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José García Foto: Schwarz Weiss Filmverleih ![]() Erschloss Die Geliebte des französischen Leutnants die zweite, die zeitgenössische Ebene erst, nachdem sich der Zuschauer in einem Kostümfilm wähnte, so beschreitet der italienische Regisseur Giuseppe Piccioni in seinem nun anlaufenden Film Das Leben, das ich immer wollte (La vita che vorrei) den umgekehrten Weg. Die Vermischung der beiden Ebenen behält Piccioni jedoch bewusst bei, was sich schon im etwas irritierenden Umstand äußert, dass Piccionis Spielfilm genau denselben Titel wie der Film im Film trägt. Mit Probeaufnahmen für dieses im 19. Jahrhundert angesiedelte, ebenfalls Das Leben, das ich immer wollte betitelte Gesellschaftsdrama beginnt nun Piccionis Film: mit einer Großaufnahme Lauras (Sandra Ceccarelli), die für die Rolle in dem Kostümfilm vorspricht. Sie sitzt frontal vor der starren Kamera, eine Stimme aus dem Off spricht zu ihr. Dann betritt Stefano (Luigi Lo Cascio) den Set und die unterschiedlichen Arbeitsmethoden der beiden Schauspieler werden sofort deutlich. Denn während der bekannte Star Stefano routiniert seine Rolle als Lorenzo spielt, geht die Nachwuchsschauspielerin Laura völlig in ihrer Figur auf. Regisseur Luca gefällt diese Art allerdings offensichtlich so sehr, dass Laura die ursprünglich für Stefanos Freundin Chiara (Galatea Ranzi) vorgesehene Rolle der Leonora bekommt. Die unterschiedliche Einstellung zur Schauspieltechnik setzt sich während der Dreharbeiten fort: Während Stefano den allzu eng sitzenden Kragen aus dem 19. Jahrhundert jeden Abend nach dem jeweiligen Drehtag einfach ablegen kann, muss Laura ihre künstlich verlängerten Haare für die Dauer der gesamten Dreharbeiten behalten. Dass einmal Laura aus dem Set des Films im Film hinauseilt und plötzlich in einer zeitgenössischen Stadt im vollen Eleonora-Kostüm steht, verdeutlicht ebenfalls, dass sich der fließende Übergang, das Ineinandergreifen von Fiktion und Realität bei Laura stärker gestaltet als bei Stefano. Stehen etwa bei Die Geliebte des französischen Leutnants die Parallelen zwischen den beiden Erzählebenen im Mittelpunkt, so ist Das Leben, das ich immer wollte eher ein Film darüber, wie unterschiedlich Schauspieler Leben und Fiktion auseinanderhalten. Folgerichtig macht Piccioni den Film im Film mit seinen opulenten, aufwändig gestalteten Bildern stets als Set sichtbar. Das Leben, das ich wollte konzentriert sich auf die Liebesgeschichte zwischen den echten Schauspielern Laura und Stefano, die sich im Laufe der Dreharbeiten zum Kostümfilm entwickelt. Nach anfänglicher Verliebtheit wird Stefano allerdings bald eifersüchtig auf seine junge Kollegin, weil sie binnen kurzem mehr Aufmerksamkeit erregt als er, der einst gefeierte Star. Wie Laura selbst damit umgeht, ob sie tatsächlich dem ganzen Rummel gleichgültig gegenübersteht, wie sie anfänglich tut, ob sie jedoch alles, eben auch die Affäre mit Stefano, in den Dienst ihrer Karriere stellt, bleibt offen. Dazu spielt Giuseppe Piccioni wie bereits in Licht meiner Augen (siehe Filmarchiv) die geheimnisvolle Aura, die Hauptdarstellerin Sandra Ceccarelli besitzt, voll aus. Zwar befasst sich Das Leben, das ich wollte dadurch auch kritisch mit den Mechanismen des Filmbetriebs, mit der Geschäftemacherei und dem Kalkül von Filmemachern. Aber dies bleibt eher eine Randbemerkung in Piccionis Film. In der Nachfolge von Licht meiner Augen (2001), den Giuseppe Piccioni mit denselben Hauptdarstellern Sandra Ceccarelli und Luigi Lo Cascio drehte, liefert Das Leben, das ich immer wollte erneut eine filmische Studie über die Chancen der Liebe in der modernen Welt. |
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