HILFE, ICH BIN EIN JUNGE! | Hilfe, ich bin ein Junge!
Filmische Qualität:   
Regie: Oliver Dommenget
Darsteller: Sarah Hannemann, Nick Seidensticker, Philipp Blank, Pinkas Braun, Nina Petri, Tanja Schumann , Dominique Horwitz
Land, Jahr: Deutschland 2001
Laufzeit: 91 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: S


JOSÉ GARCÍA


Der „Harry-Potter-Effekt“ hält auch in Deutschland an: Phantastische Erzählungen um Kinder und Magie haben zurzeit Konjunktur. Während „Bibi Blocksberg“ noch in den deutschen Kinos läuft und die zweite Verfilmung der Harry-Potter-Abenteuer für den nächsten Monat erwartet wird, schickt sich eine weitere deutsche Produktion an, mit einer Zauberergeschichte den Markt für Kinderfilme zu stürmen: „Hilfe, ich bin ein Junge!“.

Die elfjährige Emma ist nicht nur eine Musterschülerin, sondern auch eine hervorragende Sportlerin, die kurz davor steht, eine wichtige Schwimmmeisterschaft zu gewinnen. Dafür setzt sie ihr strenger Schwimmtrainer mächtig unter Druck. Aber auch ihre Mutter, die nach einer Sportverletzung die eigene Läuferin-Karriere aufgeben musste, hofft nun auf den sportlichen Durchbruch ihrer Tochter. Olympia winkt! Zu allem Überfluss wird Emma in der Schule von fiesen Mitschülern gehänselt – allen voran vom faulen und großmäuligen Mickey, dem Macho im Kleinformat, der gegenüber Mädchen eine Menge Vorurteile hegt. Eines Tages wird der Elfjährigen alles zu viel – mächtig genervt, wünscht sie sich einfach jemand anderes zu sein.

Dass ihr Wunsch wirklich in Erfüllung gehen würde, damit hätte sie freilich nicht gerechnet! Am andern Morgen wacht sie jedoch im Körper ihres arroganten und unsportlichen Klassenkameraden Mickey auf. Dem ergeht es ebenso ... oder gerade umgekehrt: Er fährt aus dem Schlaf in Emmas Körper auf. Ausgelöst wurde die Verwandlung von Emmas Freund, dem Zauberlehrling Oskar alias Vierauge, der die Zauberformel in einem im Wald gefundenen mysteriösen Zauberbuch entdeckte. Im Buch steht auch, das ihnen 54 Stunden Zeit bleiben, den Zauber rückgängig zu machen – sonst müssen Emma und Mickey für immer im Körper des anderen bleiben. Wie das geht, weiß Vierauge allerdings nicht. Der Zauberlehrling muss nun den Meister rufen. Und der kann nicht anders sein als der Besitzer des Zauberbuches, ein alter Mann namens Albert Tartov. Tartov entpuppt sich als echter Magier mit einem Geheimnis: als letzter einer großen Zaubererdynastie darf er erst sterben, wenn er einen würdigen Nachfolger gefunden hat.

Trotz eines uneinheitlichen Erzählrhythmus’ wird die Geschichte mit genretypischen Elementen und vielen lustigen Augenblicken fantasievoll umgesetzt. Neben den prominent besetzten Erwachsenenrollen (Nina Petri als Emmas Mutter, Tanja Schumann als Klassenlehrerin Frau Kahl, und grandios: Pinkas Braun als alter Zauberer) fand Regisseur Dommenget mit den talentierten Sarah Hannemann und Nick Seidensticker jugendliche Darsteller, die eine Doppelrolle als Junge und Mädchen glaubwürdig spielen können. Dass ausgerechnet in einem Kinderfilm eine „oben ohne“-Einlage - so kurz sie auch sein mag - als visueller Witz herhalten muss, hinterlässt bei aller positiven Botschaft des Filmes einen unangenehmen Beigeschmack. Trotzdem gelingt „Hilfe, ich bin ein Junge!“ zum Nachdenken anzuregen. Der Junge und das Mädchen haben voneinander Respekt gewonnen; die einstigen Rivalen sind dicke Freunde geworden. Während übertriebener Leistungsdruck gebrandmarkt wird, hat Mickey gelernt, dass ein gesunder Ehrgeiz auch seine guten Seiten hat. Emma eröffnet sich ebenfalls eine neue Erkenntnis: jemand anderes zu werden ist nicht schwer, selbst zu sein dagegen sehr.

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