ZAUBERFLUGZEUG, DAS | L’Avion
Filmische Qualität:   
Regie: Cédric Kahn
Darsteller: Roméo Botzaris, Isabelle Carré, Vincent Lindon, Nicolas Briancon, Alicia Djémaï
Land, Jahr: Frankreich / Deutschland 2005
Laufzeit: 94 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: --
im Kino: 5/2007


José García
Foto: farbfilm verleih

Mit anspruchsvollen Realverfilmungen für Kinder verbindet der Zuschauer in erster Linie skandinavische („Kletter Ida“, „Hodder rettet die Welt“), belgisch-niederländische („Die geheimnisvolle Minusch“, „Science Fiction“) oder auch britische Filme („Millions“). In Deutschland stellte erst kürzlich Detlev Buck mit seiner Verfilmung des Kinderbuchs von Cornelia Funke „Hände weg von Mississippi“ (siehe Filmarchiv) unter Beweis, dass Kinderfilme ebenfalls Erwachsene ansprechen können, ohne dass sie dafür Parallelhandlungen für Erwachsene einzuführen brauchen.

In diese Tradition reiht sich nun die französich-deutsche Produktion „Das Zauberflugzeug“ („L’Avion“) von Regisseur Cédric Kahn ein, der auch selbst das Drehbuch dazu schrieb. „Das Zauberflugzeug“ erzählt vom 8-jährigen Charly (Roméo Botzaris), der sich zu Weihnachten nichts sehnlicher als ein Fahrrad wünscht. Deshalb ist seine Enttäuschung groß, als er von seinem Vater stattdessen ein selbstgebasteltes Fugzeugmodell geschenkt bekommt.

Charly hat längst das Flugzeug vergessen, als ihn die schreckliche Nachricht ereilt, dass sein Vater, ein vielbeschäftigter Flugzeugingenieur, bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Doch dann macht sich das von seinem Vater geschenkte Flugzeug selbstständig: Es kann nicht nur von allein fliegen, sondern auch mit einem roten Glühen mit Charly kommunizieren. Charlys Mutter Catherine (Isabelle Carré) glaubt zunächst nicht an die magischen Kräfte des Flugzeugmodells, bringt es aber schließlich zu einem Kollegen ihres verstorbenen Mannes, der es in einem Labor des Geheimdienstes untersuchen will. Mit Hilfe seiner Freundin Mercedes gelingt es Charly, ins Labor einzubrechen und sein Flugzeug zu finden.

Regisseur Kahn betrachtet Charlys Welt auf gleicher Augenhöhe mit seinem Protagonisten. Wie so oft in Kinderfilmen überlisten die Kinder die tollpatschigen Erwachsenen. „Das Zauberflugzeug“ erweist sich als ein Märchen, das keine ausgeklügelten Spezialeffekte braucht, sondern eher auf Poesie setzt. So etwa auch in der Einstellung, die Steven Spielbergs „E.T. – Der Außerirdische“ zitiert.

Seine märchenhafte Anmutung verdankt „Das Zauberflugzeug“ teilweise einem filmischen Stilmittel: Einige Szenen spielen in der Nacht, wurden jedoch bei Tag mit einem Kamerafilter aufgenommen, wodurch diese Bilder von einer Art bläuliche, geheimnisvolle Aura umgeben sind. Andere Einstellungen wurden wiederum mit verwackelter Handkamera gedreht. Dazu trägt allerdings ebenfalls die kindgerechte Musik von Gabriel Yared bei, der zuletzt die Filmmusik zu Florian Henckel von Donnersmarcks Oscarprämiertem Film „Das Leben der Anderen“ komponierte.

Durch die „magische Qualität“ des Flugzeuges entwickelt Regisseur Cédric Kahn eine symbolische Ebene, auf der Charly den Verlust seines Vaters verarbeiten kann. Denn das Flugzeug ist das einzige Band, das Charly mit seinem Vater verbindet. Damit thematisiert der Regisseur kindgerecht die Erfahrung mit dem Tod und dem Verlust des Vaters, wie die Filmbewertungsstelle bei der Verleihung des Prädikats „besonders wertvoll“ an „Das Zauberflugzeug“ hervorhebt: „Loslassen und Abschiednehmen nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist das Grundthema dieses liebevoll gestalteten Kinderfilmes. Charlies größter Wunsch, sich bei seinem Vater noch zu bedanken und Abschied nehmen zu können, geht mit Hilfe des Flugzeuges in Erfüllung. Behutsam und nicht effekthascherisch behandelt der sensible Film ein Thema, das metaphysische Bezüge bewusst anspricht und einem jugendlichen wie auch einem erwachsenen Publikum Freiräume für die Entwicklung eigener Phantasien belässt.“

Regisseur Cédric Kahn täuscht bei aller Fantasie keine „heile Welt“ vor, die mit der Lebenswirklichkeit kaum etwas gemeinsam hat. Gerade der feinfühlige Umgang mit dem Verlust des Vaters verleiht dem Film einen Tiefgang, der nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene anspricht.
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