CASINO ROYALE | Casino Royale
Filmische Qualität:   
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Daniel Craig, Eva Green, Mads Mikkelsen, Caterina Murino, Judi Dench, Jeffrey Wright, Giancarlo Giannini, Ivana Milicevic, Clemens Schick, Jürgen Tarrach
Land, Jahr: USA / Großbritannien 2006
Laufzeit: 145 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: G ++, S
im Kino: 11/2006
Auf DVD: 3/2007


José García
Foto: Sony Pictures

„Zurück zu den Ursprüngen“ lautete die Devise etwa, als Christopher Nolan in „Batman Begins“ (siehe Filmarchiv) die Hintergrundgeschichte Batmans schilderte.

Nach 20 James Bond-Filmen kehrt die „erfolgreichste Kinoserie der Filmgeschichte“ ebenfalls zu ihrem Ursprung zurück. Denn der nun im Kino anlaufende „Casino Royale“ verfilmt den ersten der Bond-Romane von Ian Fleming aus dem Jahre 1953. Er zeigt James Bond kurz vor dem Erhalt des sogenannten 00-Agentenstatus. Daraus wurde der berühmte „Agent 007“.

Das Herzstück des Films, auf das sich der Filmtitel bezieht, findet im Casino von Montenegro statt. Dort kommt es am Pokertisch zum großen Duell zwischen James Bond (Daniel Craig) und dem Bankier Le Chiffre (Mads Mikkelsen, einfach grandios), der Terroristenorganisationen in aller Welt finanziert. Bei diesem Pokerspiel soll James Bond den Terrorfinanzier besiegen, um ihn finanziell zu ruinieren.

Doch bis es dazu kommt, vergeht zunächst einmal die erste Stunde des Films, die der Einführung der neuen James Bond-Figur gewidmet ist, und in der sich die Handlung an sechs verschiedenen Orten abspielt: von Prag über Uganda, Madagaskar, London und Bahamas bis Miami. Spielortwechsel gehören nun einmal zum Actionfilm. Und „Casino Royale“ ist ein durch und durch Actionfilm. Insbesondere die spektakulären Verfolgungs- und Kampfszenen auf einem Stahlträgergerüst einer Hochhausbaustelle in Madagaskar zeigen den aktuellen Stand der Technik im Action-Kino, von der 360-Grad-Kameraführung aus der Vogelperspektive bis zu schwindelerregenden Sprüngen, die an „Matrix“ erinnern.

Beim entscheidenden Pokerturnier in Montenegro bekommt James Bond Unterstützung vom lokalen Agenten Mathis (Giancarlo Giannini) und der Vertreterin des britischen Schatzamtes Vesper Lynd (Eva Green). Sie soll darauf achten, dass Bond nicht durch Unvorsichtigkeit zu viele Steuergelder verschwendet.

Dass die Beziehung zwischen Bond und Vesper in „Casino Royale“ eine herausragende Stellung einnimmt, überrascht natürlich nicht. Im Unterschied zu den meisten der bisherigen so genannten „Bond girls“, die bloß zu dekorativen Zwecken eingesetzt wurden, ist Eva Green jedoch nicht nur ein gleichwertiger Gegenpart, sondern in manchen Szenen Daniel Craig schauspielerisch durchaus überlegen.

Seit Sean Connery im Jahre 1962 zum ersten Mal James Bond verkörperte („James Bond 007 jagt Dr. No“), sind nun fast 45 Jahre vergangen. In der Zwischenzeit fiel allerdings ein zentrales Element dieser Serie weg. „Ich vermisse den Kalten Krieg“, seufzt etwa Judi Dench als Geheimdienstchefin „M“ in einer der ersten Szenen. Damit James Bond nicht zu einer anachronistischen Figur wird, haben Regisseur Martin Campbell und die Drehbuchautoren Neal Purvis, Robert Wade und Paul Haggis die Serie modernisiert, wobei sich der Einfluss der „Bourne“-Filme („Die Bourne Identität“, „Die Bourne Verschwörung“, siehe Filmarchiv) bemerkbar macht. Statt Spionage zu betreiben, kämpft James Bond nun gegen Hintermänner des Terrorismus. Der Feind beschäftigt sich auch nicht mit dem Bau von irgendwelchen Weltvernichtungswaffen. Deswegen ist James Bond in „Casino Royale“ auf seine eigenen Fähigkeiten angewiesen. So entwickelt sich James Bond von einer „Waffe auf zwei Beinen“, wie ihn „M“ zu Beginn nennt, zum Agenten mit Hirn und Gefühl.

Allerdings ist der Preis, den er anfangs bezahlen muss, sehr hoch: In halbdokumentarischen Schwarz-Weiß-Bildern zeigt „Casino Royale“, wie der einfache Geheimdienstmitarbeiter Bond seine ersten beiden Morde verübt, um den so genannten Doppel-Null-Status zu erreichen. Die Kaltblütigkeit, mit der James Bond die ersten zwei Menschen töten, lässt den Zuschauer erschaudern. „Macht es Ihnen nichts aus, diese Leute umzubringen?“, wird ihn später Vesper Lynd fragen. Seine Antwort: „Wenn es so wäre, dann wäre ich nicht besonders gut in meinem Job“, antwortet er. Sicherlich ist ein Fiktionswerk moralisch anders zu bewerten als ethische Fragen im wirklichen Leben, etwa im Bereich der Stammzellenforschung. Aber auch hier gilt: Aus einer schlechten Handlung kann niemals eine gute Tat hervorgehen.

„Casino Royale“ zeigt mit atemberaubender Action den Ursprung des bekanntesten Agenten der Filmwelt. Folgerichtig fällt der berühmte Satz „Mein Name ist Bond, James Bond“ nicht am Anfang, sondern erst ganz zum Schluss.
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