FLUCH DER GOLDENEN BLUME, DER | Curse of the Golden Flower / Man cheng jin dai huang jin
Filmische Qualität:   
Regie: Zhang Yimou
Darsteller: Gong Li, Chow Yun Fat, Jay Chou, Liu Ye, Chen Jin, Ni Dahong, Li Man, Qin Junjie
Land, Jahr: China 2006
Laufzeit: 114 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G +
im Kino: 4/2007
Auf DVD: 10/2007


José García
Foto: Tobis

Zhang Yimou gehört seit annährend zwanzig Jahren zu den prominentesten Filmregisseuren des Weltkinos. Immer wieder werden seine Filme auf den so genannten A-Filmfestivals (Cannes, Berlin und Venedig) ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde er in den neunziger Jahren mehrfach in der Kategorie „nicht-englischsprachiger Film“ für den Oscar nominiert. Regelrechte Filmjuwelen sind insbesondere die drei Filme, die er zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts drehte – „Rote Laterne“(1991), „Die Geschichte der Qiu Ju“ (1992) und „Leben“ (1994).

Hatte bis zu diesem Zeitpunkt in Zhang Yimous Filmen die weibliche Hauptrolle Gong Li gespielt, so stellte „Shanghai Serenade“ (1996) ihre letzte Zusammenarbeit dar. Trotz einiger schöner Filme durchlebte in der Folge der chinesische Regisseur ein künstlerisches Tief, aus dem er sich erst mit dem Schwertkampfdrama „Hero“ (siehe Filmarchiv) befreien konnte. Gong Li erging es in den elf Jahren ihrer Trennung auch nicht besser: Außer in ihrer Nebenrolle in Chen Kaiges „Lebe wohl, meine Konkubine“ konnte sie kaum überzeugen – auch nicht in ihrem Ausflug nach Hollywood („Die Geisha“, „Miami Vice“, „Hannibal Rising“). Deshalb ist die erneute Zusammenarbeit zwischen Gong Li und Zhang Yimou, die erste seit elf Jahren, sehr zu begrüßen.

Der nun anlaufende Zhang-Film „Der Fluch der goldenen Blume“ handelt von der Zeit am Anfang des 10. Jahrhunderts, als in China nach dem Ende der Tang-Dynastie mehrere unabhängige Königreiche entstanden („Zeit der Zehn Königreiche“). Der Königshof von Liang ist ein Ort der Intrigen: Der König (Chow Yun-Fat), der erst durch die Heirat mit der Königstochter (Gong Li) auf den Thron kam, möchte ihre Gemahlin nun loswerden. Deshalb lässt er sie langsam vergiften. Weil sie jedoch dies ahnt, betreibt die Königin hinter dem Rücken des Königs ihr eigenes Komplott. In dieses Netz aus Intrigen, Eifersucht und Machtgier von wahrem Shakespeareschem Ausmaß versucht sie sowohl Kronprinz Xiang (Liu Ye), den Königssohn aus erster Ehe, als auch ihre eigenen Kinder Prinz Jie (Jay Chou) und Prinz Cheng (Qin Junjie) zu verstricken. Die Lage spitzt sich am Vorabend des „Chrysanthemen-Festes“, das den Palasthof in ein goldgelbes Blumenmeer verwandelt, in dem das Königspaar und die Prinzen in ebenso goldenen Kleidern erscheinen, zu.

Schließt „Der Fluch der goldenen Blume“ an den letzten Martial-Arts-Film des chinesischen Regisseurs, den in der Mitte des 9. Jahrhunderts angesiedelten „House of Flying Daggers“ (siehe Filmarchiv), zeitlich an, so bestehen zwischen den beiden Filmen doch bedeutende Unterschiede.

Diese liegen einerseits in den Action-Szenen. Spielten in „House of Flying Daggers“ wie in seinem Vorgänger „Hero“ die zum Ballett choreografierten Kampfssequenzen die Hauptrolle, so sind sie in „Der Fluch der goldenen Blume“ zugunsten des Ausstattungskinos deutlich zurückgenommen. Der Regisseur gestaltet mit viel Liebe zu den Details nicht nur die exotischen Gewänder und den Schmuck, sondern auch die kostbaren Interieurs, die Möbel, Vorhänge und Teppiche.

Andererseits soll laut Regisseur Zhang Yimou die Action lediglich als „Erzählform“ betrachtet werden: „Die präzise choreografierten Kampfsequenzen in ‚Der Fluch der goldenen Blume’ dienen dazu, innere Konflikte bildlich zu veräußerlichen. Sie enthüllen das komplizierte Beziehungsgeflecht zwischen den Protagonisten und tragen stellvertretend deren Konflikte aus.“

Die Geschichte von Intrigen und Machtkämpfen, Hass und Liebe besitzt allgemein gültigen Charakter. Was der chinesische Regisseur bereits vor 16 Jahren im Mikrokosmos seines Meisterwerkes „Rote Laterne“ entworfen hatte, projiziert er in „Der Fluch der goldenen Blume“ gewissermaßen auf die „große Politik“.

Wurde in „Rote Laterne“ eine lebensfrohe junge Frau durch die Intrigen am Hof eines Großgrundbesitzers zugrunde gerichtet, so zermürben im aktuellen Film die Machenschaften am Königshof die Menschen. Diese fatalistische Botschaft wird in beiden Spielfilmen in poetische Bilder umgesetzt, in denen wie stets bei Zhang die Farbe eine zentrale Bedeutung besitzt: rot ist die dominierende Tönung im damaligen, goldgelb im aktuellen Film. Aber auch in „Der Fluch der goldenen Blume“ mischt sich die rote Farbe des Blutes ein. Ein Blut, das durch die sinnlosen Streitereien der Mächtigen vergossen wird.

Obwohl dem Untergang einer Herrscherfamilie eine latente Kritik an der Korruption durch die Macht innewohnt, wurde Zhang Yimou kürzlich von den chinesischen Behörden mit der Regie der Eröffnungs- und Schlussfeierlichkeiten im Rahmen der Olympischen Spiele Peking 2008 beauftragt.
Diese Seite ausdrucken | Seite an einen Freund mailen | Newsletter abonnieren