ES BEGAB SICH ABER ZU DER ZEIT... | The Nativity Story
Filmische Qualität:   
Regie: Catherine Hardwicke
Darsteller: Keisha Castle-Hughes, Oscar Isaac, Hiam Abbass, Shaun Toub, Alexander Siddig, Said Amadis, Ciaran Hinds, Shohreh Aghdashloo
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 90 Minuten
Genre: Historische Filme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2006
Auf DVD: 12/2007


José García
Foto: Warner Bros.

Der erhebliche kommerzielle Erfolg von Mel Gibsons „Die Passion Christi“ (siehe Filmarchiv) insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo der Film an elfter Stelle der „ewigen Rangliste“ steht, lässt die Filmindustrie die Christen als Zielgruppe neu entdecken. Der nun im Kino anlaufende „Es begab sich aber zu der Zeit...“ („The Nativity Story“) bildet unter mehreren Gesichtspunkten ein Pendant zu Gibsons „Die Passion Christi“.

Dies betrifft nicht nur die Handlung, die gewissermaßen als Gegenstück zu „Die Passion Christi“ aufgefasst werden könnte: Letzterer Film schildert die letzten zwölf Stunden im irdischen Leben Jesu Christi, Catherine Hardwickes „Es begab sich aber zu der Zeit...“ die Zeit von der Verkündigung bis zu Christi Geburt. Darüber hinaus inszeniert die Regisseurin ihren Film teilweise im süditalienischen Matera, wo Mel Gibson die Kreuzigungsszene drehte.

In Matera bauten die Produktionsdesigner Nazareth nach. Obwohl der Vorspann zunächst einmal den Sternenhimmel zeigt, womit auf die Bedeutung des Sterns von Betlehem angespielt wird, sind die ersten Szenen in Nazareth von einem großen Realismus geprägt – auch dies hat „Es begab sich aber zu der Zeit..:“ mit „Die Passion Christi“ gemeinsam, dem ja ein gar zu großer Naturalismus vorgeworfen wurde.

Erdige Farben etwa der wollenen Kleider bestimmen das Bild, in dem plötzlich das Rot der römischen Steuereintreiber auftaucht. Mit dieser einzigen Szene sowie mit Herodes’ Bauarbeiten in Jerusalem gelingt es der Regisseurin, den Zuschauer in die Zustände im Palästina der Zeitenwende einzuführen.

Maria (Keisha Castle-Hughes) erscheint als ein ganz normales Mädchen, das zum Unterhalt der ärmlichen Familie beitragen muss. Weil die Evangelienberichte über Maria und erst recht über Joseph sehr spärlich sind, versucht Regisseurin Hardwicke diese Leerstellen mit künstlerischer Freiheit auszufüllen. So regt sich etwa in Maria Widerwille, als sie von der von ihrem Vater (Shaun Toub) arrangierten Ehe mit dem Zimmermann Josef (Oscar Isaac) erfährt. Christen werden freilich eine weitere Leerstelle schmerzlich vermissen: Entgegen der christlichen Tradition, die sich in unzähligen Kunstwerken niedergeschlagen hat, erscheint ihr der Erzengel Gabriel nicht in einem Augenblick, als sie ins Gebet versunken ist, sondern auf einem Feld.

Obwohl Keisha Castle-Hughes durchaus eine begnadete junge Schauspielerin ist, glückt es ihr kaum, die Voll der Gnade darzustellen – im Gegensatz etwa zu der würdenvollen Maria, die in „Die Passion Christi“ Maia Morgenstern verkörperte. Trotzdem strahlt sie eine erfrischende Natürlichkeit aus, die für viele Zuschauer einen neuen Zugang zu Maria erschließen kann.

Hervorragend besetzt sind allerdings zwei wichtige Frauenrollen: Marias Mutter Anna durch die palästinensische, in Nazareth geborene Hiam Abbas sowie Marias Base Elisabeth durch die persische Schauspielerin Shohreh Aghdashloo.

Besonders gelungen wird indes die Figur des Joseph (Oscar Isaac) gezeichnet. Dieser erscheint nicht als greiser Mann, sondern als starker junger Mann, der zwar zunächst zweifelt, der aber nach des Engels Vision seiner einmaligen Berufung voll und ganz zustimmt.

Ebenfalls stimmig besetzt mit Ciarán Hinds, dem Darsteller mancher zwielichtiger Charaktere, ist König Herodes. Die Drei Könige bringen hingegen eine Prise Humor in den Film ein.

Nach circa einer Stunde beginnt die Reise Marias und Josephs nach Betlehem, um sich in die Steuerliste eintragen zu lassen. Hier folgt der Film ganz getreu dem Bericht des Lukasevangeliums, denn kaum sind sie in Betlehem angekommen, „kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe.“

Die Geburt Christi taucht Regisseurin Hardwicke in das helle Licht, das von Stern von Betlehem plötzlich in den Stall einfällt. Die Drei Könige sind, nachdem sie am Hofe des Herodes vorgesprochen haben, an ihrem Ziel. Sie legen ihre Gaben nieder. Auch Hirten, vom Engel unterrichtet, erscheinen. Zu den Klängen von „Stille Nacht“ komponiert der Film das hier deutlich ins Kitschige abgleitende Bild, das sich Generationen von Christen eingeprägt hat.

„Es begab sich aber zu der Zeit...“ ist der erste Spielfilm, der im Vatikan Premiere feierte. Am vergangenen Sonntag wurde er in der Audienzhalle Paul VI. vor 7 000 Zuschauern uraufgeführt. Der Erlös der Benefiz-Veranstaltung ist für den Bau einer Schule im israelischen Mughar – etwa 40 Kilometer von Nazareth entfernt – bestimmt.
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