AMERICAN DREAMZ – ALLES NUR SHOW | American Dreamz
Filmische Qualität:   
Regie: Paul Weitz
Darsteller: Hugh Grant, Dennis Quaid, Mandy Moore, Marcia Gay Harden, Chris Klein, Jennifer Coolidge, Seth Meyers, Judy Greer
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 107 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
Auf DVD: 10/2006


JOSÉ GARCÍA
Foto: UIP

In keinem anderen Land bestimmt die mediale Wirklichkeit so sehr die Wahrnehmung wie in den Vereinigten Staaten. Gerne wird in diesem Zusammenhang auf Andy Warhols bekannten Spruch „In Zukunft wird jeder für 15 Minuten berühmt sein“ hingewiesen, mit dem der Pop-Künstler all die Fernsehshows vorhersagte, in denen irgendein neuer „Superstar“ verzweifelt gesucht wird. Ein Stoff, aus dem sich leicht eine Satire machen lässt. Diese liefert Regisseur Paul Weitz in seinem nun im deutschen Kino anlaufenden „American Dreamz – Alles nur Show“, zu dem Weitz ebenfalls das Drehbuch geschrieben hat.

„American Dreamz“ heißt in Paul Weitz’ Spielfilm die erfolgreichste amerikanische TV-Serie, bei der ganz „normale Menschen“ die Chance auf einen Durchbruch als Sänger erhalten. Deren zynischer, gelangweilter Moderator Martin Tweed (Hugh Grant) steht vor dem Beginn einer neuen Staffel. So macht sich sein Team auf die Suche nach Möchtegern-Stars, nach „wirklichen“ Menschen, was allerdings in Tweeds Sprache mit „Spinnern“ übersetzt wird.

In die neue Staffel der „American Dreamz“-Show geschafft hat es diesmal unter anderen die 16-jährige Sally Kendoo (Mandy Moore) mit Hilfe ihre ehrgeizigen Mutter (Jennifer Coolidge), dank insbesondere aber auch der Medienwirksamkeit ihres Freundes, der aus dem Irak-Krieg verwundet zurückkehrte. Mit von der Partie ist ebenfalls der Araber Omer (Sam Golzari), der von islamischen Terroristen zunächst als „Schläfer“ in die Vereinigten Staaten geschickt und in der entscheidenden Phase des Wettbewerbs für den Heiligen Krieg ausgesucht wird, sowie ein jüdischer Rapper.

„American Dreamz – Alles nur Show“ verknüpft allerdings die Medien- mit einer Politiksatire. Der zweite Handlungsstrang konzentriert sich auf den amerikanischen Präsidenten Joe Stanton (Dennis Quaid): Gerade für eine zweite Amtszeit gewählt, fällt er in eine eigenartige Depression. Wochenlang verkriecht er sich, umgeben von Zeitungen und Büchern, in seinem Schlafzimmer, ohne auf die Ermahnungen seiner Frau (Marcia Gay Harden) und des Vizepräsidenten (Willem Dafoe) zu hören, die sich wegen der neuesten Umfrageergebnisse um die Popularität des Präsidenten ernsthafte Sorgen machen.

Da die Öffentlichkeit auf die Abwesenheit des US-Präsidenten mit wilden Spekulationen reagiert, verfällt dessen Stellvertreter auf die Idee eines medienwirksamen Auftritts: Präsident Staton soll als Ehrenjuror bei der Endrunde von „American Dreams“ vor den Augen der gesamten Nation erscheinen.

Obwohl Willem Dafoe als Persiflage von Dick Cheney und Dennis Quaid als George Bush-Karikatur überdeutlich gezeichnet werden, erhält vor allem die Figur des Präsidenten Staton durchaus eigenständige Züge, die auf das mimische Spiel Dennis Quaids zurückzuführen sind.

Werden zwar die unterschiedlichen Erzählstränge mit all den dazu gehörigen Nebenhandlungen nicht ganz zu einer Einheit zusammengefügt, so überzeugt Regisseur Weitz aber, nicht nur weil er immer wieder Pointen herausarbeitet, sondern auch weil es ihm gelingt, „statt billigem Klamauk“ doch noch „eine dramaturgisch sauber und stringent inszenierte Story mit überraschenden Entwicklungen“ zu bieten (so die Filmbewertungsstelle bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“).

„American Dreamz – Alles nur Show“ liefert eine Satire auf das banale Realityshows-Fernsehen mit seinem medialen Wirklichkeitsersatz, aber auch ganz allgemein auf Geltungssucht und das Streben nach schnellem Erfolg. Darüber hinaus karikiert Paul Weitz’ Spielfilm gerade die Kehrseite des „amerikanischen Traums“, indem er den hochdekorierten Soldaten, den Präsidenten der Nation als Respektperson sowie das „nette Mädchen von nebenan“ bloßstellt. Nichts entgeht Weitz’ Satire. Selbst die islamischen Terrorzellen werden der Lächerlichkeit preisgegeben.

Paul Weitz gelingt eine unterhaltsame Parodie, ohne sich jedoch auf die Ebene der Plattheiten zu begeben, die er selbst anprangert.
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