MR. MAGORIUMS WUNDERLADEN | Mr. Magorium’s Wonder Emporium
Filmische Qualität:   
Regie: Zach Helm
Darsteller: Dustin Hoffman, Natalie Portman, Jason Bateman, Zachary Mills, Ted Ludzik, Marcia Bennett
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 94 Minuten
Genre: Familienfilme
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 12/2007
Auf DVD: 4/2008


José García
Foto: Universum

Zach Helm wurde mit seinem originellen Drehbuch zu Marc Forsters Spielfilm „Schräger als Fiktion“ („Stranger than Fiction“, siehe Filmarchiv) über Nacht bekannt. In einer ausgewogenen Mischung aus Komödie und Tragödie mit einem Schuss Liebesgeschichte lieferte der mit herrlich scharfzüngigen Dialogen voll gespickte Film auch eine poetische Reflexion über das Verhältnis von Wahrheit und Fiktion.

Für sein Regiedebüt „Mr. Magoriums Wunderladen“ („Mr. Magorium’s Wonder Emporium“), zu dem er auch das Drehbuch selbst verfasst hat, findet Zach Helm eine ebenfalls geistreiche Idee: Im Mittelpunkt steht ein magischer Spielzeugladen, in dem die Spielzeuge ein Eigenleben entwickeln. Das mitten im New York stehende Geschäft gehört dem 243 Jahre alten, liebenswert-verrückten Edward Magorium (Dustin Hoffman). Zum Personal des Wunderladens gehört auch die junge Molly Mahony (Natalie Portman), die als Kind Klavierkonzerte gab, aber nun mit ihrer Musikkunst am Ende zu sein scheint. Im Laden hilft auch der neunjährige Eric (Zach Mills) aus, der zwar keine Freunde hat, dafür aber eine ansehnliche Hütesammlung besitzt.

Nachdem Mr. Magorium nur noch ein Paar seiner Lieblingsschuhe übrig geblieben sind, und deren Sohle auch noch löchrig geworden ist, bereitet er seinen Abgang vor: „Zeit zu gehen“. Ehe er aus dem Laden respektive dem Leben scheidet, stellt er allerdings einen Buchhalter ein: Henry Weston (Jason Bateman), der den Haufen Unterlagen, die sich im Laufe der 114 Jahre währenden Existenz von „Mr. Magoriums Wunderladen“ angesammelt haben, in Ordnung bringen soll.

Damit wird nicht nur eine vierte Figur, sondern auch eines der Hauptthemen in den Film eingeführt: der Gegensatz zwischen Realismus und Fantasie. Denn für den Buchhalter ist der Laden natürlich „nur ein Spielzeugladen“ – was Molly zu der Bemerkung veranlasst, Henry sei ein typischer „NUR-Mensch“.

Obwohl der Regisseur Henrys Figur nicht so detailgenau zeichnet wie etwa die des Buchhalters Harold Crick in „Schräger als Fiktion“, dessen Leben von Zahlen bestimmt ist, macht seine in gedeckten Farben gehaltene Kleidung den Unterschied zur magischen Welt von Mr. Magorium visuell deutlich. Denn dieser ist stets in den buntesten Farben gekleidet.

Molly Mahony glaubt zwar an die Magie des Wunderladens. Sie ist jedoch überzeugt, dass ihr diese Magie fehlt, um den „Wunderladen“ weiterzuführen. Und die Veränderungen, die seit Mr. Magoriums Ankündigung im Laden festzustellen sind, scheinen Molly auch Recht zu geben: Die zunächst nur in einer Ecke des Ladens auftretenden grau gefärbten Blasen weiten sich aus, die einst so lebendigen Spielsachen versagen ihren magischen Dienst und werden ebenfalls fahl. Deshalb versucht Molly gemeinsam mit Eric, ihren Chef doch noch zum Bleiben zu bewegen.

Das Produktionsdesign von Thérèse DepRez zeichnet sich durch überbordende Fantasie aus. Bemerkens- und lobenswert ist dabei, dass die Spielzeuge im Wundeladen im Zeitalter der Videospiele ganz traditionell gehalten sind, ob es sich um zum Leben erweckte Playmobil-Figuren, von alleine fliegende Flugzeuge oder ebenfalls von selbst springende Gummibälle handelt. Einer der Höhepunkte: der magische Drehschalter vor einer Tür, der je nach Position bestimmt, was sich dahinter verbirgt.

Passend dazu gestaltet Regisseur Zach Helm den Vorspann im verspielten Retro-Design, der eher an die 70er Jahre gemahnt, sowie die Zeichnungen, die den Film zusammen mit der Off-Kinderstimme von Eric „Mr. Magoriums Wunderladen“ in Kapitel unterteilt.

Das visuelle Feuerwerk macht die dramaturgischen Schwachpunkte des Filmes wenigstens zum größten Teil wieder wett. Denn nach dem durchdachten Drehbuch und den bis in die Nebenrollen präzis gezeichneten Figuren von „Schräger als Fiktion“ erstaunt es schon, dass Zach Helm hier die Dramaturgie nicht nur linearer, sondern auch mit offensichtlichen Drehbuchsprüngen gestaltet hat. Auch die Figurenzeichnung ist ihm weniger gelungen. So haben Natalie Portman und Jason Bateman einem zugegebenermaßen bestens aufgelegten Dustin Hoffman wenig entgegenzusetzen.

Diese Schwächen werden allerdings durch die kindgerechte Behandlung ernster Themen wie Tod oder Freundschaft und durch die allgemein gültige Botschaft des Filmes aufgewogen, die für „Mr. Magoriums Wunderladen“ als fantasievollen Kinderfilm sprechen.
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