ARTHUR UND DIE MINIMOYS | Arthur et les minimoys
Filmische Qualität:   
Regie: Luc Besson
Darsteller: Freddie Highmore, Mia Farrow, Penny Balfour; Stimmen: Bill Kaulitz, Nena
Land, Jahr: Frankreich 2006
Laufzeit: 102 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 1/2007
Auf DVD: 7/2007


José García
Foto: Tobis

Die Einführung der digitalen Filmtechnik – der so genannten CGI-Technik („computer generated images“, zu deutsch „im Computer erstellte Animation“) – stand am Anfang des Animationsfilms. Leistete die amerikanische Firma Pixar mit ihren abendfüllenden Spielfilmen von „Toy Story“ (1995) über „Findet Nemo“ (2003) bis „Cars“ (2006) Pionierarbeit, so gesellte sich bald das DreamWorks-Studio mit „Antz“ (1998) und vor allem mit „Shrek“ (2001) dazu. Nach und nach stiegen weitere Hollywood-Studios in diese Filmsparte ein.

Setzt Hollywood auf dreidimensionale, im Computer erzeugte Animation, so konzentrieren sich europäische Filmproduzenten vorwiegend auf gezeichnete, zweidimensionale Zeichentrickfilme. Allerdings kommt auch hier ein Wandel in Gang: Im Jahre 2003 wurde mit „Back To Gaya“ der erste als CGI-Animation realisierte deutsche Film aufgeführt. Nun legt ein europäischer Filmregisseur eine Mischung aus Real- und Animationsfilm vor, der in technischer Hinsicht den Hollywood-Animationsfilmen in nichts nachsteht: „Arthur und die Minimoys“.

Dass dieser Film vom 1959 in Paris geborenen Luc Besson kommt, mutet jedoch etwas überraschend an. Denn der französische Regisseur feierte seine größten kommerziellen Erfolge in den neunziger Jahren mit harten Action-Filmen wie „Nikita“ (1990), „Léon, der Profi“ (1994) und „Das fünfte Element“ (1997). Allerdings basiert „Arthur und die Minimoys“ auf einem von Luc Besson selbstgeschriebenen Fantasy-Märchen. Von den ersten drei der auf vier Bände angelegten Reihe wurden weltweit mehr als eine Million Exemplare in über 30 Ländern verkauft.

„Arthur und die Minimoys“ setzt in der Realwelt ein. Arthur (Freddie Highmore) wird irgendwann in den sechziger Jahren 12 Jahre alt mitten in den Sommerferien, die er auf dem Lande bei seiner Großmutter (Mia Farrow) verbringt, während sich seine Eltern lediglich per Telefon melden. Als ein niederträchtiger Immobilienhai die Großmutter von ihrem Grundstück vertreiben will, muss Arthur handeln: Der Junge sucht nach dem Schatz seines Großvaters, eines verschollenen Afrikaforschers, der irgendwo im Garten begraben liegt. Dafür muss er allerdings in die Welt der zwei Millimeter großen Minimoys hinabsteigen, wo er auf die hübsche und tapfere Prinzessin Selenia (deutsche Stimme: Nena) und ihren tollpatschigen kleinen Bruder Beta trifft. Auf ihrer gemeinsamen Suche nach dem Schatz werden sie von den finsteren Schergen des „M“, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf, verfolgt.

Der Übergang aus der realen in die Fantasy-Welt ist Regisseur Luc Besson blendend gelungen. Die bonbonfarbenen Dekors, die Nahaufnahmen und die kindgerechte Musik schlagen in eine knallbunte Färbung, in actiongeladene Verfolgungsjagden und fetzige Töne um. Die Perspektive verändert sich vollkommen.

Die Welt der Minimoys entstand in siebenjähriger Arbeit, in der unter der Leitung von Patrice Garcia und Emmanuel Prévost die Handlung nicht nur im Computer erzeugt wurde. Wie etwa bereits bei den „Chroniken von Narnia“ wurden maßstabgerechte Modelle gebaut, dessen Aufnahmen genauso in den Computer einflossen wie die Aufzeichnungen echter Schauspieler in „Motion-Capture“–Technik, bei der Kameras die realen Bewegungen speichern, die dann auf die digitalen Charaktere übertragen werden. Diese Techniken erlauben die Integration von Kamerabewegungen und verleihen den animierten Teilen des Films eine imponierende Lebendigkeit.

„Arthur und die Minimoys“ ist mit Film- und Literaturzitaten – der Name Arthur ist selbstverständlich nicht zufällig gewählt – voll gespickt. Was freilich mit zunehmender Filmdauer und Zitatenanhäufung etwas bemüht erscheint.

Mit zunehmender Action verliert das Drehbuch ebenfalls an Stringenz. Dass auch bei einem Animationsfilm das Drehbuch an erster Stelle stehen sollte, haben insbesondere die Filme der Firma Pixar deutlich gemacht. Bei „Arthur und die Minimoys“ macht der optische Reiz der bis in die Details sorgfältig ausgearbeiteten und fantasievollen Kulissen sowie die sympathischen Charaktere diese Drehbuchschwäche indes wieder wett.
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