AKI KAURISMÄKI COLLECTION | 4 DVD-Boxen mit je 3 DVD. 14 Lang- und 5 Kurzfilme
Filmische Qualität:   
Regie: Aki Kaurismäki
Darsteller: Kati Outinen, Matti Pellonpää, Kari Väänänen, Elina Salo, Pirkka-Pekka Petelius, Sakari Kuosmanen, Jean-Pierre Léaud u.v.a.
Land, Jahr: Finnland 1983
Laufzeit: 0 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: --
Auf DVD: 1/2007


José García
Foto: Pandora

Die DVD (Digital Versatile Disc) ermöglicht einem breiten Publikum den Zugang zu Filmwerken, die sonst lediglich im Rahmen von Retrospektiven in Programmkinos oder im Fernsehen gezeigt werden. So veröffentlichte kürzlich Pandora die „Aki Kaurismäki-Collection“, eine Sammlung, in der das (fast vollständige) Gesamtoeuvre des Meisters der lakonischen Inszenierung erstmals auf DVD erhältlich ist.

Der Aufbau der 4 Boxen mit insgesamt 14 Lang- und 5 Kurzfilmen ist freilich nicht streng chronologisch. So enthält die „Collection 1“ Kaurismäkis erste, die so genannte „proletarische Trilogie“. Sie beginnt 1986 mit „Schatten im Paradies“, einer Liebesgeschichte zwischen dem Müllwagenfahrer Nikander und der arbeitslosen Supermarktkassiererin Ilona.

Mit „Schatten im Paradies“ fand Aki Kaurismäki auch zu seinem eigenen, sprichwörtlich „lakonischen“ Stil, der sich allerdings nicht nur in den wortkargen Dialogen, sondern auch in einer minimalistischen Ausstattung ausdrückt. „Schatten im Paradies“ vereinigt zudem die zwei Schauspieler, die in den Filmen des finnischen Regisseurs am häufigsten auftreten: Kati Outinen und Matti Pellonpää, der zwar 1995 starb, aber (auf einem Foto) posthum in zwei späteren Filmen Kaurismäkis erscheint.

Die „proletarische Trilogie“ setzt sich mit dem Roadmovie um einen arbeitlosen Bergmann „Ariel“ (1988) fort, der wie der Abschluss dieser ersten Trilogie „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ (1989), durch die strenge Inszenierung besticht, in der keine Einstellung überflüssig erscheint.

Aki Kaurismäkis Spielfilmdebüt stammt jedoch aus dem Jahre 1983: „Crime and Punishment“ adaptiert F. M. Dostojewskis „Schuld und Sühne”, angesiedelt im modernen Helsinki. Der Film ist „Eine Hommage an die goldenen Zeiten, als ein Mord für einen Kriminalfilm noch ausreichte.” (Aki Kaurismäki)

„Crime and Punishment“ wird zusammen mit „Calamari Union“ (1985), „Hamlet goes Business“ (1987) und „I Hired A Contract Killer“ (1990) in der 3. DVD-Box „Die achtziger Jahre“ veröffentlicht. Nach dem Slapstick-Film „Calamari Union“ (1985), in dem bereits viele Elemente der späteren Kaurismäki-Filme enthalten sind, drehte der Finne die sehr freie Shakespeare-Adaption „Hamlet goes Business“. Darin ist Hamlet nicht Prinz von Dänemark, sondern der Sohn eines Großindustriellen, der von einem karrieresüchtigen Mitarbeiter ermordet wird. Dieser heiratet dessen Witwe, Hamlets Mutter, um die Konzernleitung zu übernehmen.

„I Hired a Contract Killer“ inszenierte Aki Kaurismäki in London mit Jean-Pierre Léaud in der Titelrolle des Henry, der sterben will. Weil ihm aber kein Selbstmordversuch gelingen will, heuert er einen Berufskiller an – nur dass er inzwischen in der Blumenverkäuferin Margi endlich einen Grund weiterzuleben gefunden hat.

Mit diesem Film beginnt der finnische Regisseur, der 1989 nach Portugal übergesiedelt war, eine Reihe Auslandsproduktionen. So führt „Leningrad Cowboys go America“ (1989) von der russischen Tundra in die Vereinigten Staaten und schließlich nach Mexiko. Der völlig unkonventionelle Film um die „schlechteste Rock ‘n’ Roll-Band der Welt” war Kaurismäkis kommerzieller Durchbruch. Der Film wird zusammen mit weiteren Musikfilmen in der 2. DVD-Box „Leningrad Cowboys“ veröffentlicht.

Die vierte DVD-Box „Die neunziger Jahre“ beginnt mit „Das Leben der Bohème“ (1992), einem der poetischsten Filme des finnischen Regiemeisters. Inspiriert von Henri Murgers Roman „Scènes de la vie de bohème” (1851) gelingt Kaurismäki eine in Schwarz-Weiß glänzend fotografierte Künstlerstudie. „Tatjana“ (1994), der in vielen Aspekten an „Ariel“ erinnert, markiert den Übergang zu Kaurismäkis zweiter, der „Trilogie der Verlierer“.

Sie beginnt mit „Wolken ziehen vorüber“ (1996), in der nach Matti Pellonpääs Tod Kati Outinen die Hauptrolle übernahm. Mit diesem Meisterwerk kehrt Aki Kaurismäki zur Farbe – und was für satte Farben! – zurück. Der Film um Arbeitslosigkeit wird mit dem unter dem Thema „Obdachlosigkeit“ stehenden „Der Mann ohne Vergangenheit“ (2002) sowie mit „Lichter der Vorstadt“ (2006), der dem Sujet „Einsamkeit“ gewidmet ist, fortgesetzt.

Allerdings sind die zwei letzten Filme dieser „Trilogie der Verlierer“ nicht mehr in der DVD-Sammlung eingeschlossen. Wohl enthalten ist „Juha“, der letzte Stummfilm des 20. Jahrhunderts, den Kaurismäki nach dem gleichnamigen Roman von Juhani Aho (1911) im Jahre 1999 drehte.

Die DVD-Collection bietet die Chance, sich mit dem Meister des lakonisch-skurrilen Humors näher zu befassen. Entgegen üblicher DVDs enthält sie indes keinerlei Bonusmaterial. Sie dokumentiert allein die Kinofilme Kaurismäki – die früheren nur in der Originalsprache mit deutschen Untertiteln.


Aki Kaurismäki Collection 1-4 Pandora 2006, je Box (3 DVDs) 32,99 Euro
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