicoletta Braschi samt deutlichem Plädoyer für eheliche Treue. Wenn am Filmende mitten in Rom der titelgebende Tiger vom Schnee umweht zu werden scheint, dann liegt auf dieser Szene derselbe Zauber, der die Traumsequenz am Anfang des Filmes bestimmte. âDer Tiger und der Schneeâ wird leitmotivisch von mehreren Interpretationen des Songs âYou Can Never Hold Back Springâ von Tom Waits begleitet, der in Jim Jarmuschs âDown by Lawâ (1986) sowie âCoffee and Cigarettesâ (2003) zusammen mit Roberto Benigni spielte. |
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