SAINT-JACQUES ... PILGERN AUF FRANZÖSISCH | Saint-Jacques ... La mecque
Filmische Qualität:   
Regie: Coline Serreau
Darsteller: Muriel Robin, Artus De Penguern, Jean-Pierre Darroussin, Pascal Legitimus, Marie Bunel, Marie Kremer, Flore Vannier-Moreau
Land, Jahr: Frankreich 2005
Laufzeit: 103 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: S
im Kino: 9/2007
Auf DVD: 9/2008


José García
Foto: Schwarz Weiss

In den letzten tausend Jahren sind Millionen Menschen den Jakobsweg gegangen, um das Grab des Apostels Jakobus zu besuchen - und haben dadurch zur Festigung der europäischen Kultur und zur Integration Europas erheblich beigetragen. Dass sich auf den Jakobsweg keineswegs nur fromme Pilger begeben, zeigte in jüngster Zeit etwa die zwei Millionen-Auflage des Reiseberichts eines deutschen Entertainers, den ein Rezensent „weniger eine Anleitung zur christlichen Selbstfindung als ein Lob des Wanderns“ nannte.

In Coline Serreaus Spielfilm „St. Jacques ... Pilgern auf Französisch“ brechen die zerstrittenen Geschwister Clara (Muriel Robin), Pierre (Artus de Penguern) und Claude (Jean-Pierre Darroussin) nach Santiago de Compostela auf. Als „fromme Pilger“ können sie kaum bezeichnet werden. Denn sie befolgen lediglich eine Bedingung im Testament ihrer verstorbenen Mutter: Das Erbe wird erst ausbezahlt, wenn die drei Geschwister gemeinsam den Jakobsweg gegangen sind.

So schließen sich die Lehrerin Clara, der Workaholic Pierre und der Säufer Claude einer Reisegruppe an, deren Mitglieder ebenso wenig wie sie aus religiösen Gründen die Strapazen des Jakobswegs auf sich zu nehmen scheinen. Darunter befinden sich die zwei Schülerinnen Camille (Marie Kremer) und Elsa (Flore Vannier-Moreau), die wie der eingangs erwähnte deutsche Entertainer vor allem des Wanderns wegen unterwegs sind. Der junge Araber Saïd (Nicolas Cazalé) stößt zu der Gruppe lediglich, weil er sich dadurch seiner ehemaligen Mitschülerin Camille anzunähern hofft. In seinem Schlepptau hat er seinen einfältigen Vetter Ramzi (Aymen Saïdi), der glaubt, nach „Santiago de Mekka“ zu wallfahren, wo er endlich lesen lernen kann.

Lediglich Mathilde (Marie Bunel), die mit ihrem Kopftuch die Folgen der überstandenen Chemotherapie kaschiert, hofft auf der „Pilgerfahrt“ einen neuen Sinn in ihrem Leben zu entdecken. Die „Pilger“-Gruppe wird durch den Reiseführer Guy (Pascal Légitimus) vervollständigt, der unterwegs immer wieder zu Hause anruft, um seine Eheprobleme zu meistern.

Bei diesen holzschnittartigen Figuren bietet das Drehbuch wenige Überraschungen. Der mit Situationskomik gepaarte durchgängige Dialogwitz in bester französischer Tradition macht indes die Vorhersehbarkeit des Drehbuchs wieder wett.

Darüber hinaus sorgen die ansprechenden Landschaftsaufnahmen und insbesondere die in schöne Farben eingefangenen, immer wieder eingestreuten Traumbilder für Abwechselung in der linearen Erzählweise des Filmes.

Obwohl die der Pilgergruppe angehörenden Reisenden betont nicht religiös gezeichnet werden – mit der paradoxen Ausnahme des naiven muslimischen Jungen –, kann dieses Thema auf dem Jakobsweg naturgemäß nicht vollständig ausgeklammert werden. Die Regisseurin versucht offensichtlich, eine „neutrale“ Position zu beziehen, indem sie etwa einen Priester zeigt, die den muslimischen Jungen sowie dem dunkelhäutigen Reiseführer die Aufnahme in seine Herberge verweigern will, andererseits jedoch einen Geistlichen auftreten lässt, der alles stehen und liegen lässt, um der Gruppe ein Quartier zu bereiten.

Noch bezeichnender ist in diesem Zusammenhang die Szene, in der Clara, nachdem sie jede Menge Vorurteile gegen die Kirche geäußert hat, in einer Kirche eiligst all ihre Anliegen ins Gebetsbuch einträgt. Ganz abgesehen davon, dass am Ziel angelangt, sich alle von der Erhabenheit der Liturgie in ihren Bann schlagen lassen.

Am Ende ihrer Reise haben die Mitglieder der zusammengewürfelten Reisegesellschaft, wenn auch nicht unbedingt auf der religiösen Ebene, so doch eine gewisse Umkehr erfahren. Ein Ende allerdings, das Regisseurin Coline Serreau so sehr in die Länge zieht, dass es dem Film in der Schlussphase an dem Witz mangelt, der ihn über so weite Strecken getragen hatte.
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