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José GarcÃa Foto: Constantin In den neunziger Jahren sorgten etliche John Grisham-Verfilmungen für einen Aufschwung des âJuristen-Thrillersâ, bei dem Sydney Pollacks âDie Firmaâ (1993) den Anfang machte. Meistens inszeniert dieses Filmgenre einen Kampf David gegen Goliath, sprich kleiner Anwalt gegen die Machenschaften einer groÃen Firma, wobei etwa in Steven Zaillians âZivilprozessâ (âA Civil Actionâ, 1998) sowie in Steven Soderberghs âErin Brockovichâ (2000) solche Machenschaften in Umweltverbrechen bestehen. In Tony Gilroys Regieerstling âMichael Claytonâ, der für den diesjährigen Oscar in sieben Kategorien nominiert wurde (von denen er in einer gewinnen konnte), steht ebenfalls eine Zivilklage gegen einen mächtigen Konzern wegen Grundwasservergiftung im Mittelpunkt: Das Chemieunternehmen âU/Northâ sieht sich mit einer Sammelklage von Landwirten konfrontiert. Die Rechtsanwälte des Konzerns versuchen auf dem Weg des auÃergerichtlichen Vergleichs eine Verurteilung abzuwenden, die nicht nur âU/Northâ, sondern auch die Anwaltskanzlei in ihrer Existenz bedrohen könnte. Obwohl die Geschichte im Kern also keineswegs neu ist â sogar die Auflösung erinnert unweigerlich an Oliver Stones âWall Streetâ (1987) â, erhält Gilroys Inszenierung durch deren Blickrichtung jedoch Eigenständigkeit. Denn getreu seinem Filmtitel erzählt âMichael Claytonâ konsequent aus der Perspektive seines Protagonisten. Dazu setzt Drehbuchautor und Regisseur Tony Gilroy einen wiederum genretypischen Kniff ein: âMichael Claytonâ beginnt mittendrin in seiner Story. An einem frühen Morgen hält eine schwere Limousine auf einer einsamen LandstraÃe an. Ein Mann mittleren Alters (George Clooney) steigt, angezogen von einer Gruppe Pferde, aus dem Wagen aus. Er ersteigt einen Hügel, um die Tiere aus der Nähe zu betrachten, als ihn plötzlich eine Explosion aus der Idylle reiÃt: Sein Auto ist von einem Sprengsatz zerstört worden. Nun folgt die Einblendung âVier Tage zuvorâ. Die Geschichte kann von vorne beginnen. Aber der Zuschauer weià bereits: Die Autoexplosion gehört zu den Schlüsselszenen des Filmes. âMichael Claytonâ liefert eine Art Charakterstudie seines Titelhelden. Der ehemalige brillante Staatsanwalt Michael Clayton arbeitet als âAusputzerâ in einer groÃen New Yorker Anwaltskanzlei: Er kümmert sich um die kleineren und gröÃeren Ausrutscher der Kunden und Mitarbeiter. Dass der einstige hoffnungsvolle Jurist eine solche âDrecksarbeitâ tut, die ihn nicht zum Teilhaber der Firma werden lässt, hat seine Gründe im Privatleben: Clayton ist Spieler und geschieden. Nachdem er mit einem Restaurant Pleite gemacht hat, sitzt er auf einem Berg Schulden. Diese Pechsträhne könnte allerdings bald ein Ende haben. Denn Claytons Chef Marty Bach (Sydney Pollack) beauftragt ihn mit einem besonders sensiblen Fall: Der Prozessbevollmächtigte der Kanzlei Arthur Edens (Tom Wilkinson) ist bei einer Zeugenvernehmung ausgerastet, ja er scheint die Seiten gewechselt zu haben. Was weder Marty Bach noch die skrupellose Justitiarin des beklagten Konzerns Karen Crowder (Tilda Swinton) hinnehmen können. Michael Clayton ergreift die Chance, ein saftiges Erfolgshonorar auszuhandeln für seine Bemühungen, Kollege Edens zur Räson zu bringen. Mit einem deutlichen Gespür für Spannung gelingt es dem Regisseur, die verschiedenen Mosaiksteinchen aus dem Verwirrspiel zusammenzufügen, so dass die im Kern nicht neue Geschichte vom Kampf eines Rechtsanwalts gegen die Verschleierungstaktik eines GroÃkonzerns den Zuschauer fesselt. Es sind aber nicht nur die schauspielerischen Leistungen von Georges Clooney und Tilda Swinton in ihrer mit dem Oscar ausgezeichneten Nebenrolle, die wesentlich zum Gelingen dieses Thrillers beitragen. Darüber hinaus spricht âMichael Claytonâ moralische Fragen an, ohne in den Moralismus etwa von âErin Brockovichâ zu verfallen. Denn Michael Clayton ist keineswegs ein strahlender Held im moralischen Sumpf. Im Laufe der Handlung erhält er indes die Gelegenheit, aus einem System auszuscheren, in dem die Gier nach Geld über moralischen Fragen steht. âMichael Claytonâ stellt letztlich die Frage, ob ein Einzelner seiner Verantwortung gegenüber seinem Gewissen gerecht werden kann. |
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