KREUZZUG IN JEANS | Kruistocht in spijkerbroek
Filmische Qualität:   
Regie: Ben Sombogaart
Darsteller: Joe Flynn, Stephanie Leonidas, Emily Watson, Michael Culkin, Benno Fürmann
Land, Jahr: Deutschland / Belgien / Niederlande / Luxemburg 2006
Laufzeit: 120 Minuten
Genre: Literatur-Verfilmungen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 9/2007


José García
Foto: MFA+

Das historische Genre steht im Kino zurzeit hoch im Kurs. Nachdem Doug Leflers „Die letzte Legion“ (siehe Filmarchiv) zur Zeit des Untergangs des Römischen West-Reiches angesiedelt war, spielt der nun im regulären Kinoprogramm anlaufende „Kreuzzug in Jeans“ im Hochmittelalter. Ging Leflers Film von historischen Tatsachen aus, um dann in ein völlig frei erfundenes Action-Spektakel überzugehen, so liefert in „Kreuzzug in Jeans“ der Kinderkreuzzug lediglich den Hintergrund für eine Zeitreise.

Kein Wunder, denn unter Historikern herrscht keine Einigkeit, ob es sich beim genannten Kinderkreuzzug um eine historische Tatsache oder aber um eine Legende handelt, obwohl eine zeitgenössische Kölner Chronik davon berichtet, dass im Juli 1212 aus Köln eine große Schar Kinder zusammen mit einigen Erwachsenen in Richtung Heiliges Land aufbrach.

Für seinen Kinder- und Jugendfilm adaptiert der niederländische Regisseur Ben Sombogaart das in 13 Sprachen übersetzte Jugendbuch „Kruistocht in spijkerbroek“ („Kreuzzug in Jeans“) von Thea Beckman (19232004), das 1974 mit dem Europäischen Preis für den besten historischen Jugendroman ausgezeichnet wurde.

Der Film erzählt vom 15-jährigen Nachwuchsfußballspieler Dolf Vega (Joe Flynn) aus Rotterdam, der beim Viertelfinale der Jugend-Europameisterschaft durch seine Eigensinnigkeit den Sieg seiner Mannschaft verspielt. Da seine Mutter Mary (Emily Watson) an einem Forschungsprojekt arbeitet, bei dem der Prototyp einer Zeitmaschine kurz vor Vollendung steht, kommt er auf den Gedanken, sich in die Vergangenheit zurückschicken zu lassen, um das Spiel zu wiederholen.

Aber Dolf gibt die Zeitkoordinaten in die Maschine falsch ein, und so landet er statt im Fußballstadion auf einem verlassenen Feldweg im Jahre 1212. Dort lernt er die 15-jährige Jenne (Stephanie Leonidas) kennen, von der er vom Kinderkreuzzug erfährt: 8 000 Kinder befinden sich auf der Römerstraße nahe Speyer auf dem Weg nach Jerusalem, um die Heilige Stadt von den Sarazenen zu befreien.

Obwohl Dolf durch sein Äußeres und noch mehr durch seine Art den „Zeitgenossen“ wie ein Wesen aus einem anderen Stern erscheint, kann er bald das Vertrauen einiger Kreuzzugsteilnehmer gewinnen. Im Laufe der Zeit kommt Dolf dahinter, dass der heimliche Anführer, Pater Anselmus (Michael Culkin), ein doppeltes Spiel treibt. Zum Glück gesellt sich unterwegs der junge Mönch Thaddeus (Benno Fürmann) zu den Pilgern, der Dolf mit Rat zur Seite steht.

Thaddeus hält auch die Ereignisse während des Kinderkreuzzuges fest, die er in mittelalterlichen Bildern illustriert. Diese Chronik des jungen Mönchs findet Dolfs Mutter in der Gegenwart, so dass sie ihren Sohn orten kann. Dadurch erhält sie einen Anhaltspunkt, um Dolfs Rückkehr ins 21. Jahrhundert zu ermöglichen.

Die Grundintention des Buches, die Manipulation der Jugend durch falsche Propheten zu entlarven, die den Glauben der Unerfahrenen für ihre eigenen Ziele missbrauchen, wird durch die Inszenierung deutlich abgemildert. Einerseits weil Sombogaarts Film dem zwielichtigen Kleriker Anselmus die sympathische Figur des jungen Mönches Thaddeus entgegensetzt. Thaddeus wird nicht nur eine große Hilfe für Dolf, sondern zeichnet sich auch durch einen echten Glauben und echte Frömmigkeit aus.

Darüber hinaus bietet die exotische Kulisse des 13. Jahrhunderts lediglich eine Folie, auf der die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Dolf und Jenne entfaltet wird. Durch die Abenteuer und die erste aufkeimende Liebe wird Dolfs Zeitreise zum Abschied von der Kindheit.

Wie schon in Doug Leflers „Die letzte Legion“ weist „Kreuzzug in Jeans“ allerdings schwerwiegende dramaturgische Mängel auf. Zu Anschlussfehlern kommen Wiederholungen hinzu, etwa der Unterschiede in der Lebensführung im 13. und 21. Jahrhundert, die den Erzählfluss lähmen.

Trotz der aufwändigen internationalen Produktion mit weltweiten Stars (neben Emily Watson und Benno Fürmann treten in kleinen Nebenrollen auch Udo Kier und Herbert Knaup auf) enttäuschen darüber hinaus insbesondere die am Computer erzeugten Bauten. Durch diese Mängel verspielt „Kreuzzug in Jeans“ die Sympathie der Zuschauer.
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