GOOD BYE, LENIN ! | Good Bye, Lenin!
Filmische Qualität:   
Regie: Wolfgang Becker
Darsteller: Daniel Brühl, Katrin Sass, Chulpan Khamatove, Maria Simon, Florian Lukas, Alexander Beyer
Land, Jahr: Deutschland 2002
Laufzeit: 121 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S


JOSÉ GARCÍA


Manche Filme leben von einem witzigen Einfall. Ein gutes Beispiel dafür lieferte etwa Woody Allen mit „Schmalspurganoven“ (2000): Um einen Tunnel zur Bank unbemerkt bauen zu können, mietet ein Kleinverbrecher eine leer stehende Pizzeria an, in der zur Verschleierung des Planes seine Frau selbst gebackene Kekse verkaufen soll. Der Tunnelbau der geistig minderbemittelten Möchtegern-Einbrecher scheitert kläglich; dafür werden die Kekse zum absoluten Verkaufs-Hit, so dass die Schmalspurganoven bald über ein Süssigkeiten-Imperium herrschen. In „Good Bye, Lenin!“ entfaltet der deutsche Regisseur Wolfgang Becker ebenfalls einen witzigen Einfall: Die mit der DDR bedingungslos identifizierte Christiane Kerner fällt im Oktober 1989 ins Koma. Als die Ostberlinerin acht Monate später aufwacht, hat sie die Wende schlichtweg verpasst. Während sich die Verwestlichung Ost-Berlins in vollem Gange befindet, gaukelt ihr Sohn Alex ihr den Fortbestand der DDR vor.

Zunächst braucht er lediglich holländische in ein Glas Spreewalder Gurken und sonstige Westlebensmittel in alte Ostverpackungen umzufüllen. Schwieriger wird es allerdings, als es der Mutter wider Erwarten besser geht, und sie Fernsehnachrichten sehen will. Was freilich der Story zum grotesken Höhepunkt verhilft: Zusammen mit seinem Freund Denis, der Filmemacher werden will, inszeniert Alex TV-Fälschungen der „Aktuellen Stunde“, einschliesslich der „Nachricht“, der ehemalige Kosmonaut Sigmund Jähn sei zum neuen Staatsratsvorsitzenden der SED erklärt worden.

Zwar braucht „Good Bye, Lenin!“ ziemlich lange, bis die eigentliche Geschichte ins Rollen kommt. Dem Regisseur indes gelingt es, eine schwierige Balance zu halten: Mit viel Witz und einem durchaus kritischen Unterton zeigt Wolfgang Becker, wie der konsumversessene Westen manchen DDR-Bürger förmlich überrollt, ohne deshalb in „Ostalgie“ zu schwelgen. Gerade in den – leider nicht allzu häufigen – Augenblicken, in denen diese „Ostalgie“ selbst auf die Schippe genommen wird, zeigt der Film richtig Esprit.

Filmen, die von einer einzigen geistreichen Idee leben, geht leicht die Luft heraus. Ein Lied davon könnte auch Woody Allen mit „Schmalspurganoven“ singen, dessen Story im zweiten Teil einfach dahin plätschert. Um dem zu entgehen, verknüpft Wolfgang Becker die Groteske mit einer tragischen Familiengeschichte, bei der der in den Westen geflohene Vater ein nie überwundenes Trauma auslöste.

„Good Bye, Lenin!“ wurde auf der Berlinale-Pressevorführung mit aussergewöhnlich viel Lachen und anhaltendem Applaus bedacht.

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