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José GarcÃa Foto: Twentieth Century Fox Eine Podiumsdiskussion mit einem prominenten (ehemaligen) Politiker aus Anlass einer Film-Uraufführung ist kein alltägliches Ereignis. Als am 25. Oktober Robert Redford nach einer Sondervorführung seines neuen Spielfilms âVon Löwen und Lämmernâ (âLions For Lambsâ) in Berlin zu einem Gespräch mit dem ehemaligen BundesauÃenminister Joschka Fischer und dem Historiker Heinrich August Winkler einlud, wurde deshalb über die Veranstaltung in den Medien ausgiebig berichtet. âWitzig war, dass sich Fischer nach seinem Princeton-Jahr offenbar in dem Berkeley-Professor wieder erkannte, den Robert Redford im Film spieltâ, beschrieb etwa Verena Lueken in der âFrankfurter Allgemeinen Zeitungâ das besondere Interesse des Grünen-Politikers an âVon Löwen und Lämmernâ. Der Film bot Fischer allerdings darüber hinaus Gelegenheit, Bushs Politik im allgemeinen und den Irak-Krieg im besonderen zu kritisieren. Nun startet im regulären Kinoprogramm Redfords Film, dessen Titel auf ein Zitat eines deutschen Oberkommandeurs im ersten Weltkrieg zurückgehen soll, der die Tapferkeit britischer Soldaten bewunderte: âNirgendwo sonst habe ich solch tapfere Löwen gesehen, die von solchen Lämmern angeführt wurden.â Nach einem Drehbuch von Matthew Michael Carnahan verknüpft âVon Löwen und Lämmernâ drei Handlungsstränge lose miteinander: In Washington eilt Journalistin Janine Roth (Meryl Streep) zu einem Interview mit dem jungen, ehrgeizigen Senator Jasper Irving (Tom Cruise), der ihr seinen neuen Plan im Kampf gegen die Taliban präsentieren möchte. Der Republikaner mit Präsidentschaftsambitionen hofft auf die Unterstützung der Medien. In Kalifornien zitiert Professor Stephen Malley (Robert Redford) einen intelligenten, aber ebenso desillusionierten Studenten zu seiner Sprechstunde. Der junge Todd (Andrew Garfield) steht mit seiner Null-Bock-Haltung für viele seiner Altersgenossen, die lediglich an die eigene Karriere denken, weil man als Einzelner ehâ nichts verändern könne. Im fernen Afghanistan warten zwei ehemalige Studenten des Professors, Arian und Ernest (Derek Luke, Michael Peña), auf einen lebensbedrohlichen Einsatz, den der Senator in Washington angeordnet hat. In Rückblenden erfährt der Zuschauer, wie sie im politikwissenschaftlichen Seminar von Professor Malley zur Entscheidung kamen, sich für das Militär zu melden. Sind sie die Löwen geworden, die von Lämmern geführt werden? So einfach macht es sich Robert Redfords Film indes nicht. âVon Löwen und Lämmernâ ist kein schlichter Antikriegsfilm. Die drei Ebenen, auf denen der Kriegseinsatz diskutiert wird, bieten vielmehr Gelegenheit, sich dem Thema âEngagementâ aus unterschiedlicher Perspektive anzunähern. Regisseur Redford führt dazu: âWäre dies nur ein Film über den Krieg gewesen, hätte mich der Stoff nicht weiter interessiert. Was mich bei âVon Löwen und Lämmernâ vielmehr gereizt hat, war wie das Drehbuch den Krieg als Katalysator nutzt, um drei ganz persönliche Geschichten über Themen zu erzählen, die mich viel mehr treiben. Welche Rolle spielen die Medien, die Bildung und die Politik? Wo steht die Jugend? All diese Aspekte gleichzeitig zu beleuchten, sie mit dem Krieg in Zusammenhang zu setzen, um so das Publikum dazu zu bewegen, darüber nachzudenken, das hat mich veranlasst, wieder auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen.â Zwar kann der Film als âdialoglastigâ bezeichnet werden. Dafür sind diese Dialoge aber treffsicher und intelligent: âSeit wann habt Ihr die Meinung der Mehrheit mit der richtigen Meinung verwechselt?â, lautet etwa einer der Vorwürfe an die Medien. Denn in âVon Löwen und Lämmernâ wird nicht nur die Politik, sondern ebenso die Rolle der Medien kritisiert: Obwohl die Journalistin den Trick des Senators durchschaut hat und sich nicht instrumentalisieren lassen will, wird die Nachricht als Schriftband im Fernsehen gesendet. Auch sie muss an ihre Zukunft denken. Weil âVon Löwen und Lämmernâ trotz der brillanten Besetzung für den Zuschauer letztlich keine Identifikationsfigur anbietet, enthält er sich einfach gestrickter Antworten. Der Film liefert vielmehr eine vielschichtige Studie über die Rolle der Politik und der Medien, aber insbesondere auch der Bildung in einem kritischen Augenblick in der US-amerikanischen Geschichte. |
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