GOODBYE BAFANA | Goodbye Bafana
Filmische Qualität:   
Regie: Bille August
Darsteller: Joseph Fiennes, Dennis Haysbert, Diane Kruger, Faith Ndukwana, Terry Pheto
Land, Jahr: Deutschland / Belgien / Frankreich / Südafrika / Italien / Großbritannien 2006
Laufzeit: 117 Minuten
Genre: Historische Filme
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 4/2007
Auf DVD: 10/2007


José García
Foto: X Verleih

Die „Apartheid“, die nach dem Wahlsieg der von Buren dominierten Nationalen Partei 1948 in Südafrika eingeführt wurde, gehört zu den gesetzlich fundamentierten Rassentrennungen, die sich am längsten halten konnten, endete doch das Apartheid-Regime erst im Jahre 1994. Nachdem bereits im Jahre 1987 Richard Attenborough mit „Schrei nach Freiheit“ („Cry Freedom“) dem Gründer des „Black Consciousness Movement“ Steven Biko ein filmisches Denkmal setzte, hat sich Bille August der Persönlichkeit zugewandt, die wie keine andere mit dem Kampf gegen die Apartheid-Politik verbunden ist: Nelson Mandela, dem schwarzen Anti-Apartheid-Kämpfer und späteren Staatspräsident Südafrikas, der 27 Jahre im Gefängnis saß.

Erzählte Attenborough in „Schrei nach Freiheit“ von der Apartheid-Politik durch das Prisma der Freundschaft zwischen dem weißen Chefredakteur Donald Woods (Kevin Kline) und dem schwarzen Freiheitskämpfer Steven Biko (Denzel Washington), so konzentriert sich Bille August in seinem Spielfilm „Goodbye Bafana“ auf die Beziehung zwischen dem ANC-Aktivisten Nelson Mandela (Dennis Haysbert) und dem Gefängniswärter James Gregory (Joseph Fiennes).

Weil das von Bille August selbst verfasste Drehbuch auf den Memoiren des 2003 verstorbenen Gefängniswärters James Gregory basiert, steht er und nicht Mandela im Mittelpunkt. „Goodbye Bafana“ setzt 1968 ein, als James Gregory als Wärter auf die Gefängnisinsel Robben Island vor Kapstadt versetzt wird. Er gehört zu den Weißen, die das Apartheidsystem unterstützt. Weil Gregory Xhosa, die Sprache der Inhaftierten, beherrscht, bekommt er die Aufgabe, in der Zensurstelle die Post zu lesen und die Gespräche Mandelas mit seiner Frau bei deren Besuchen mitzuhören.

Die entscheidende Wendung in Gregorys Einstellung erfolgt, als er Nelson Mandela die Nachricht vom Tod seines Sohnes überbringt. Weil er sich an dem „Unfall“ mitschuldig fühlt, fängt er an, sich für Mandela zu interessieren. Er liest sogar die verbotene „Freiheits-Charta“ und wird allmählich zu einem „Bafana“ („Freund“ in der Xhosa-Sprache) des berühmten Gefangenen.

Die konsequente Erzählperspektive aus der Sicht von James Gregory führt dazu, dass die Zeit zwischen 1968 und 1982 ausgeklammert wird, da Gregory während dieser Jahre in ein anderes Gefängnis versetzt worden war, was der Schilderung seiner Sinnesänderung und der im Land stattgefundenen Veränderungen überaus abträglich ist.

Obwohl Joseph Fiennes und Dennis Haysbert nicht an die schauspielerische Leistung von Denzel Washington und Kevin Kline in „Schrei nach Freiheit“ heranreichen, gelingt es insbesondere dem weitgehend unbekannten Haysbert, seinen Nelson Mandela zurückhaltend zu gestalten, so dass er ohne große Gesten, sondern durch seine bloße Präsenz Würde ausstrahlt. Auch Diane Kruger wirkt als Ehefrau des Gefängniswärters, die wie ihr Mann im Laufe der Zeit ihre Vorurteile ablegt, um schließlich Bewunderung für Mandela zu empfinden, überzeugend. Diese werden jedoch durch eine allzu konventionelle Inszenierung einer zudem vorhersehbaren Dramaturgie konterkariert.

Die größte Schwäche von „Goodbye Bafana liegt indes in der Glorifizierung des ANC (African National Congress) als gewaltlose Freiheitsbewegung Südafrikas. Dass Nelson Mandela im Februar 1985 das Angebot einer Freilassung ablehnte, weil sie an die Bedingung geknüpft war, auf den bewaffneten Kampf zu verzichten, spricht jedoch eine andere Sprache.

Darüber hinaus lässt Bille Augusts unkritische Übernahme der subjektiven Sicht von James Gregory Zweifeln aufkommen. So missbilligten etwa Mandelas Weggefährten Gregorys Buch „Goodbye Bafana. Nelson Mandela, My Prisoner, My Friend“, weil sie meinten, Gregory habe mit Mandela nur gesprochen, um ihm Informationen zu entlocken.

Dass die Reduzierung einer komplexen gesellschaftspolitischen Lage auf die Konfrontation zwischen zwei Männern nicht unbedingt zu einer Schwarzweißmalerei führen muss, zeigte unlängst Edward Zwicks Spielfilm „Blood Diamond“ (siehe Filmarchiv), dem es sehr wohl gelang, mit filmischen Mitteln den Zuschauer für schwerwiegende Probleme des afrikanischen Kontinents zu sensibilisieren.
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