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JOSÉ GARCÍA Foto: Kinowelt ![]() Ähnlich City of God schildert auch Gavin Hoods mit dem Oscar 2006 für den besten nichtenglischsprachigen Film ausgezeichneter Spielfilm Tsotsi den Überlebenskampf von Jugendlichen in einem Ghetto am Rand von Johannesburg. Dort führt Tsotsi (Presley Chweneyagae) eine kleine Gangsterbande an. Der 19-jährige ist für seine Brutalität gefürchtet im Straßenslang des Ghettos bedeutet Tsotsi ja Schläger, Gangster. Denn an seinen Geburtsnamen will er sich lieber nicht erinnern. Eine Kostprobe seiner kriminellen Energie gibt Tsotsi gleich zu Beginn des Filmes: In der U-Bahn ersticht die Bande einen wehrlosen Geschäftsmann kaltblütig. Als sich Tsotsi wenig später von den Nachfragen eines der Bandenmitglieder, des gescheiterten Lehrers Boston, bedrängt fühlt, schlägt Tsotsi seinen Bandenfreund brutal nieder. Der Wendepunkt ereignet sich, als Tsotsi in einem Nobelviertel eine junge Frau niederschießt und mit ihrem BMW davon braust. Erst mitten auf der Flucht bemerkt Tsotsi, dass auf dem Rücksitz ein Baby liegt. Tsotsi ist von der Entdeckung so erschrocken, dass er einen Unfall baut. Schnell steckt er das Kleinkind in eine Papiereinkaufstüte und nimmt es mit nach Hause. Wie soll er jedoch das Baby füttern? Als Tsotsi eine junge Frau mit Baby entdeckt, folgt er ihr in ihre Hütte und zwingt sie mit vorgehaltener Pistole, sein Kind zu stillen. Die neue Verantwortung für den kleinen Erdbewohner zwingt Tsotsi wiederum, sein Leben zu überdenken. Wie es zu diesem Leben kam, verdeutlicht der Regisseur mittels Rückblenden, die Tsotsis schmerzhafte Erinnerungen an seine Kindheit wachrufen: Tsotsis Mutter starb früh an Aids, sein Vater verprügelte ihn ständig. Im Wechsel der düster gehaltenen Bilder, die in den engen Gassen des Ghettos ein Gefühl von klaustrophobischer, bedrückender Enge vermitteln, mit den glanzvollen, hell erleuchteten Cinemascope- Bildern der Großstadt, gelingt Regisseur Gavin Hood eine atmosphärisch dichte Erzählung, die von der ethnischen Musik des aus den Townships von Johannesburg stammenden Kwaito unterstützt wird. Gleichzeitig schafft es aber Hood auch, hin und wieder innezuhalten, um berührende, nie jedoch rührselige Augenblicke festzuhalten etwa, in der Beobachtung des Umgangs der jungen Mutter mit dem Kind. Die große Entdeckung des Filmes ist freilich der junge Hauptdarsteller Presley Chweneyagae, der mit seinem minimalistischen Mienenspiel die Wandlung des anfangs widerlich brutalen Kleinkriminellen glaubwürdig macht. Aber auch Terry Pheto überzeugt als allein erziehende Mutter Miriam, die sich mitten in einer entmenschlichten Umgebung ihre Menschlichkeit bewahrt hat, und dadurch auf den Raufbolden besänftigend wirken kann. Dies alles schildert Gavin Hood indes, ohne in reine Gefühlsduselei abzugleiten, wozu die immer wieder eingestreuten Augenblicke von Situationskomik und die Wortkargheit seiner Figuren, sowie die Authentizität in gleichem Maße beitragen, die sich in Tsotsis weiter bestehende schonungslose Härte (Das Kind gehört mir) ausdrückt. Dennoch: Noch deutlicher als in City of God enthält diese in einer zwar fremden Kultur spielende, aber allgemein gültige Geschichte ein Plädoyer dafür, dass es selbst in einem Leben voller Hass doch noch Hoffnung geben kann. |
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