JELLYFISH – VOM MEER GETRAGEN | Meduzot
Filmische Qualität:   
Regie: Etgar Keret, Shira Geffen
Darsteller: Sarah Adler, Nikol Leidman, Gera Sandler, Noa Knoller, Naama Nissim, Ma-nenita De Latorre
Land, Jahr: Israel / Frankreich 2007
Laufzeit: 78 Minuten
Genre: Dramen
Publikum: ab 12 Jahren
Einschränkungen: --
im Kino: 3/2008


José García
Foto: Arsenal

In „Jellyfish – Vom Meer getragen“ werden drei parallel laufende, aber eigenständige Kurzgeschichten verknüpft, die jeweils eine Frau in den Mittelpunkt stellen.

Keren (Zharira Charifai) bricht sich ein Bein bei ihrer eigenen Hochzeitsfeier, so dass die Hochzeitsreise in die Karibik abgesagt werden muss. Diese wird kurzerhand in ein Tel Aviver Hotel verlegt, wo ihr Mann Michael (Gera Sandler) eine geheimnisvolle Dichterin kennen lernt, die in der Hochzeitssuite wohnt.

Batya (Sarah Adler) hat sich kürzlich von ihrem Freund getrennt. Sie arbeitet als Kellnerin in dem Hotel, wo Keren und Michael ihre Hochzeit gefeiert haben. Eines Tages findet Batya am Strand ein kleines, nur mit Badehose und Schwimmring bekleidetes Mädchen, das aus dem Meer gekommen zu sein und von niemandem vermisst zu werden scheint. Durch das Kind erinnert sich Batya an ihre eigene Kindheit.

Die Philippinin Joy (Ma-nenita De Latorre) arbeitet als Pflegerin, um sich die Rückkehr in ihre Heimat zu finanzieren. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als ihrem kleinen Sohn ein Spielzeugboot zum Geburtstag in die Heimat schicken zu können. Unbeabsichtigt führt sie bei einer alten Dame eine Versöhnung mit deren exzentrischer Tochter herbei.

Dass alle drei Frauen wie in einem Schwebezustand zwischen Traum und Realität leben, verdeutlicht das Regisseur-Gespann Etgar Keret und Shira Geffen vor allem durch die Figur des kleinen Mädchens. Ein Super-8-Film mit Kindheitserinnerungen, den Batya einer Freundin zeigt, rekonstruiert die Szene mit dem kleinen, geheimnisvollen Mädchen – und wirft die Frage auf, ob dieses nicht Batya selbst sein könnte.

Dadurch erhält „Jellyfish – Vom Meer getragen“ eine symbolisch-metaphorische Ebene: „Alle Personen des Films fühlen sich von jemandem verlassen, und warten in gewisser Weise darauf, dass man sie holt“, führt dazu Etgar Keret aus.

Dass die drei Erzählungen in Tel Aviv angesiedelt sind, hat auch laut Keret eine tiefere Bedeutung: „In Tel Aviv besteht eine sehr starke Spannung zwischen der Stadt und dem Meer, das erinnert mich an den Gegensatz zwischen Rationalität und dem Unterbewussten: Trotz all unserer Bemühungen, den Verstand obsiegen zu lassen – verkörpert durch die urbane Zivilisation – setzt sich das Irrationale durch.“
Diese Aussage könnte den Schluss nahe legen, dass der Film konstruiert wirkt, zumal bereits der Titel „Jellyfish“ (englisch für „Qualle“) darauf anspielt, dass die drei Frauen wie Medusen durch ihr Leben dahintreiben. Dies wird allerdings durch die skurrilen Situationen aufgewogen, die Shira Geffen und Etgar Keret immer wieder einzufangen wissen.
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