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José GarcÃa Foto: Pandora Film Seit Bahman Ghobadi beim Filmfestival Cannes 2000 mit seinem ersten Spielfilm âDie Zeit der trunkenen Pferdeâ (siehe Filmarchiv) die âCamera dâOrâ für ein Erstlingswerk gewann, gehört der 1969 geborene Regisseur kurdisch-iranischer Abstammung zu den groÃen Hoffnungen des internationalen Kinos. Mit seinen nächsten, mehrfach ausgezeichneten Filmen âVerloren im Irakâ (2002, siehe Filmarchiv) und âSchildkröten können fliegenâ (2004, siehe Filmarchiv) setzte Ghobadi seinen halbdokumentarischen Inszenierungsstil fort. Seinen bisherigen drei Spielfilmen gemeinsam ist darüber hinaus Ghodabis Anliegen, auf die Lage des kurdischen Volks aufmerksam zu machen. Im nun anlaufenden vierten Ghobadi-Film âHalf Moonâ (âNiwemangâ, 2006) scheint der kurdische Drehbuchautor und Regisseur an âVerloren im Irakâ anzuschlieÃen. Darin macht sich der alte Musiker Mirza nach dem Krieg zwischen dem Iran und dem Irak mit seinen zwei Söhnen auf den Weg, um seine vor 23 Jahren verschwundene, noch immer geliebte Frau Hanareh zu suchen. Im Mittelpunkt von âHalf Moonâ steht erneut ein alternder bekannter Musiker, Mamo (Ismail Ghaffari), der nach Jahrzehnten der Unterdrückung die Erlaubnis für einen Auftritt im Irak erhalten hat. Zusammen mit seinen zehn Söhnen bricht er in den Irak auf, wo er anlässlich des Sturzes von Saddam Hussein ein groÃes Konzert geben will, das er als symbolischen âSchrei der Freiheitâ versteht. Musik wird gerade für die Kurden als Moment der nationalen Identität angesehen. Aber zunächst muss Mamo seinen treuen Freund Kako überzeugen, dass er ihn und seine Söhne in seinem klapprigen Bus über die Grenze bringt. Nacheinander steigen in den Bus die zehn Söhne Mamos, die ihn wie in den alten Zeiten als Orchester begleiten sollen. Mamo hat zwar für sie alle Transitpapiere bekommen, aber nicht für Hesho, die ehemalige Sängerin. Mamo besteht indessen auf die Teilnahme Heshos: Für seine Musik kommt nur die Stimme einer jungen Frau in Frage. Deshalb fahren die Musiker zunächst einmal zu dem (fiktiven) âDorf der verbannten Sängerinnenâ, wo Hesho mit 1334 anderen Frauen lebt. Mamo gelingt es, sie aus dem Dorf heraus und in einem Versteck im Bus über die Grenze zu schmuggeln. Ein paar Mal probt sie nun mit dem alten Mann während der Fahrt. Diese Fahrt ist allerdings mit allerlei Schwierigkeiten verbunden. SchlieÃlich wird Hesho von Grenzsoldaten entdeckt, die darüber hinaus de Instrumente von Mamos Söhnen zerstören. Wie aus dem Nichts taucht eine geheimnisvolle junge Frau mit dem hübschen Namen Niwemang (âHalbmondâ) auf, die Mamo verspricht, dass er an diesem Abend mit seinen Söhnen auf der Bühne stehen wird. Spätestens hier verlässt der Film die realistische Ebene, um schön vom neuseeländischen Kameramann Nigel Bluck eingefangene surreale Bilder aus der abgelegenen kurdischen Bergwelt im Grenzgebiet zwischen dem Iran und dem Irak zu liefern, in denen der Tod immer präsent ist. Damit setzt sich aber auch Bahman Ghobadi von seinem bisherigen halbdokumentarischen Stil ab, um sich etwa dem iranischen Kino eines Abbas Kiarostami (insbesondere âDer Geschmack der Kirscheâ) anzunähern. Zwar bleibt er seinem Sujet treu, den Lebensbedingungen des kurdischen Volkes zu zeigen. Die filmische Bildersprache wird jedoch von einem magischen Realismus geprägt, der stellenweise an das Kino des bosnischen Regisseurs Emir Kusturica gemahnt. So erweist sich âHalf Moonâ als eine Fortsetzung von âVerloren im Irakâ mit anderen Gestaltungsmitteln. Die durchaus komischen und romantischen Züge, die âVerloren im Irakâ noch besaÃ, werden hier von der Symbolik ersetzt. Denn das Konzert im Irak, für das Mamo und seine Söhne alle Beschwernisse auf sich nehmen, besitzt metaphorischen Charakter. Bahman Ghobadi bleibt indes in politischer Hinsicht seinen früheren Filmen treu: Auf die Unterdrückung der Kurden hinzuweisen. âHalf Moonâ entstand als Beitrag zum Mozart-Jahr 2006. In Interviews führt Regisseur Ghobadi denn auch aus, dass sein Film eine Hommage an Mozart sei: âMozarts Requiem hat mich zu diesem Film geführt. Während des Schreibens und Filmens musste ich immer wieder über Mozart und Mamo am Ende ihrer beider Leben nachdenkenâ. Wie Mozart kämpft Mamo für seine musikalische Vision bis zum Schluss. |
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