BIS ZUM ELLENBOGEN | Bis zum Ellenbogen
Filmische Qualität:   
Regie: Justus von Dohnányi
Darsteller: Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Justus von Dohnányi, Susanne Wolff, Katharina Matz, Antoine Monot Jr., Devid Striesow
Land, Jahr: Deutschland 2007
Laufzeit: 84 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 11/2007
Auf DVD: 3/2008


José García
Foto: Delphi

Der Sommer 2006 wurde für viele Deutsche ein „Traumsommer“. Das immer besser werdende Spiel der Fußball-Nationalmannschaft versetzte das ganze Land in eine euphorische Stimmung, die etwa Sönke Wortmann in seinem Dokumentarfilm „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (siehe Filmarchiv) einfing.

Aber nicht alle saßen im Sommer 2006 vor dem Fernseher: Der Schauspieler Justus von Dohnányi nutzte die sozusagen stillgelegte Zeit, um zusammen mit seinen Theaterfreunden Jan Josef Liefers und Stefan Kurt sein Spielfilmdebüt zu realisieren. Daraus ist eine Art Drei-Mann-Komödie geworden.

In den Schweizer Alpen prallt Reederei-Juniorchef Achim (Jan Josef Liefers) mit Sozialhilfe-Empfänger Willi (Stefan Kurt) zusammen, ganz nah an der Hütte von Sven (Justus von Dohnányi), der den verletzten Achim und den erschreckten Willi bei sich aufnimmt. Sven, dem friedliebenden Bankangestellten aus Sylt, gelingt mit Käse und Wein der Waffenstillstand zwischen den zwei Streithähnen.

So verbringen die drei den letzten Urlaubsabend am Lagerfeuer gemeinsam, bei dem Sven nicht nur von seiner ertrunkenen Freundin Beke und seinem Wunsch, am Sylter Ellenbogen seebestattet zu werden, sondern auch von seinem Chef erzählt: Diesem bringt Sven jeden Morgen die Frühstücksbrötchen ins Haus. Dabei holt er die Schüssel zur Bank und zu dem Tresor ab, wo jede Menge Schwarzgeld gehortet wird.

Nachdem reichlich Alkohol geflossen ist, endet der Abend tragisch: Durch einen dummen Unfall scheidet Sven aus dem Leben. Während Willi der Verzweiflung nahe ist, kommt Achim auf eine verwegene Idee: Die beiden könnten Svens letzten Wunsch einer Seebestattung am Sylter Ellenbogen erfüllen. Und diesen Freundschaftsdienst auch noch mit dem Nützlichen verbinden. Denn könnte sich Sven nicht ein letztes Mal den Schlüssel zum Banktresor von seinem Chef aushändigen lassen? Ein makabrer Roadmovie durch ein Land im schwarz-rot-goldenen Fieber beginnt.

Justus von Dohnányi verzichtete auf die Unterstützung durch Filmförderungs-Institutionen und Fernsehsender, ohne deren Hilfe in Deutschland kaum ein Filmprojekt zu Stande kommt. „Bis zum Ellenbogen“ ist zwar in jedem Augenblick das kleine Budget anzumerken, mit dem der Spielfilm gedreht wurde. Dafür inszeniert der Regisseur sein Spielfilmdebüt mit viel Engagement. Und weil im „Fußball-WM-Loch“ auch die Techniker über ungewöhnlich viel Freizeit verfügten, konnte von Dohnányi den Kameramann Matthias Schellenberg und den Tontechniker Gunner Voigt kurzerhand für sein Projekt verpflichten.

Nicht nur Justus von Dohnányi hat sich mit seiner Regiearbeit einen Herzenswunsch erfüllt. Auch Stefan Kurt und Jan Josef Liefers ist stets der Spaß anzumerken, mit dem sie bei der Sache sind. „Wir drei kennen uns seit unserer gemeinsamen Zeit am Thalia Theater“, führt von Dohnányi dazu aus. Und weiter: „Den gemeinsamen Wunsch, auch mal zusammen einen Film zu machen, gibt es seit Jahren“. Die Chemie zwischen den dreien stimmt hervorragend. Die drei Darsteller spielen sich die Bälle förmlich zu.

Obwohl der Film auch manche Längen aufweist, gehen viele Situationswitze tatsächlich auf, die zudem von originellen Dialogen begleitet werden. Obgleich der schwarze Humor hin und wieder ins Makabre chargiert, gelingt dem Regisseur ein humorvoller Film, ohne wie die meisten deutschen Komödien in Plattheiten hineinzurutschen.

„Bis zum Ellenbogen“ kann als der wohl lustigste deutsche Road-Movie seit Detlev Bucks „Wir können auch anders“ (1993) bezeichnet werden. Mit Bucks Filmen hat von Dohnányis Regiedebüt auch den Slapstick-Humor sowie die liebevolle Figurenzeichnung gemeinsam. So ist „Bis zum Ellenbogen“ eine zwar kleine Komödie. Sie besitzt aber das richtige Timing und pointierte, weder plumpe noch abgedroschene Dialoge.
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