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José García Foto: farbfilm verleih ![]() Wie in Max Minsky und ich träumt auch im auf dem 29. Internationalen Kinderfilmfestival 2006 mit dem Lucas ausgezeichneten Paulas Geheimnis eine Heranwachsende von einem Prinzen: Die bald 12-jährige Paula (Thelma Heintzelmann) vertraut ihrem Tagebuch solche kindliche Träume, in denen sie der Märchenprinz mit seiner goldenen Kutsche abholt, an. Was für eine Katastrophe, sollte irgendjemand Paulas Tagebuch in die Hände bekommen, und so ihre intimsten Geheimnisse lüften. Die Katastrophe ereignet sich mitten in der Hamburger U-Bahn, als ihr eine rumänische Kinderbande das Tagebuch stiehlt. Ihr Klassenkamerad Tobi (Vincent Paul de Wall), der aus naheliegenden Gründen immer mit derselben Bahn wie Paula nach Hause fährt, hat aber die Tat beobachtet. So schlägt er Paula ein Deal vor: Er will ihr die Diebe suchen helfen, wenn sie ihm während der Sommerferien Nachhilfe in Englisch erteilt, damit Tobi die Nachprüfung und damit die Versetzung schafft. Dafür müssen sie allerdings zunächst eine nicht unbedeutende Hürde nehmen. Denn Paulas viel beschäftigte Eltern verstehen gar nicht, warum ihre Tochter wegen des Tagebuchs nicht ins Feriencamp auf Sylt fahren, sondern in Hamburg bleiben will. Dafür haben die findigen Kinder jedoch eine Lösung: Statt Paula fährt nun Tobis Schwester Jenny (Constanze Spanger) nach Sylt. So können sich Paula und Tobi in eine Detektivstory stürzen, bei der sie einer Diebesbande auf die Schliche kommen, die rumänische Kinder zum Stehlen zwingt. Paula und Tobi beschließen, den Tagebuchdieben Radu (Albert Berisa) und Ioana (Jülide Girisken) zur Flucht zu verhelfen. In seinem selbst verfassten Drehbuch behandelt Regisseur Gernot Krää mehrere Themen. Denn ähnlich Erich Kästners Emil und die Detektive sowie Pünktchen und Anton ist die Detektivgeschichte lediglich ein Vehikel für eine Milieuschilderung. Lebt Paula in einer Luxusvilla mit elegant gekleidetem italienischem Hausmädchen, so ist Tobis Vater mit dem viel sagenden Namen Klaus Pröllinger (Jürgen Vogel) Hausmeister in einem heruntergekommenen Plattenbau. Die ebenfalls einem Kästner-Buch (Das doppelte Lottchen) entnommenen Elemente mit dem Rollentausch Paula-Jenny bieten reichlich Gelegenheit, mit umwerfender Komik die sozialen Unterschiede zu illustrieren: hier die erfrischende Natürlichkeit Jennys, dort die Gestelztheit der Geld-Barbies. Trotz dieser unterschiedlichen Handlungsstränge, zu denen sich auch die in einen hübschen Goldton getauchten Traumsequenzen mit Paulas Märchenprinzen gesellen, sowie der offenkundigen Anlehnung an Kästners Werke überzeugt Gernot Krääs Film nicht zuletzt wegen der Konsequenz, mit der Paulas Geheimnis immer auf gleicher Augenhöhe wie seine Protagonisten erzählt. Einen großen Anteil daran haben die wohltuend normalen Kinderdarsteller, die sich in keinem Augenblick von den erfahrenen, bekannten Schauspielern die Show stehlen lassen. Der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten erst 12-jährigen Thelma Heintzelmann gelingt es, den Übergang des behüteten, etwas hochnäsigen Einzelkinds aus gutem Hause (Familienname: Steinhof) in eine richtige Kameradin glaubwürdig darzustellen. Im Laufe ihrer gemeinsamen Abenteuer kommen sich die ursprünglich so unterschiedlichen Paula und Tobi nicht nur näher. Darüber hinaus erfahren sie den Übergang von der Kindheit in die Lebensphase des Heranwachsenden, der im Abschied Paulas von ihrem Traumprinzen veranschaulicht wird. In diesen Sommerferien haben Tobi und Paula Einiges für ihr Leben gelernt. Ein filmischer Entwicklungsroman ohne erhobenen Zeigefinger, der nicht nur ein jugendliches Publikum, sondern auch Erwachsene zu fesseln vermag. |
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