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JOSÉ GARCÍA Foto: Sony Pictures ![]() Diese Treue gegenüber der Vorlage kommt am besten zu Beginn durch die Parallelmontage der Verfolgung des Louvre-Chefkurators Jacques Saunière mit dem Vortrag, den der Symbolologe Robert Langdon (Tom Hanks) in einem überfüllten Vortragssaal hält, zum Vorschein. Ron Howard nutzt die selten gewährte Drehgenehmigung im Pariser Kunstmuseum dazu, die einmaligen Kunstwerke ins Bild zu setzen. Viel Zeit zum Betrachten der Zeugnisse abendländischer Kunst bleibt dem Zuschauer allerdings nicht. Denn schnell wird der Louvre-Kurator von seinem Mörder eingeholt und niedergeschossen. Saunière schafft es jedoch noch, Hinweise in Form von kryptischen Rätseln zu hinterlassen. Die Polizei ruft Robert Langdon an den Tatort, des Chefkurators Enkelin Sophie Neveu (Audrey Tautou) tritt hinzu. Weil Polizeichef Bezu Fache (Jean Reno) Langdon für den Hauptverdächtigen hält, flieht er aus dem Louvre mit Hilfe von Neveu. Auf der Flucht vor der Pariser Polizei lösen die beiden die Rätsel, die sie zur Aufdeckung des größten Betrugs in der Geschichte der Menschheit führen. Die genretypisch inszenierte, atemlose Jagd quer durch halb Europa führt Robert Langdon und Sophie Neveu zu dem Gelehrten Leigh Teabing (Ian McKellen), der geheime Botschaften in Leonardo Da Vincis Abendmahl entschlüsselt. Bei Teabing erfahren Langdon und Neveu, dass Sophies Großvater der Großmeister des Ordens Prieuré de Sion war, eines Geheimbundes, der angeblich ein Jahrtausende altes Geheimnis hütete. Nach Teabings Vorträgen habe die Kirche im Laufe der Geschichte nicht vor Mord zurückgeschreckt, um dieses brisante Geheimnis unter Verschluss zu halten mittels bläulicher Rückblenden wird dieser durch die Jahrhunderte tobende Kampf von Konstantin über die Kreuzfahrer bis Isaac Newtons Begräbnis ins Bild gesetzt. Im Unterschied zum Roman Sakrileg, bei dem die Protagonisten einen Code nach dem anderen knacken, schreiten Langdon und Neveu auf dem Weg zur Lösung des Geheimnisses durch Dialoge voran. Darin liegt einer der Widersprüche von Ron Howards The Da Vinci Code Sakrileg: Obwohl sich der Regisseur offenkundig auf die Action konzentrieren wollte, kommt er anscheinend nicht umhin, Dan Browns abstruse Thesen durch Teabing und Langdon eins ums andere Mal wiederzugeben. Unfreiwillig komisch wird es jedoch, wenn in einem Film, der dem göttlich Weiblichen Gerechtigkeit widerfahren lassen will, die ahnungslose Frau immer wieder von Männern aufgeklärt werden muss. Dazu gesellt sich eine Dramaturgie, die mit genau denselben billigen Taschenspielertricks arbeitet wie das Buch nur dass sie auf der großen Leinwand viel offensichtlicher wirken. Die im Roman aufgestellten falschen Behauptungen über die Gottheit Jesus Christi, die Rolle der Maria Magdalena, die Kirche und das Opus Dei kommen zwar in der Verfilmung zur Sprache, ja sie werden sogar noch in einem auf die Spitze getriebenen Relativismus gesteigert (menschlich? göttlich? Was ist schon der Unterschied?), gehen aber im Strudel der Da-Vinci-Schnitzeljagd weitgehend unter. Wie ernst die Filmemacher mit all diesen Thesen umgehen, zeigt etwa der selbstironische Hinweis im Presseheft bezüglich des Geheimordens Prieuré de Sion: Dan Brown behaupte zwar, dass dieser Geheimbund tatsächlich existiert, angeblich gegründet 1099. Dies sei jedoch als eine Fälschung aus dem Jahre 1956 entlarvt worden. Was sich so liest, als würde ein Verlag im Vorwort zu einem Buch schreiben, der Beweis für die darin behauptete Hauptthese des Autors sei eigentlich vorgetäuscht. Zum Opus Dei, das im Film wie im Roman eine ziemlich unrühmliche Rolle spielt, weil es vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt, um das Geheimnis, den größten Betrug in der Geschichte der Menschheit zu wahren, schweigt sich das Presseheft jedoch aus. Das Bild aber, das der Film von der Kirche und dem Opus Dei zeigt, weckt die Assoziationen einer machtbesessenen Organisation, die in Saus und Braus lebt: von den nobel residierenden, Billard-spielenden Kardinälen und Bischöfen, die sich lediglich über Geld und Macht unterhalten, über den Opus Dei-Bischof Aringarosa (Alfred Molina), der im Privatjet das Gespräch mit einem Journalisten verdrossen abbricht, bis zu dem Opus Dei-Mönch Silas (Paul Bettany), der freilich als im Grunde bedauernswerter Fanatiker dargestellt wird. Dem Horrorgenre entlehnt Regisseur Ron Howard die Bilder, in denen sich Silas kasteit: Zum Opus Dei fallen ihm offenbar lediglich die reißerischen Vokabeln Bußgürtel und Bußgeißel ein, die der Film genüsslich in Szene setzt. Das in The Da Vinci Code wiedergegebene Bild der (katholischen) Kirche und insbesondere des Opus Dei ist so real wie das Ministerium für Mutanten-Angelegenheiten aus den X-Men-Filmen: Das Wort Ministerium stimmt. Sonst nichts. Ron Howards dialoglastige, teilweise verworrene Inszenierung passt nicht zu den schon hasserfüllten Dialogen gegen die Kirche. Eine Mischung wie Erdbeeren mit Senfsoße es stößt unangenehm auf. |
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