WU JI – DIE REITER DER WINDE | Wu ji - The Promise / Mo gik
Filmische Qualität:   
Regie: Chen Kaige
Darsteller: Hiroyuki Sanada, Jang Dong-Kun, Cecilia Cheung, Nicholas Tse, Liu Ye, Chen Hong, Cheng Qian, Quian Bo
Land, Jahr: Hong Kong / China / USA 2005
Laufzeit: 103 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G, X -
Auf DVD: 9/2006


JOSÉ GARCÍA
Foto: 3Rosen

Zu den Filmregisseuren, die in den achtziger und neunziger Jahren das chinesische Kino im Westen bekannt machten, gehört neben Won Kar-Wai und Zhang Yimou insbesondere auch Chen Kaige. In seinem wohl bekanntesten, mit der „Goldenen Palme“ in Cannes 1993 ausgezeichneten Spielfilm „Lebewohl, meine Konkubine“ (1992) sowie in „Der Kaiser und sein Attentäter“ (1999) behandelte Cheng Kaige Sujets aus der chinesischen Geschichte. Chengs letzter Film „Xiaos Weg“ (siehe Filmarchiv) siedelte demgegenüber seine Handlung im Peking der Gegenwart an. Darin prangerte der chinesische Regisseur die Verwestlichung an, die materielle Güter und Erfolg über traditionelle Werte stellt, was laut Chen Kaige zu einer „spirituellen Krise in der heutigen chinesischen Gesellschaft“ geführt hat.

In seinem neuen Film „Wu Ji – Die Reiter der Winde“, der im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale (außer Konkurrenz) seine Europapremiere feierte, besinnt sich Chen Kaige insofern auf chinesische Traditionen zurück, als er seinen ersten „Wuxia“-Film drehte. „Wuxia-Filme“ handeln, mit starken fantastischen Elementen durchsetzt, von chinesischen Schwertkämpfern und Schlachten, die überwiegend an historischen oder pseudohistorischen Schauplätzen spielen. Das Genre besitzt zwar eine lange Tradition in China, im Westen fand es jedoch erst mit Ang Lees „Tiger und Dragon“ (2000) sowie mit den letzten Filmen Zhang Yimous „Hero“ (siehe Filmarchiv) und „House of Flying Daggers“ (siehe Filmarchiv) weite Verbreitung.

„Wu Ji – Die Reiter der Winde“ erzählt von der schönen Prinzessin Qingcheng, deren Schicksal in ihrer Kindheit besiegelt zu sein scheint, als sie auf der Suche nach Nahrung auf einem mit Leichen übersäten Schlachtfeld von einem älteren Jungen gefangen genommen wird, der sie zu seiner Sklavin machen möchte. Auf der Flucht vor ihm begegnet Qingcheng einer Zauberin, der ihr anbietet, eine Prinzessin zu werden. Das Mädchen willigt in den Handel ein, obwohl der Preis sehr hoch ist: „Du wirst jeden Mann verlieren, den du liebst“.

Zwanzig Jahre später ist Qingcheng (Cecilia Cheung) tatsächlich zu einer Prinzessin herangereift, die als Konkubine am Hofe des Königs lebt. Dorthin will sich der mächtige General Guangming (Hiroyuki Sanada) begeben, nachdem er eine gewaltige Schlacht gegen Barbaren mit Hilfe des jungen Sklaven Kunlun (Jang Dong-Kun) gewonnen hat, weil der Königshof von den Truppen des Fürsten des Nordens Wuhuan (Nicholas Tse) belagert wird. Wuhuans Begehren richtet sich allerdings nicht auf militärische Ziele, sondern auf die schöne Konkubine. Geht der König auf die Forderung der Belagerer ein, so gelingt es in letzter Sekunde Kunlun, der nach einem Angriff des mysteriösen „Schneewolf“ (Liu Yeh) auf den General dessen Rüstung angelegt hat, den König zu töten und mit Qingcheng zu fliehen.

Damit sind die fünf Hauptfiguren in diesem Fantasy-Epos etabliert, so dass sich hinter den Elementen des Wuxian-Films mit seinen, den Gesetzen der Schwerkraft trotzenden Schwerterkämpfen eine Dreiecksgeschichte entwickelt, in deren Lauf Qingcheng die wahre Tragik ihres Geschäfts mit der Zauberin erkennen wird. Denn der Bann ihres Zaubers kann nur gebrochen werden, wenn Schnee im Frühling fällt und die Zeit rückwärts läuft, so dass Tote zum Leben erwachen. Chen Kaige bedient sich dabei aus der chinesischen Sagenwelt, um ein Märchen oder „Fantasy“-Epos zu inszenieren.

Wie kein anderer Film seit Zhang Yimous „Rote Laterne“ (1991) dominiert die Farbe Rot die bildgewaltigen Tableaus von „Wu Ji – Die Reiter der Winde“. Nur dass Chen Kaige die Farben nicht derart zu nutzen weiß wie sein Landsmann: Auch „Hero“ und „House of Flying Daggers“ tauchte Zhang in kräftige, strahlende Schattierungen von Rot, Gelb, Orange, Grün und Blau. In „Wu Ji“ unterstützen die gesättigten Farben etwa eines Lavendelfeldes hingegen sowenig die Stimmung wie die in exorbitanten Kamerafahrten wiedergegebenen Kämpfe in den Dienst der Handlung gestellt werden.

Obwohl Chen Kaige ein Budget von etwa 35 Millionen US-Dollar zur Verfügung stand, was „Wu Ji – Die Reiter der Winde“ zum teuersten chinesischen Film macht, kann der Regisseur die im Computer erstellte Animation (CGI), mit deren Hilfe ganze Sequenzen entstanden, kaum richtig einsetzen: Die Übergänge sind häufig sichtbar, die überwältigenden Dekors und Spezialeffekte verselbstständigen sich.

Dennoch: „Wu Ji“ ist ein schön anzuschauendes fantastisches Epos über den Kampf zwischen den Leidenschaften, der kompromisslosen Liebe und der unbarmherzigen Macht des Schicksals.
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