TODESZUG NACH YUMA | 3:10 to Yuma
Filmische Qualität:   
Regie: James Mangold
Darsteller: Russell Crowe, Christian Bale, Gretchen Mol, Peter Fonda, Ben Foster, Logan Lerman, Dallas Roberts, Vinessa Shaw, Alan Tudyk, Luce Rains, Lennie
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 122 Minuten
Genre: Action/Western
Publikum: ab 16 Jahren
Einschränkungen: G
im Kino: 12/2007
Auf DVD: 4/2008


José García
Foto: Sony

Der Western gilt als das ursprünglichste der amerikanischen Filmgenres, denn er ist so alt wie das Medium Spielfilm selbst. Trotz Kevin Costners „Open Range – Weites Land“ (siehe Filmarchiv) gelang es seit Clint Eastwoods „Erbarmungslos” („Unforgiven” 1992) allerdings keinem Western mehr, diesem klassischen Filmgenre neues Leben einzuhauchen.

Regisseur James Mangold wendet sich nach seinem mit einem Oscar ausgezeichneten Johnny Cash-Biopic „Walk the Line“ (siehe Filmarchiv) dem Western-Genre zu. Dafür wählt er das Remake eines Westerns aus dem Jahre 1957: „3:10 to Yuma“, der vor einem halben Jahrhundert unter dem Titel „Zähl bis drei und bete“ ins deutsche Kino kam.

Mangolds im Original ebenfalls „3:10 to Yuma“ betitelter Spielfilm, den der deutsche Verleih unter dem Namen „Todeszug nach Yuma“ ins Kino bringt, handelt von zwei gegensätzlichen Männern: von einem rechtschaffenen kleinen Farmer und einem gerissenen Banditen.

Der nach einem tragischen Unfall im Bürgerkrieg als Versehrter aus der Armee entlassene Scharfschütze Dan Evans (Christian Bale) bewirtschaftet mit seiner Frau Alice (Gretchen Mol) und seinen zwei Söhnen eine abgeschiedene Farm in Arizona. Weil diese aber nicht viel abwirft, kann er seine Schulden gegenüber dem Ranchbesitzer kaum bezahlen. Dieser wiederum täte nichts lieber, als die Farmer herauszuwerfen, damit er das Land für den Ausbau einer Eisenbahnstrecke verkaufen kann.

Evans wird Zeuge eines Raubüberfalls auf die Postkutsche durch den berüchtigten Ben Wade (Russell Crowe) und seine Bande. Wenig später kann Evans sogar dem Sheriff helfen, Wade gefangen zu nehmen. Für 200 Dollar, die er zur Begleichung seiner Schulden dringend benötigt, lässt sich der ehemalige Scharfschütze anheuern, zusammen mit ein paar Freiwilligen Wade zu einem Ort namens Contention zu bringen, der drei Tagesritte entfernt liegt. Dort soll der legendäre Räuber in einen Zug zum Staatsgefängnis nach Yuma einsteigen, der um Punkt 3 Uhr 10 nachmittags abfährt.

Der kleinen, vom alten Kopfgeldjäger McElroy (Peter Fonda) angeführten Truppe droht nicht nur durch Wades Komplizen Gefahr, die auf eine günstige Gelegenheit zum Angreifen warten, sondern auch durch Wade selbst. Denn sogar gefesselt versteht es der charismatische Bandit hervorragend, jede menschliche Schwäche seiner Bewacher zu seinem Vorteil zu nutzen.

Trotz der grundsätzlich klassischen visuellen Umsetzung, fügt Mangold auch moderne Elemente in seinen Film ein. So fängt die Kamera von Phedon Papamichael nicht nur Landschaften in Cinemascope ein. Dazu führt der Kameramann aus: „Es geht nicht um die Szenerie, die Landschaft und Reichweite. Wir wollten ein raueres, erdigeres Gefühl erzeugen. Menschen werden unerwarteterweise Schicksalsschlägen ausgesetzt. Wir haben viel mit einer Handkamera gearbeitet.“

Auch die Musik, die eher an die „Italowestern“ der 60er und 70er Jahre als an klassische Western angelehnt ist, trägt zum Eindruck bei, dass „Todeszug nach Yuma“ kein klassischer Western ist, in dem die Guten von den Bösen schon rein äußerlich unterschieden werden können. Dies liegt hauptsächlich in den komplexen Figuren sowie in der Wahl der Schauspieler, die sie darstellen.

Denn der brutale Postkutschenräuber Ben Wade besitzt auch kultivierte Eigenschaften: Er ist in der Lage, auf seinem Zeichenblock Naturstudien festzuhalten, oder sich auch mit einer Dame gepflegt zu unterhalten. Auf Evans 15-jährigen Sohn wirkt er so anziehend, dass der Junge aus reiner Bewunderung dem Trupp heimlich folgt. Mit Russell Crowe besetzt Regisseur James Mangold den Banditen mit einem Schauspieler, der für den Zuschauer eine Identifikationsfigur liefert. Darin folgt allerdings auch dem Originalfilm aus dem Jahre 1957, als der Bandit von Publikumsliebling Glenn Ford verkörpert wurde.

Christian Bale gestaltet seinen Dan Evans ebenso komplex: Aus dem Bürgerkrieg trägt er eine Verletzung, die ihn zu einer zerrissenen Gestalt hat werden lassen. Im psychologischen Duell mit dem durchtriebenen Outlaw legt er seine Passivität ab. Denn nur dadurch, dass er über sich hinaus wächst, kann er seinen Sohn für sich gewinnen. Damit enthält „Todeszug nach Yuma“ aber auch ein weiteres Element des klassischen Kinos: eine berührende Vater-Sohn-Geschichte.
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