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José GarcÃa Foto: Kinowelt ![]() Diesen Kunstfehler hat Winfried Oelsners Handball-WM-Dokumentation nicht zu befürchten: Am 4. Februar 2007 wurde die deutsche Handball-Nationalmannschaft entgegen aller anfänglichen Erwartungen tatsächlich Weltmeister. Der Erfolg machte nicht nur eine Sportart, die stets im Schatten des FuÃballs gestanden hat, immer populärer. Er kam auch der Dramaturgie des Oelsner-Filmes auÃerordentlich zugute. Denn obwohl âProjekt Goldâ nicht mit dem Stimmungstief nach einer Niederlage beginnt, reihen sich die Bilder nach der 25:27-Schlappe gegen Polen in der Vorrunde doch in den Spannungsbogen hervorragend ein: Deutschland beginnt als AuÃenseiter, ist nach der Vorrunden-Niederlage so am Boden zerstört wie die FuÃballer in der Eingangssequenz des âSommermärchensâ nach dem Halbfinale-Verlust, kann sich aber wieder fangen. Die Mannschaft steigert sich von Spiel zu Spiel, und erreicht das Finale gegen Polen. Womit das âProjekt Goldâ in seiner Dramaturgie einem weiteren Sönke Wortmann-Film gleicht. Spielte doch im âWunder von Bernâ die deutsche Nationalauswahl im Endspiel gegen den einzigen Gegner, der sie in einem Gruppenspiel besiegt hatte: Ungarn. Schlug 1954 der AuÃenseiter den Favoriten, so schafft auch 2007 die deutsche Handball-Nationalmannschaft das Unglaubliche: Weltmeister zu werden. Damit gelang Heiner Brand das Kunststück, als Spieler (1978) und als Trainer Weltmeister zu werden. Zum Vergleich: Im FuÃball konnten diese âDoppelkroneâ bislang lediglich der Brasilianer Zagalo sowie Franz Beckenbauer erringen. Als groÃer Pluspunkt für die Stimmung in der Mannschaft, aber auch für die Inszenierung erweist sich der âreaktivierteâ Christian Schwarzer, der mit seinen 37 Jahren mitten im Turnier zu der Mannschaft stieÃ. Nach der Polen-Niederlage sitzt er in der Kabine und isst seelenruhig Salzstangen, während er seinen Mitspielern Mut macht: âWir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand steckenâ. Ãhnlich im âSommermärchenâ begleiten in âProjekt Goldâ der Regisseur und die Kameramänner Frederik Walker und Mark Liedtke die Spieler bereits bei den Vorbereitungen. Die Kamera ist ebenfalls bei den Mannschafts-Besprechungen oder auch bei den Motivations-Sitzungen dabei. Stets auf Augenhöhe mit den Spielern, ohne jedoch zu stören oder ins Geschehen einzugreifen. Wie in âSommermärchenâ folgt der Regisseur den Akteuren ins Hotelzimmer. Nur dass statt âPoldi & Schweiniâ-Clownerien die Handballspieler Ernstes von sich geben, etwa wenn sie schildern, wie sie zu dieser Sportart gekommen sind. Oder wenn sie eindrucksvoll von den Verletzungen erzählen, die ein Profi in dieser extrem harten Sportdisziplin im Laufe seiner Karriere erleidet. Diese Augenblicke, in denen der Zuschauer Näheres vom Handballer erfährt, gehören zu den stärksten Momenten von âProjekt Goldâ. Viel über die Sportart sagen allerdings auch die Bilder aus, die Bundestrainer Heiner Brand und seine Mannen am Hauptbahnhof Berlin und dann im Zug zeigen: Sie stehen etwas verloren da, ohne dass jemand von ihnen Notiz nimmt. Sie müssen sogar um ihre reservierten Plätze kämpfen. Vom Bekanntheitsgrad des FuÃballs ist Handball noch ganz weit entfernt. Da die beiden Dokumentarfilme nach dem gleichen Grundkonzept arbeiten, versucht Regisseur Oelsner an einigen Stellen, sich von Sönke Wortmanns âSommermärchenâ abzusetzen. So konzentriert er sich im Gegensatz zur FuÃballdokumentation in der zweiten Filmhälfte vorwiegend auf den Verlauf der Spiele. Die Spielzusammenfassungen aus Fernsehbildern, die er immer wieder ins Bild rückt, stellen allerdings keinen Zugewinn dar, weil sie für die groÃe Leinwand kaum taugen. Trotzdem: âProjekt Goldâ kann dem Handball zu einer gröÃeren Bekanntschaft verhelfen. |
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