MIMZY - MEINE FREUNDIN AUS DER ZUKUNFT | The Last Mimzy
Filmische Qualität:   
Regie: Robert Shaye
Darsteller: Rhiannon Leigh Wryn, Joely Richardson, Timothy Hutton, Chris O'Neil, Rainn Wilson, Kathryn Hahn, Michael Clarke Duncan
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 96 Minuten
Genre: Science-Fiction/Fantasy
Publikum: ab 6 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 8/2007
Auf DVD: 12/2007


José García
Foto: Warner Bros.

Anspruchsvolle Kinderfilme, die nicht in erster Linie wegen ihrer aufwändigen Spezialeffekte, sondern dank ihrer erzählerischen Qualität ebenfalls Erwachsene ansprechen, haben im europäischen Kino Tradition. In den letzten Jahren hat dieser Trend auch den Hollywoodfilm erfasst. Spielfilme wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (Tim Burton, 2005), „Winn-Dixie – Mein zotteliger Freund“ (Wayne Wang, 2005) oder „Arthur und die Minimoys“ (Luc Besson, 2006) wurden als Großproduktionen von angesehenen Regisseuren mit bekannten Schauspielern – Johnny Depp, Jeff Daniels, Mia Farrow – produziert.

Bei „Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft“, der die Reihe „Generation/Kplus“ (ehemals „Kinderfilmfest“) bei der diesjährigen Berlinale eröffnete und nun im regulären Kinoprogramm startet, führt Bob Shaye, Gründer von New Line Cinema und Produzent unter anderem der „Der Herr der Ringe“-Trilogie, Regie. Als prominenter Darsteller spielt Timothy Hutton eine der Erwachsenen-Rollen.

Die Hauptrollen übernehmen jedoch die Kinderdarsteller Chris O’Neil und Rhiannon Leigh Wryn. Als Geschwister Noah und Emma finden sie während eines Urlaubs am Strand von Seattle eine geheimnisvolle Kiste, die sie vor ihrer Mutter Jo (Joely Richardson) verbergen. Im geheimnisvoll geformten Kästchen befinden sich ungewöhnlich aussehende Dinge: ein leuchtendes Kristall von der Größe einer Kreditkarte, eine Muschel, eine „Gelatinemasse“ sowie ein gezackter Stein, der später in neun „Kreisel“ zerbricht. Darunter liegt aber auch ein abgenutzter Stoffhase, den Emma auf den Namen „Mimzy“ tauft, nachdem er selbst dem Mädchen diesen Namen „eingegeben“ hat. Denn der Hase kommuniziert in Gedanken mit Emma.

Aber noch seltsamere Dinge geschehen. Diese Objekte ziehen die Kinder nicht nur so sehr in ihren Bann, dass sich Noah und Emma zum Erstaunen ihrer Mutter bald mit nichts anderem mehr beschäftigen. Darüber hinaus steigt ihr Intelligenzquotient auffallend an: Noah stellt in der Schule ein Experiment vor, in dem er kaum geahnte Fähigkeiten zum Ausdruck bringt. Bald fängt er auch an, komplizierte Mandalas zu zeichnen. Noahs Lehrer Larry White (Rainn Wilson) ist von einer dieser Zeichnungen besonders angetan, entspricht sie doch dem Traum, von dem White immer wieder träumt. Seine Freundin Naomi (Kathryn Hahn) entdeckt darin einen Zusammenhang mit uralten tibetisch-buddhistischen Lehren.

Während es Emma aufgeht, dass Mimzy ihr eine Botschaft überbringen will – sie verkörpert die letzte Hoffnung der Menschen aus der Zukunft –, verursacht Noah mit den Kreiseln einen stadtweiten Stromausfall, der die Behörden auf den Plan ruft: Die ganze Familie gerät unter Terrorismusverdacht, woraufhin eine Antiterror-Einheit das Haus stürmt.

Basierend auf einer Science-Fiction-Kurzgeschichte von Lewis Padgett aus dem Jahre 1943 erzählt „Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft“ immer auf Augenhöhe mit den kleinen Protagonisten. Der Film enthält zwar typische Klischees eines Familienfilmes, etwa den unter zuviel Arbeit leidenden Vater (Timothy Hutton), der seiner Familie zu wenig Zeit widmet. Aber „Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft“ zeichnet die Erwachsenencharaktere nicht als die stereotypischen Abgüsse mancher Kinderfilme. So interessieren sich etwa Noahs Physiklehrer Larry und dessen Freundin Naomi aufrichtig für die Entdeckungen der Geschwister. Selbst FBI-Agent Broadman (Michael Clarke Duncan) wird kaum als Fiesling dargestellt.

Enttäuscht die eher monotone Musik von Howard Shore, so fällt der unaufdringliche Einsatz von Spezialeffekten positiv auf, die sich stets der Handlung unterwerfen. Regisseur Bob Shaye visualisiert etwa den geschärften Gehör- und Gesichtssinn der Geschwister auf sehr diskrete Weise. Selbst in den charakteristischen Science-Fiction-Szenen verkommen die Spezialeffekte nicht zum Selbstzweck.

„Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft“ stellt eine Hommage an die Spielfilme Steven Spielbergs dar, insbesondere an „E.T. – Der Außerirdische“ (1982) und, vor allem in der „Rahmenhandlung“, an „A.I. – Künstliche Intelligenz“ (2001). Esoterisch anmutende Elemente werden durch einen wohltuend technologiekritischen Ton wieder wettgemacht: Der ständige Umgang mit elektronischen Geräten raubt den Kindern die kindliche Unschuld. Gerade sie benötigen jedoch die Menschen, wenn sie eine Zukunft haben wollen – eine Botschaft, die „Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft“ trotz des zugegebenermaßen kitschig geratenen Endes kindgerecht umsetzt.

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