BLOOD DIAMOND | Blood Diamond
Filmische Qualität:   
Regie: Edward Zwick
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Jennifer Connelly, Djimon Hounsou, Michael Sheen, Arnold Vosloo, David Harewood, Basil Wallace, Kagiso Kuypers, Anthony Coleman
Land, Jahr: USA 2006
Laufzeit: 143 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G ++
im Kino: 1/2007
Auf DVD: 5/2007


José García
Foto: Warner Bros.

„Blutdiamanten“ („Blood Diamonds“) werden die Edelsteine genannt, deren Erlös zur Finanzierung von bewaffneten Konflikten in Afrika eingesetzt wird. Aus den Bürgerkriegsregionen gelangen die „Blutdiamanten“ in offiziell unbeteiligte Nachbarländer, die dann als Diamantenexporteure auftreten, obwohl bekannt ist, dass diese Länder über keine derartigen Vorkommen verfügen.

Ende 2002 einigten sich 40 Staaten sowie die Diamantenindustrie auf einen fälschungssicheren Herkunftsnachweis, der die Unbedenklichkeit der Rohdiamanten von der Förderung bis zum Endverbraucher garantieren soll („Kimberley-Verfahren“). Doch bis dahin kosteten bewaffnete Konflikte zur Kontrolle von Rohdiamanten laut einer Studie des „Worldwatch“- Institutes mehr als 20 Millionen Menschen vorwiegend in Afrika das Leben.

Mit „Blutdiamanten“ wurde etwa auch der elfjährige blutige Bürgerkrieg finanziert, der in den neunziger Jahren in Sierra Leone wütete, und erst im Jahre 2002 beendet wurde. Dieser Bürgerkrieg bildet den Hintergrund für den Spielfilm „Blood Diamond“, der nun im deutschen Kino anläuft.

Die Handlung konzentriert sich auf zwei sehr unterschiedliche Charaktere: Der skrupellose südafrikanische Söldner Danny Archer (Leonardo DiCaprio) verdient seinen Lebensunterhalt, indem er Diamanten gegen Waffen tauscht. Auf der anderen Seite steht der Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsou), der von den Rebellen gezwungen wird, in den Feldern zu arbeiten, wo Diamanten gewaschen werden. Dort entdeckt Vandy einen besonders großen, rosafarbenen Rohdiamanten, den er verstecken kann.

Die Wege von Archer und Vandy kreuzen sich im Gefängnis. Die Suche nach dem Diamanten wird für sie zum gemeinsamen Ziel: Vandy bietet der Stein die Möglichkeit, seiner Frau und seinen Töchtern das Flüchtlingsschicksal zu ersparen, und darüber hinaus seinen Sohn Dia aus den Fängen der Rebellen zu befreien, die ihn zu einem Kindersoldaten gemacht haben. Für Archer könnte sein Anteil am Verkauf den Ausstieg aus dem Teufelskreis von Gewalt und Korruption bedeuten.

Um ins Kriegsgebiet vorzudringen, sind die beiden jedoch auf die Hilfe der amerikanischen Journalistin Maddy Bowen (Jennifer Connelly) angewiesen. Sie ist nach Afrika gereist, um einen Artikel über die Hintergründe der „Blutdiamanten“ zu schreiben. Von Archer erhofft sie sich, Insiderinformationen über den Diamantenschmuggel zu bekommen.

Obwohl das Drehbuch von „Blood Diamond“ allzu häufig von Hollywood-typischen „Zufällen“ vorangetrieben wird und der Regisseur nicht auf Postkartenbilder mit romantischen Sonnenaufgängen und auf aufdringliche „Ethno-Musik“ verzichten mag, berührt der Film den Zuschauer.

Dies liegt einerseits an einer überwältigend unmittelbaren Kameraführung insbesondere in den Kampfszenen. Wie bereits „Children of Men“ filmen Regisseur Edward Zwick und sein Kameramann Eduardo Serra ganze Sequenzen „aus dem Innern heraus“, aus der Sicht der Hauptpersonen, mit viel Handkamera und schnellen Schnitten. Dadurch entsteht eine halbdokumentarische Inszenierung, die an eine Kriegsreportage erinnert, und so den Zuschauer mitten ins Geschehen hineinzieht.

Ebenso unmittelbar wirkt die Nebenhandlung, in der Solomon Vandys halbwüchsiger Sohn Dia zum Kindersoldaten umerzogen wird. Nirgends wird der Kontrast zwischen dem schönen Afrika und den Narben des Krieges deutlicher als in den Bildern der Kinder, denen das Töten beigebracht wird.

Damit knüpft das spektakuläre Hollywoodkino an ein schreckliches Thema an, das etwa auch in der mexikanischen Produktion „Innocent Voices“ von Luis Mandoki behandelt wird. Der mexikanische Film, der auf der Berlinale 2005 aufgeführt wurde, zeichnete das Schicksal eines 12-jährigen Jungen nach, der im vom Guerrilla-Krieg erschütterten El Salvador der achtziger Jahre als Kindersoldat eingezogen wurde. Wie in „Innocent Voices“ legt die Nebenhandlung um Solomons Sohn Dia den Finger auf eine der hässlichsten Wunden im Bürgerkrieg: Allein in Afrika gibt es noch immer 200 000 Kindersoldaten, die mit den übelsten Methoden – die „Blood Diamond“ überaus realistisch darstellt – einer Gehirnwäsche unterzogen werden. Deshalb kann Regisseur Edward Zwick getrost der Pathos verziehen werden, mit dem der Schluss von „Blood Diamond“ seine moralische Botschaft überbringt.
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