K-19: SHOWDOWN IN DER TIEFE | K-19: The Widowmaker
Filmische Qualität:   
Regie: Kathryn Bigelow
Darsteller: Harrison Ford, Liam Neeson, Peter Sarsgaard
Land, Jahr: USA 2002
Laufzeit: 138 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA


Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges ereigneten sich nicht nur die Kuba- und die Berlin-Krise, sondern auch noch weitere bedrohliche Vorfälle, die zunächst in Geheimarchiven unter Verschluss gehalten wurden. Eins dieser Ereignisse, die nach dem Verfall der Sowjetunion ans Licht der Öffentlichkeit gelangte, erzählt nun der Kinofilm „K 19: Showdown in der Tiefe“: Im November 1960 schickten die Vereinigten Staaten das erste mit Atomraketen ausgerüstete U-Boot auf Patrouille. Die Sowjetunion geriet dadurch unter Zugzwang und baute ihrerseits unter großer Anstrengung ihr erstes atomgetriebene und mit Nuklearwaffen bestückte U-Boot „K 19“.

Nach mehreren Pannen bei Trockenübungen degradiert die Admiralität Kapitän Mikhail Polenin (Liam Neeson) zum Ersten Offizier und überträgt das Kommando auf der K 19 dem der Partei ergebenen Kapitän Alexei Vostrikov (Harrison Ford), der ohne Rücksicht auf Verluste die K 19 einsatzbereit machen soll.

Das U-Boot sticht im Juni 1961 in See, obwohl es noch erhebliche Mängel aufweist, wodurch die Crew einem enormen Risiko ausgesetzt wird. Ein Leck im Kühlsystem des Reaktors, die eine Kernschmelze an Bord befürchten lässt, bringt das Boot schließlich an den Rand einer nuklearen Katastrophe mit schwer wiegenden politischen Konsequenzen, da sich der Vorfall ausgerechnet in unmittelbarer Nähe zu einem NATO-Stützpunkt ereignet. Den patrouillierenden US-Kreuzer um Hilfe zu bitten, kommt für Vostrikov nicht infrage, da er keinen Funkkontakt mit dem Kreml hat und diese Entscheidung nicht eigenmächtig treffen will.

Die einzige Lösung besteht darin, dass Besatzungsmitglieder im Reaktorraum die undichte Stelle zusammenschweißen. Weil sie aber nicht über die entsprechende Schutzausrüstung verfügen, kommen diese Reparaturarbeiten einem Todesurteil gleich: In den Wochen und Monaten nach dem Unglück starben tatsächlich über zwanzig Seeleute an den Folgen der Strahlung.

„Ihr seid Helden“, ruft Vostrikov den Matrosen nach getaner Arbeit zu. Das Bemerkenswerte an „K 19: Schowdown in der Tiefe“ besteht gerade darin, dass dieser in unzähligen Kriegsfilmen abgenutzte Satz nicht amerikanischen, sondern sowjetischen Soldaten gilt. Und das in einem Hollywood-Film, wohlgemerkt. Statt jedoch auf die Beweggründe der jungen Matrosen für diese in der Tat heldenhafte Handlung einzugehen, verheddert sich der Film in der persönlichen Fehde zwischen dem zum Ersten Offizier degradierten Polenin und dem neuen Kommandanten Vostrikov.

Auch die eventuellen Implikationen einer solchen atomaren Katastrophe in der instabilen politischen Großwetterlage der beginnenden sechziger Jahre werden von diesem Duell zwischen Offizieren in den Hintergrund gedrängt. Obwohl eine solche Auseinandersetzung mit zwei so beliebten Schauspielern wie Harrison Ford und Liam Neeson zugegebenermaßen für einen Hollywood-Film einen großen Anreiz darstellt, hätte weniger Fixierung auf die beiden Stars dem Film gut getan.

Darüber hinaus wird der Streit in kräftigster Schwarzweißmalerei dargestellt: hier der unerbittliche Vostrikov, der das U-Boot und die Besatzung bis an ihre Grenzen führt, dort der verständnisvolle Polenin, dem das Boot und seine Mannschaft wichtiger als die Ziele der Sowjetunion sind.

In „K 19: Showdown in der Tiefe“ bestechen durch ihre Schönheit ausgerechnet die Bilder im Freien – etwa als das Boot aus 300 Meter Tiefe auftauchend das Packeis durchbricht, und dort ein Erinnerungsfoto der Besatzung gemacht wird. Allerdings folgen in der ersten Hälfte des Films etliche Szenen nach immer gleichem Muster aufeinander, so dass der Film erst richtig in Fahrt kommt, nachdem sich der Unfall ereignet hat. Von Wolfgang Petersens „Das Boot“, mit seiner atmosphärischen Dichte und realitätsnaher Darstellung der Menschen im U-Boot bleibt „K 19: Showdown in der Tiefe“ daher seemeilenweit entfernt.

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