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José GarcÃa Foto: Universal Bekanntlich lieà sich Heinrich VIII. von seiner Ehefrau Katharina von Aragon scheiden. Die Scheidung hatte den Bruch mit der katholischen Kirche zur Folge, da sich der Papst weigerte, Heinrichs Ehe zu annullieren. Heinrich heiratete daraufhin im Mai 1533 Anne Boleyn, die zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger war. Die Ehe dauerte jedoch lediglich drei Jahre: Im Mai 1536 wurde Anne wegen mehrfachen Ehebruchs und Hochverrats hingerichtet. Weniger bekannt dürfte es allerdings sein, dass Heinrich vorher (etwa 1521¬-1525) mit Annes älterer Schwester Mary Boleyn eine Liebesbeziehung unterhielt. Die königlichen Liebesaffären lieferten der amerikanischen Autorin Philippa Gregory die historische Folie für ihren Roman âThe Other Boleyn Girlâ (2001, deutsche Ausgabe âDie Schwester der Königinâ, 2004). Basierend auf Gregorys Roman konzentriert sich Justin Chadwicks gleichnamiger Spielfilm auf die Rivalität zwischen den Schwestern Mary und Anne Boleyn um die Gunst des Königs Heinrich VIII. Eine historische Lehrstunde mag âDie Schwester der Königinâ kaum bieten. Dass Kardinal Wolsey einmal, Thomas Morus kein einziges Mal erwähnt wird, trägt sicherlich kaum dazu bei, der Zeit gerecht zu werden im Gegensatz zu Fred Zinnemanns âEin Man zu jeder Jahreszeitâ (siehe Filmarchiv). Justin Chadwicks Spielfilm setzt stattdessen auf ein psychologisches Duell zwischen den beiden Schwestern. Eingebettet ist dieser Konflikt in ein Spinnennetz aus Intrigen und politischem Kalkül. Als sich abzeichnet, dass Königin Katharina von Aragon (Ana Torrent) keinen männlichen Thronfolger gebären wird, hält König Heinrich VIII. (Eric Bana) offenkundig Ausschau nach einer Mätresse. Für den Herzog von Norfolk (David Morrissey) eine willkommene Gelegenheit, Macht und Einfluss der Familie zu stärken. Er lädt den König ins Hause seiner Schwester (Kristin Scott Thomas) und seines Schwagers Thomas Boleyn (Mark Rylance) ein. Heinrich VIII. soll von Anne Boleyn (Natalie Portman) beeindruckt werden. Es kommt jedoch anders: Der König verliebt sich in Annes Schwester Mary (Scarlett Johansson). Die gesamte Familie wird an den königlichen Hof gerufen. Dort wird Mary auch die Geliebte des Königs. Ãberraschenderweise verliebt sie sich auch in ihn. Obwohl Anne zunächst nach Frankreich geschickt wird, kehrt sie im richtigen Augenblick nach England zurück, als der König Mary überdrüssig geworden ist. Anne intrigiert solange, bis ihre Schwester vom Hof verbannt wird, und sie ihre Stelle angenommen hat. Allerdings will Anne viel mehr: Sie will Königin werden. Justin Chadwicks Spielfilm wandert auf einem schmalen Grat zwischen Shakespeare-Drama und Kostümschinken in üppiger Ausstattung. Eines wird indes überdeutlich: Wenn Anne von der âkorrupten römischen Kircheâ spricht, um Heinrich zum Bruch mit dem Papst zu bewegen, geschieht dies aus purer Berechnung. âDie Schwester der Königinâ unterstreicht ebenfalls, dass nicht Staatsräson, sondern die Leidenschaft Heinrich VIII. in seiner Entscheidung lenkte. Es ist bezeichnend, dass in diesem Eifersuchts- und Machtspiel Katharina von Aragon die einzige positiv besetzte Figur bleibt. |
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