LILO & STITCH | Lilo & Stitch
Filmische Qualität:   
Regie: Dean Deblois, Chris Sanders
Darsteller:
Land, Jahr: USA 2002
Laufzeit: 85 Minuten
Genre: Animation
Publikum: ohne Altersbeschränkung
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA


Prolog in einer weit entfernten Galaxis: Der verrückte Professor Jamba wandert wegen verbotener genetischer Experimente ins Gefängnis. Seine Kreatur „Experiment 626“ - ein auf Zerstörung programmiertes Wesen, das aber so niedlich wie eine Kreuzung aus (gutem) Gremlin und einem Hund aussieht - verurteilt der intergalaktische Hohe Rat zur Verbannung auf einen Wüstenplaneten. Auf dem Weg dorthin gelingt „626“ jedoch die Flucht in einem Polizei-Raumgleiter, mit dem er auf der Erde, auf Hawaii landet.

Erst jetzt folgt der Vorspann, und die eigentliche Geschichte setzt ein: Wir lernen die rotzfreche fünfjährige Lilo kennen, eine Waise, die von ihrer älteren Schwester Tina grossgezogen wird. Schon wieder kommt sie zu spät zum Tanzunterricht; Lilo zettelt einen Streitet mit den anderen Mädchen an und wird aus der Schule verwiesen. Zuhause sucht sie in Elvis Presley-Songs Zuflucht. An diesem Abend sieht Lilo eine vermeintliche Sternschnuppe. Sie betet um „einen Freund, jemanden, der nicht sofort wegläuft, einen Engel, den liebsten Engel von allen“. Die Antwort auf ihr Gebet erfolgt, als sie sich im Tierheim einen Hund aussuchen darf und natürlich „Experiment 626“ wählt, den sie „Stitch“ nennt. So kreuzen sich die Wege von Lilo und Stitch und damit auch die zwei Handlungsstränge. Langsam nähern sich die beiden einsamen Seelen an: Lilo findet Trost in Stitchs Gegenwart; Stitch lernt, was Liebe und Familie bedeuten.

Währenddessen spitzt sich die Handlung zu: Jamba wird in Begleitung des dreibeinigen „Erde-Experten“ Pliiklii, dessen gesamtes Wissen über die Erde allerdings aus einer Art Diagucker stammt, auf die Suche nach 626 alias Stitch geschickt. Und der unerbittliche Sozialarbeiter Cobra Bobo droht damit, Lilo ins Kinderheim einweisen zu lassen....

Hawaiianische Motive stehen ästhetisch im Mittelpunkt des zeichnerisch ungewöhnlichen Filmes: Oft wirken diese Hintergründe wie Wasserfarben-Skizzen – eine Technik, die Disney seit „Bambi“ (1942) nicht mehr verwendete –, was dem Film im Kontrast zum Science-Fiction-Ambiente des Anfangs eine antiquiert malerische Note verleiht.

Bei Animationsfilmen steckt häufig in den Figuren ein Augenzwinkern zu bekannten Realfilmen - damit auch die Erwachsenen ihren Spass haben. So trägt in „Lilo & Stitch“ Sozialarbeiter Cobra Bobo die Stimme (im Original: Ving Rhames; im Deutschen: Tilo Schmitz) und das Outfit des Obermafioso Marcellus Wallace aus „Pulp Fiction“ (Quentin Tarantino, 1994). Der Soundtrack von „Lilo & Stitch“ besteht aus sechs Songs von Elvis Presley, ergänzt mit traditioneller hawaiianischer Hula-Musik.

Während Disney-Konkurrent DreamWorks mit seinem diesjährigen Film „Spirit – Der wilde Mustang“ auf eine episch-getragene Erzählweise setzt, die mit den darin transportierten traditionellen Werten korrespondiert, entschied sich Disney für ein poppiges Äusseres mit teilweise rasanter Action – die Science-Fiction-Sequenzen zu Beginn und am Schluss sind für die Jüngsten sicherlich viel zu schnell geraten. Dennoch: „Lilo & Stitch“ verbindet sein aussergewöhnliches Aussehen mit einer sympathischen Reflexion über Familie und Sozialintegration in bewährter Disney-Tradition, bei der der Begriff „Ohana“ eine zentrale Rolle spielt: „Ohana heisst Familie. Familie heisst, dass alle zusammenhalten. Und füreinander da sind“. Gerade dadurch, dass Stitch den „Ohana“-Begriff versteht, wandelt sich „Experiment 626“ vom Bösewicht zum „Familienmitglied“ Stitch.

„Lilo & Stitch“ vereint zwei im wörtlichen Sinn verschiedene Welten zu einer Geschichte, die nie rührselig wird - dank eines Schnitts mit permanentem Rhythmuswechsel und zahlreichen humorvollen Gags, mit denen die Story voll gespickt ist.

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