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José GarcÃa Foto: Senator Im Jahre 2000 drehte Steven Soderbergh einen bemerkenswerten Ensemblefilm über den Drogenhandel an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. In âTrafficâ gelingt es Soderbergh, die unterschiedlichen Handlungsstränge so geschickt miteinander zu verknüpfen, dass sie sich zu einem Ganzen fügen. Der ebenfalls amerikanische Regisseur Richard Linklater siedelt seinen neuen Spielfilm âFast Food Nationâ gleichermaÃen an dieser gut gesicherten, aber nichtsdestoweniger durchlässigen Grenze an. Bei ihm geht es allerdings nicht um Drogen, sondern um billige Arbeitskräfte für die âFast Foodâ-Industrie. âFast Food Nationâ erzählt diese Geschichte in drei Parallelhandlungen: In der Zentrale der (fiktiven) Fast-Food-Kette Mickeyâs wird bei einer Konferenz Don Henderson (Greg Kinnear) gefeiert: Sein âBig Oneâ schlägt alle Verkaufsrekorde. Weniger Grund zum Feiern gibt freilich das Ergebnis der Studie eines unabhängigen Forschungsinstituts, wonach im Fleisch von âBig Oneâ Kolibakterien aufgetreten sind. Henderson begibt er sich auf die Reise nach Colorado zum Fleischlieferanten für seinen Burger, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Als Don Henderson in der (ebenso fiktiven) Stadt Cody, Colorado an einer Ampel warten muss, kommt neben seiner Limousine ein abgenutzter Transporter zum Stehen, in dem diejenigen Mexikaner sitzen, die einen nächtlichen Marsch durch die Wüste überlebt haben. Denn die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko mag zu den bestbewachten der Welt gehören, aber die billigen Arbeitskräfte, die beispielsweise in der Fleischverarbeitung tätig sind, werden von Schleusern über die Grenze gebracht. Der dritte, freilich weniger entwickelte Handlungsstrang wird durch den Besuch Dons bei âseinerâ Filiale eingeführt: Dort lernt der Manager die junge Hilfskraft Amber (Ashley Johnson) kennen, die nach der Schule bei âMickeyâsâ hinter dem Tresen steht. Später wird sie allerdings sich einer Gruppe Umwelt-Aktivisten anschlieÃen, die etwa eine Rinderherde zu âbefreienâ versuchen. Das Herzstück des Filmes bildet jedoch das Schicksal der mexikanischen Immigranten. Voller Hoffnung gelangen sie in das gelobte Land â besonders anrührend nimmt sich die Szene aus, in der Raul (Wilmer Valderrama) das in der ersten Nacht im Schlachthof verdiente Geld seiner Frau Sylvia (Catalina Sandino Moreno) und deren Schwester Coco (Ana Claudia Talancón) zeigt. Dass sich bald Ernüchterung breit macht, gehört schon zu den genretypischen Elementen einer solchen Sozialstudie. Regisseur Linklater zeichnet sie anhand der unterschiedlichen Einstellung der zwei Schwestern in bezug auf die Integration in die Lebensbedingungen des Gastlandes. Im ersten Handlungsstrang sorgen einige Figuren, denen Don Henderson begegnet, für eine solche Ernüchterung. So macht ihm der Rancher Rudy (Kris Kristofferson), der seit Jahren Vieh an die fleischverarbeitende Firma verkauft, deutlich: Das Fleisch mag in Ordnung sein, aber die Verarbeitung läuft viel zu schnell, um auf Hygiene zu achten. Eine Spur zynischer drückt sich der Regionalvertreter von âMickeyâsâ Harry (Bruce Willis) aus: âWas glauben Sie eigentlich, wie der Preis von 40 Cents für ein Pfund zustande kommt? Ohne diesen Preis gäbe es gar keinen Big One.â In teils stummen, dokumentarisch anmutenden Schlachthaus-Bildern aus der Sicht Sylvias schildert Regisseur Linklater eindrücklich die Hintergründe des nicht immer sauberen Geschäfts. Diese Sequenzen verraten aber auch den dokumentarischen Hintergrund von âFast Food Nationâ. Denn Linklaters Film basiert auf der sozialkritischen Reportage von Eric Schlosser âFast Food Gesellschaftâ (Original: âFast Food Nationâ). Das Sachbuch wurde für die Leinwand von Schlosser und Linklater selbst adaptiert, indem sie die Reportage in eine Charakterstudie mit dramatischer Handlung umschrieben. Bei einem Ensemblefilm mit mehr als einem Dutzend Figuren geht die Charakterstudie nicht immer genug in die Tiefe. âFast Food Nationâ fügt darüber hinaus die Parallelhandlungen nicht so gekonnt zu einer Einheit wie etwa Steven Soderberghs âTrafficâ. Dennoch: Insbesondere dank der grandiosen darstellerischen Leistung von Catalina Sandino Moreno berührt die sozialkritische Darstellung des Schicksals der mexikanischen Einwanderer den Zuschauer. |
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