PRESTIGE - DIE MEISTER DER MAGIE | The Prestige
Filmische Qualität:   
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Christian Bale, Hugh Jackman, Michael Caine, Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Piper Perabo, David Bowie
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 130 Minuten
Genre: Thriller
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 1/2007
Auf DVD: 5/2007


José García
Foto: Warner Bros.

Regisseur Christopher Nolan gelang mit seinem zweiten Spielfilm „Memento“ (2000) ein Geniestreich. Der rückwärts erzählte Thriller um einen Mann mit Gedächtnisverlust brachte einen neuen Wind in die Erzählstrukturen des Kinos. Die weiteren Arbeiten Nolans „Insomnia – Schlaflos“ (2002, siehe Filmarchiv) und „Batman Begins“ (2005, siehe Filmarchiv) besaßen zwar eine weitaus konventionellere Dramaturgie. Das Stilmittel der Rückblenden behielt Christopher Nolan insbesondere in „Batman Begins“ jedoch bei.

In seiner aktuellen Regiearbeit „Prestige – Die Meister der Magie“ („The Prestige“) kehrt Christopher Nolan zu chronologisch verschachtelten Strukturen zurück. Die dreifach gebrochene Handlung entspricht der klassischen Dramaturgie des Zaubertricks, wie am Anfang des Filmes Ingenieur Cutter (Michael Caine) einem kleinen Mädchen – und zugleich dem Filmzuschauer – erklärt: Es beginnt mit dem so genannten „Versprechen“, in dem der Magier dem Publikum einen gewöhnlichen Gegenstand oder eine alltägliche Situation präsentiert. Darauf folgt die „Wendung“, die der bekannten Situation eine neue Drehung verleiht. Den Höhepunkt des Zaubertricks bildet aber das „Prestige“, das eine große Überraschung bietet.

Mittels in eine Rahmenhandlung eingebauter Rückblenden erzählt „Prestige“ von der Rivalität zwischen zwei Magiern im viktorianischen England. Alfred Borden (Christian Bale) und Robert Angier (Hugh Jackman) lassen sich zunächst einmal bei demselben Meister ausbilden. Als jedoch ihr gemeinsamer Trick den Tod von Angiers Ehefrau (Piper Perabo) verursacht, werden sie erbitterte Feinde. Sie gehen getrennte Wege, entwickeln sich ganz unterschiedlich – Angier als dandyhafter Bühnenillusionist, Borden als brillanter, aber ruppiger Magier –, eines haben die beiden jedoch gemeinsam: Die Obsession, sich gegenseitig mit ihren Auftritten und Tricks zu übertrumpfen. Auf der Suche nach neuen, spektakulären Zaubertricks reist Angier sogar in die Vereinigten Staaten, wo er in Colorado Springs auf den mysteriösen, mit Elektrizität experimentierenden Wissenschaftler Nikola Tesla (David Bowie), den Gegenspieler von Thomas Alva Edison, trifft.

Im Mittelpunkt des Wettstreits zwischen den zwei Bühnenmagiern steht ein Kunststück, bei dem der Zauberer zu einer Tür links auf der Bühne hineingeht und innerhalb eines Sekundenbruchteils zu einer anderen Tür rechts herauskommt. Um herauszufinden, wie der Zaubertrick funktioniert, scheuen sie nicht vor Sabotageakten und Spionage (mit Scarlett Johansson als Assistentin-Doppelagentin) zurück.

Obwohl „Prestige“ das viktorianische England detailgenau wiedererstehen lässt, schwelgt die Kamera nicht in den meistens in natürliches Licht und satte Farben getauchten Ausstattungen. Sie bleibt vielmehr stets nah an den Charakteren, wodurch Regisseur Nolan eine außergewöhnlich dichte Atmosphäre schafft. Trotz dieser Nähe und der hervorragenden Schauspieler gelingt es dem Film indessen kaum, ein überzeugendes Porträt seiner zwei Protagonisten zu liefern, weil das verschachtelte, teilweise verworrene Drehbuch der Charakterentwicklung wenig Platz lässt.

Im Gegensatz zu seinem frühen Meisterwerk „Memento“ weht bei „Prestige“ den Zuschauer an, dass die Verschachtelung zu reinem Selbstzweck oder aber zu faulem Zauber geworden ist, um ihn lediglich zu blenden. Darüber hinaus läuft die gesamte Dramaturgie auf ein Finale hinaus, das sich im nachhinein als wenig stimmig ausnimmt, weil dem Regisseur der Überraschungseffekt nur gelingt, indem er sich ins Fantastische flüchtet.

So hinterlässt Nolans Film beim Zuschauer den Eindruck, dass er nach seinem hohen „Versprechen“ und den durchaus dramatischen „Wendungen“ das „Prestige“ lediglich mit gezinkten Karten aus dem Hut zaubern kann.
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