BOURNE VERSCHWÖRUNG, DIE | The Bourne Supremacy
Filmische Qualität:   
Regie: Paul Greengrass
Darsteller: Matt Damon, Franka Potente, Joan Allen, Brian Cox, Julia Stiles, Karl Urban, Gabriel Mann
Land, Jahr: USA / Deutschland 2004
Laufzeit: 108 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G +


José García
Foto: UIP

Als vor zwei Jahren „Die Bourne Identität“ (siehe Filmarchiv) ins Kino kam, wurde der Film als eine Wiederbelebung des Agenten-Thrillers aus längst vergangenen Kalter-Krieg-Tagen gefeiert. In seiner Inszenierung erinnert „Die Bourne Identität“ an Agentenfilme im Stil der siebziger Jahre wie „Die drei Tage des Condor“ (Sydney Pollack, 1975). Kein Wunder, denn Robert Ludlums (1927-2001) Romanvorlage zu diesem Spielfilm stammte tatsächlich aus den Zeiten des Kalten Krieges (1980).

„Die Bourne Identität“ erzählte vom ehemaligen CIA-Killer Jason Bourne (Matt Damon), der nach einem missglückten Attentatsversuch an Amnesie leidet. Von der CIA quer durch Europa gejagt, versucht Jason Bourne mit Hilfe der deutschen Studentin Marie (Franka Potente), seine Identität zu erfahren. Am Ende vom ersten Bourne-Film war es Jason gelungen, sich seiner Verfolger zu entledigen und mit Marie ein neues Leben im Untergrund zu beginnen. „Die Bourne Identität“ ließ allerdings einige Fragen zum Hintergrund des Treadstone-Programms offen, in dessen Rahmen Jason Bourne zum Killer ausgebildet wurde. Genug Stoff also für eine Fortsetzung von Jason Bournes Suche nach seiner vergessenen Vergangenheit.

Der neue Bourne-Film „Die Bourne Verschwörung“ („The Bourne Supremacy“) basiert wiederum auf einem Robert Ludlum-Roman („Das Bourne Imperium“, 1986). Zwar führt statt Doug Liman beim zweiten Bourne-Film Paul Greengrass Regie, der vor zwei Jahren mit „Bloody Sunday“ die Berlinale gewann, aber für das Drehbuch, die Kamera, den Schnitt und die Musik sorgt dasselbe Team wie beim ersten Bourne-Film.

„Die Bourne Verschwörung“ knüpft an den ersten Film an: Jason Bourne lebt mittlerweile zusammen mit Marie in Indien, doch mit der Idylle ist es vorbei, als ein Fremder auftaucht, der ihm auf den Fersen ist. Zur gleichen Zeit wird nach einer fehlgeschlagenen Mission in Berlin, die zwei CIA-Mitarbeiter das Leben kostete, der Verdacht auf Bourne gelenkt. Die Chefin dieser Aktion, CIA-Abteilungsleiterin Pamela Landy (Joan Allen), beginnt im Zuge der Ermittlungen Nachforschungen über Jason Bourne anzustellen – gegen den Willen ihres Kollegen Ward Abbott (Brian Cox), der das Treadstone-Programm für endgültig abgeschlossen erklärt.

Im Agentenfilm spielen die Schauplätze eine wichtige Rolle. Wie bereits „Die Bourne Identität“ wechselt „Die Bourne Verschwörung“ schnell von einem Ort zum andern. Allerdings nimmt Berlin dabei eine herausragende Stellung ein. Produzent Frank Marshall erklärt die Wahl als kleine Hommage an den Schauplätzen des Kalten Krieges aus Ludlums Romanvorlagen: „Wir konnten den Film an einem Ort ansiedeln, der im wahrsten Sinne des Wortes der Mittelpunkt des Kalten Krieges war. Es ist die Spionage-Stadt schlechthin.“ Der Film wechselt von schönen, quasi dokumentarischen Plansequenzen dieser Schauplätze zu actiongeladenen, schnell geschnittenen Szenen hin und her. Ähnlich der Verfolgungsjagd durch die Pariser Straßen im ersten Film findet in der Fortsetzung eine spektakuläre Verfolgungsszene in den Straßen der russischen Hauptstadt statt, die in ausgebleichten Farben besonders unwirtlich wirkt.

Für diese Autojagd wurde eine fahrbare Kameraplattform eingesetzt, die es erlaubt, bei einer rasanten Fahrt mit schnellen Wenden und abrupten Stopps unmittelbar ins Geschehen einzutauchen. Zusammen mit schnellen Schnitten ergibt diese Technik eine hochmoderne Filmsprache, die allerdings auf den Zuschauer bisweilen etwas anstrengend wirken kann.

In „Die Bourne Verschwörung“ erfährt Jason Bourne einiges über sich selbst: Er weiß, dass er ein Auftragsmörder (gewesen) ist. Nach Regisseur Greengrass „eröffnen sich ihm grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Rache oder Buße. Er beginnt seine Reise eigentlich aus einem Rachegefühl heraus, stellt jedoch sehr bald fest, dass er nur überleben kann, wenn er seine Schuld sühnt.“

Selten erreicht die Fortsetzung eines Filmes die Qualität des Originals. „Die Bourne Verschwörung“ schafft es – auch deshalb, weil er auf eine literarische Vorlage zurückgreifen kann. Auf den Abschluss der Trilogie von Robert Ludlum darf man gespannt sein.
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