ABGEDREHT | Be Kind Rewind
Filmische Qualität:   
Regie: Michel Gondry
Darsteller: Jack Black, Danny Glover, Mos Def, Mia Farrow, Melonie Diaz, Paul Dinello, Marcus Carl Franklin, Sigourney Weaver
Land, Jahr: USA 2007
Laufzeit: 101 Minuten
Genre: Komödien/Liebeskomödien
Publikum:
Einschränkungen: --
im Kino: 4/2008
Auf DVD: 9/2008


José García
Foto: Senator

Insbesondere in den achtziger Jahren lieferten bekannte Filmregisseure ihre jeweilige Hommage ans Kino, von Woody Allens „The Purple Rose of Cairo“ (1985) über Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ (1987) bis zu Giuseppe Tornatores „Cinema Paradiso“, der 1990 den Oscar als bester nichtenglischsprachiger Film gewann.

Zeichneten sich diese Filme durch eine melancholische Grundstimmung aus, so startet nun im deutschen Kinoprogramm eine Komödie von Michel Gondry, die eine höchst eigenwillige, aber auch vergnügliche Hommage an das Kino und auf die „gute alte“ VHS-Kassette bietet.

Denn im Mittelpunkt des Filmes „Abgedreht“ (Original: „Be Kind Rewind“) steht die uralte Videothek von Mr. Fletcher (Danny Glover) mit dem Namen „Be Kind Rewind“ („Sei nett, spul den Film bitte zurück“). Der Name hat natürlich nur einen Sinn, wenn dort lediglich uralte VHS-Kassetten statt DVDs verliehen werden. Dementsprechend setzt sich Mr. Fletchers Bestand aus Filmen zusammen, die etwa zwanzig Jahre zuvor Hollywood-Blockbuster waren.

Stehen geblieben scheint die Zeit nicht nur in Fletchers Videoladen, sondern auch im ganzen Städtchen Passaic, einer (real existierenden) Kleinstadt im Bundesstaat New Jersey westlich von New York. Hier erzählt man sich vornehmlich die Geschichte vom legendären Jazzpianisten Fats Waller, der vor 100 Jahren im Mr. Flechters Haus geboren sein soll (Der echte Fats Waller wurde freilich in Haarlem geboren).

Als sich Mr. Fletcher auf eine Fats-Waller-Gedächtnisreise begibt, überlässt er die Videothek seinem Ziehsohn Mike (Mos Def). Mikes bester Freund Jerry (Jack Black) arbeitet in einer ebenfalls heruntergekommenen Autowerkstatt schräg gegenüber vom Videoladen. Neben der Werkstatt befindet sich ein Elektrizitätswerk, von dem laut Jerry gefährliche Strahlung ausgeht, weshalb er einen Anschlag auf das Kraftwerk plant. Beim Sabotageakt kommt es leider zu einer Panne, und Jerry bleibt von einem elektromagnetischen Feld umgeben.

Jerrys elektromagnetische Ladung löscht den Inhalt der Videobänder in Mr. Flechters Laden. Als Miss Falewicz (Mia Farrow) den Klassiker „Ghost Busters“ ausleihen möchte, verfallen die zwei Freunde auf die „geniale“ Idee, den Film „nachzudrehen“.

Ähnlich Woody Allens „Schmalspurganoven“ („Small Time Crooks“, 2000), in dem eine zur Tarnung eines Bankeinbruchs geöffnete Bäckerei zum Trendladen wird, vor dem die Menschen Schlange stehen, bilden sich auch vor „Be Kind Rewind“ endlose Schlangen, in die sich auch New Yorker einreihen, um die von deren Erfindern so genannten „geschwedeten“, also nachgedrehte Filme – „King Kong“, „Men in Black“ „2001“, „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ usw. – auszuleihen.

Michel Gondry, der in seinen früheren Filmen „Vergiss mein nicht!“ („Eternal Sunshine of the Spotless Mind“, siehe Filmarchiv) oder „The Science of Sleep“ seine eigenwillige Mischung aus Fantasie und Realität unter Beweis gestellt hatte, geht in „Abgedreht“ ebenfalls von einer skurrilen Idee aus.

Die Parodien auf bekannte Filme in schneller Aneinanderreihung sind Regisseur Gondry denn auch gelungen. Schade nur, dass die Exposition des Filmes, die sich eher durch Albernheiten auszeichnet, zu lange geraten ist.

„Abgedreht“ bietet allerdings mehr als nur ein paar gelungene Parodien. So verteilt Michel Gondry Seitenhiebe auf die Filmindustrie, insbesondere auch auf deren restriktive Copyright-Politik: Der Erfolg von den „geschwedeten“ Filmen ruft auch das FBI auf den Plan. Weil „Piraterie die Filmindustrie zerstört“, verlangt FBI-Agentin Ms. Lawson (Sigourney Weaver), dass die selbst gedrehten Filme zerstört werden. Was auch als Selbstzitat gelten kann, spielte doch Sigourney Weaver eine der Hauptrollen im „originalen“ „Ghost Busters“ (1984).

Indem daraufhin Mike und Jerry auf die Idee verfallen, mit Hilfe ihrer Nachbarschaft einen Film über das Leben des Jazzpianisten Fats Waller im Stil der 30er Jahre zu drehen, beschwören sie „die Magie des Kinos“ herauf. Damit erhält „Abgedreht“ eine neue Ebene – die der nostalgischen Hommage an das alte Kino.

Michel Gondrys Film lebt von grandiosen Nebendarstellern: Außer den bereits genannten Schauspielern wäre hier noch die weitgehend unbekannte Melonie Diaz zu nennen, die als Assistentin Alma die Freunde unterstützt.
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