LONG WALK HOME | Rabbit Proof Fence
Filmische Qualität:   
Regie: Phillip Noyce
Darsteller: Everlyn Sampi, Laura Monaghan, Tianna Sansbury, Kenneth Branagh, David Gulpilil, Jason Clarke
Land, Jahr: Australien 2002
Laufzeit: 94 Minuten
Genre: Historische Filme
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: -


JOSÉ GARCÍA


Wenn er nicht zu abgegriffen wäre, müsste am Anfang jeder Besprechung dieses Filmes der Satz stehen, die unglaublichsten Geschichten erzählt doch das Leben: Die Schwestern Molly (14) und Gracie (8) sowie ihre Cousine Daisy (10) legen im Jahre 1931 einen 2.000 Kilometer langen beschwerlichen Weg durch karge steinige und Wüstengebiete in West-Australien zurück, auf dem sie von einem erfahrenen Spurenleser und von Polizisten verfolgt werden. Angetrieben werden die Aborigines-Mädchen vom Wunsch, nach Hause zu ihren Müttern zurückzukehren, von denen sie durch die Behörden getrennt wurden.

„Rabbit Proof Fence“ adaptiert das von Doris Pilkington Garimara, der Tochter der echten Molly, verfasste Buch „Follow the Rabbit-Proof Fence“ (1996), das die Geschichte australischer Kinder von Aborigines-Frauen und weißen Männern aufarbeitet, die kraft des bis in die 70er Jahre gültigen „General Child Welfare Law“ ihren Familien entrissen und in Heimen umerzogen wurden, um von der weißen Gesellschaft assimiliert werden zu können.

Hinter dieser Politik stand das Ziel, den Aborigines-Rassenanteil von Generation zu Generation zu vermindern, wie der Zuschauer gleich zu Beginn von „Rabbit Proof Fence“ feststellen kann, als er einem Vortrag von A. O. Neville, dem „Chief Protector“ der Aborigines in West-Australien, beiwohnt: In drei Generationen würde das dunkelhäutige „Halbblut“ fast vollständig aufgehellt, wenn es sich mit weißem „Vollblut“ vermehre, fasst Neville die abstrusen Rassentheorien zusammen, die in den 30er Jahren offenbar nicht nur in Europa hoch im Kurs standen. Kenneth Branagh verkörpert A.O. Neville differenziert als pflichtbewussten Beamten, der von der patriarchalisch-arroganten Politik des britischen Empire überzeugt ist.

In eindringlichen Bildern fernab jeglicher Reisebüro-Ästhetik konzentriert sich Regisseur Phillip Noyce auf das Wesentliche. Dennoch bleibt nach dem bewegenden Auftritt der echten Molly (85) und Daisy (80) während des Nachspanns ein gewisses Unbehagen, ob „Rabbit Proof Fence“ alles in allem seine Geschichte trotz oder gerade wegen ihrer Geradlinigkeit nicht allzu glatt erzählt, belehrt uns doch der eingeblendete Text darüber, dass dieser lange Weg nach Hause erst der Anfang war. Denn Molly wurde 1940 erneut gefangen genommen – diesmal musste sie den Weg ins Umerziehungslager zusammen mit ihren damals vier und zwei Jahre alten Kindern antreten.


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