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José GarcÃa Foto: Tobis Zu den überraschenden Trends im Kino des neuen Jahrhunderts gehört zweifellos die Wiedererweckung totgeglaubter Filmgenres. Jahrzehntelang hatte etwa das âSandaleneposâ ganz schön viel Staub angesetzt, als Regisseur Ridley Scott im Jahre 2000 mit âGladiatorâ die Branche in Erstaunen versetzte: Mit mehr als 450 Millionen Dollar Einnahmen feierte âGladiatorâ einen Welterfolg. Ein Erfolg, an den weitere âMonumentalfilmeâ anknüpfen wollten. So folgten auf âGladiatorâ Wolfgang Petersens âTrojaâ (siehe Filmarchiv), Antoine Fuquas âKing Arthurâ (siehe Filmarchiv) sowie Oliver Stones âAlexanderâ (siehe Filmarchiv). Nach den letztgenannten Spielfilmen über das sagenumwobene Troja, den nicht minder legendenhaften Tafelrunde-Begründer Artus/Arthur sowie den Mazedonier Alexander den GroÃen führt der nun anlaufende Spielfilm âDie letzte Legionâ dorthin zurück, wo die Wiederentdeckung des Filmgenres mit âGladiatorâ ihren Anfang nahm, zum Römischen (West-)Reich â genau genommen zu dessen Untergang. Zwar lautete der Titel eines Monumentalfilmes aus dem Jahre 1964 âDer Untergang des Römischen Reichesâ (âThe Fall of the Roman Empireâ). Western-Spezialist Anthony Mann siedelte jedoch seinen Film (mit Stephen Boyd und Sophia Loren sowie Alec Guinness in den Hauptrollen) am Ende der Herrschaft des Kaisers Marc Aurel im Jahre 180 an. Mag mit dem Tod des letzten âAdoptivkaisersâ der Höhepunkt des Römischen Westreiches überschritten sein, bis zum âoffiziellenâ Untergang Westroms vergingen allerdings noch knapp 300 Jahre: Erst die Absetzung des Romulus Augustulus im Jahre 476 durch den germanischen Heerführer Flavius Odoaker beendete ja die Herrschaft Roms im Westen. Eine filmische Aufarbeitung der letzten Tage Roms steht also noch aus. âDie letzte Legionâ, der sich dieses überaus reizvollen historischen Themas angenommen hat, vermag jedoch â dies sei bereits jetzt in aller Deutlichkeit gesagt â diese Lücke nicht zu schlieÃen. Dies liegt einerseits an der eigenwilligen Mischung aus historischen Tatsachen und völlig aus der Luft gegriffener Legendenbildung. Die erste Stunde von âDie letzte Legionâ hält sich im GroÃen und Ganzen noch an die historischen Tatsachen: Kaum ist es dem Patricius und Heermeister Orestes (Iain Glen) nach seiner Rebellion gegen den Kaiser Julius Nepos gelungen, seinen 12-jährigen Sohn Romulus Augustus (Thomas Sangster) von den Truppen zum römischen Kaiser ausrufen zu lassen, fallen die âBarbarenâ unter der Führung des Thüringers Odoaker (Peter Mullan) in Rom ein. Odoaker ermordet Orestes und dessen Bruder Paulus, verschont aber âAugustulusâ, der auf ein Landgut bei Neapel in die Verbannung geschickt wird. Das auf dem gleichnamigen Roman von Valerio M. Manfredi beruhende Drehbuch begibt sich nun vollends auf das Terrain des â - ction-Abenteuersâ, wie die Filmemacher ihr Werk selbst bezeichnen. Denn in âDie letzte Legionâ wird Romulus Augustulus im Stil eines Abenteuerfilmes von einem kleinen Kommando unter der Führung des Befehlshabers der kaiserlichen Leibgarde Aurelius (Colin Firth) mithilfe der geheimnisvollen byzantinischen Kriegerin Mira (Aishwarya Rai) aus den Händen der neuen Machthaber befreit. Der Tross macht sich auf den Weg nach Britannien, wo die âletzte Legionâ Roms noch stehen soll. Im Gepäck führen sie das sagenumwobene Schwert, das einst Julius Cäsar gehört haben soll, und nun auf der britischen Insel einen neuen Mythos begründet. Nun ist der freie Umgang mit historischen Quellen geradezu zu einem Markenzeichen des klassischen Sandalenfilmes geworden. So konzentriert sich der erwähnte âUntergang des römischen Reichesâ nicht nur auf eine völlig fiktive Gestalt, sondern behandelt seine eigentliche Geschichte äuÃerst frei. In Doug Leflers âDie letzte Legionâ wiegt indes die schlaffe, eher zu einer Fernsehserie passende Inszenierung weitaus schwerer. Stehen in der ersten Filmhälfte die Darstellung und der Aufwand noch im Dienste der Geschichte, so verlässt der Film in der zweiten Hälfte mit dem historischen Boden auch gänzlich jegliche Glaubwürdigkeit. Die Inszenierung geht in ein plattes Action-Spektakel mit schlecht choreografierten Kämpfen, billigen, deutlich erkennbar am Computer erzeugten Spezialeffekten und gehöriger unfreiwilliger Komik über. Auf eine angemessene filmische Auseinandersetzung, etwa im Stil von Ridley Scotts âGladiatorâ, harrt die durchaus spannende Zeit an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter immer noch. |
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