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José García Foto: UIP ![]() Nun hat der 1943 geborene Regisseur Michael Mann eine der bekanntesten Fernsehserien der achtziger Jahre für die Kinoleinwand adaptiert: Miami Vice, bei der er damals als ausführender Produzent und teilweise auch als Drehbuchautor selbst beteiligt war. In den 108 in den Jahren 1984 bis 1989 ausgestrahlten Folgen von Miami Vice kämpften im Urlauberparadies die Polizisten Sonny Crockett und Ricardo Rico Tubbs gegen ein undurchdringliches Netz von Korruption, Drogen- und Waffenhandel. Sie schleusten sich häufig in die Unterwelt ein, um die Verbrecherorganisationen von innen her zu zersetzen. Dass es den Polizisten nicht immer leicht fällt, dabei die Übersicht zu behalten und auf der richtigen Seite zu bleiben, gehörte schon immer zu den Ambivalenzen dieser TV-Serie. Die zwei Hauptfiguren und diese Elemente verarbeitet nun Michael Mann zu einem episch angelegten, mit Nebenhandlungen überfrachteten Spielfilm: Sonny Crockett (Colin Farrell) und Ricardo Tubbs (Jamie Foxx) arbeiten als verdeckte Ermittler für das FBI, um einer Bande Drogendealer das Handwerk zu legen. In seiner klassischen Exposition macht der Film bald deutlich, dass es beim FBI ein Leck geben muss, nachdem zwei Undercover-Agenten ermordet wurden. Crockett und Tubbs lassen sich deshalb auf Umwegen als Drogenkuriere in die Organisation des kolumbianischen Drogenbarons Jesús Montoya (Luis Tosar) einschleusen. Nachdem ein erster Probetransport erfolgreich abgewickelt werden konnte, hoffen die Polizisten mit der nächsten Ladung an die Großempfänger in Miami heranzukommen. Doch Montoyas rechter Hand José Yero (John Ortiz) misstraut den beiden Amerikanern, insbesondere als er von der Affäre zwischen Crockett und Montoyas kubanisch-chinesischer Frau Isabella (Gong Li) erfährt. Diese Liebesgeschichte ist allerdings nicht bloß ein Nebenstrang in der Handlung von Miami Vice, denn darin manifestiert sich der Zwiespalt in der Persönlichkeit des Undercover-Polizisten, der auf beiden Seiten agieren muss. Bleibt der Regisseur in dieser Hinsicht der TV-Serie treu, so fallen die optischen Unterschiede um so deutlicher ins Auge. Die Fernsehserie war vor allem eins: knallbunt nicht nur wegen der Flamingos im Vorspann. Wie bereits in Collateral (siehe Filmarchiv) macht Regisseur Mann von den grobkörnigen, aber zugleich detailgenau in HD-Digitalvideo gefilmten Einstellungen ausgiebig Gebrauch, so dass die hellen, pastellfarbenen Bilder der Fernsehserie einem in allen Schattierungen brillant ausgeleuchteten Schwarz Platz gemacht haben. Seit Jim Jarmuschs Stranger Than Paradise (1983) hatte wohl kein Filmregisseur ein so düsteres Bild von Florida geboten. Im Unterschied zu Collateral gelingt Michael Mann in Miami Vice indes keine Charakterzeichnung der Hauptfiguren Crockett und Tubbs. So lässt er etwa in der Schwebe, inwieweit sich Crockett von der in der Liebesgeschichte angedeuteten Faszination eines amoralischen kriminellen Lebens angezogen fühlt. Der Zynismus, der in Collateral noch den Verbrecher auszeichnete, scheint in Miami Vice auf alle Figuren übergegriffen zu haben. Woran sich beide Lager eine Polizei, die nicht immer frei ist von Korruption, und die global operierende Drogenmafia voneinander unterscheiden, bleibt im Spielfilm Miami Vice letztlich offen. |
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